0565 - Jetzt kommt dich der Satan holen
bitten, daß Sie mir nichts von Ihrer gegenseitigen Bekanntschaft verraten?«
»Dafür wäre sie ja wohl entschieden zu spät dran gewesen!«
»Nicht jeder kann alles wissen und überblicken«, sagte Zamorra. »Möchten Sie meine Neugierde nicht doch stillen?«
»Nein!«
Es klickte. Madame Genesse hatte aufgelegt.
Zamorra sah Nicole an.
»Vor einer Viertelstunde erst«, sagte er. »Das bedeutet…«
»Daß sie nicht verschwunden ist«, erwiderte Nicole.
»Und«, fuhr Zamorra fort, »daß sie sich vermutlich noch in der Wohnung aufhält!«
Im gleichen Moment knackte die Wohnungstür. Ein Schlüssel drehte sich.
»Sie flüchtet!« stieß Nicole hervor.
Sie stürmte auf den Korridor hinaus. Versuchte die Wohnungstür aufzureißen.
Das funktionierte nicht, die Tür war von außen abgeschlossen worden.
Nicole benutzte die Strahlwaffe als Schlüssel. Blitzschnell schaltete sie von Betäubung auf Laser um und zerschmolz das Schloß.
Ein Schaden, der sich beheben ließ.
Aber jetzt konnte man die Tür wenigstens wieder öffnen - wenn auch bis zur Reparatur nicht mehr schließen. Darauf kam es jedoch weder Nicole noch Zamorra noch an.
Gerade schloß die Lifttür.
Die Anzeige verriet, daß der Fahrstuhl nach unten unterwegs war.
Zamorra fiel nicht darauf herein.
Er lauschte und hörte Schritte auf der Treppe.
Die Schritte bewegten sich hastig nach oben.
Wie in einem schlechten Film, durchzuckte es den Dämonen-Jäger. Da flüchtet man auch grundsätzlich immer nach oben, um dann spektakulär aus dem Fenster oder vom Dach zu stürzen - dabei ist eine Flucht nach oben das Saublödeste, was jemand tun kann, wenn er verfolgt wird! Ein Dach hat keinen Fluchtweg…
Auf der fünften Stufe blieb er stehen.
Filme haben noch nie der Realität entsprochen…!
Die Flüchtige war doch auf dem Weg nach unten! Die Schritte, die Zamorra hörte, gab es in Wirklichkeit nicht. Sie wurden ihm suggeriert, damit er in die falsche Richtung lief!
»Hierbleiben und aufpassen!« rief er Nicole zu und stürmte wieder nach unten. »Falls sie doch nach oben unterwegs ist und irgendwann gelangweilt umkehrt…«
Er selbst war schon eine halbe Etage tiefer.
Der Lift kam gerade im Parterre an, interessierte Zamorra aber nicht. Garantiert hatte Elaine Banard ihn nicht benutzt. Sie nahm die Treppe.
Zamorra auch. Vier Stufen auf einmal waren kein Problem. Er hetzte abwärts und nahm sich in jeder Etage die Zeit, nach rechts und links in den Korridor zu spähen.
Ergebnislos.
Dann war er unten. Die Liftkabine war auch schon angekommen, und die flüchtende Frau war nicht wieder nach oben gefahren, um Zamorra auszutricksen.
Aber dann hörte Zamorra den automatischen Schließer der Haustür.
Er stürmte hin, riß die Tür auf.
Vor dem Haus sprang gerade jemand in ein parkendes Auto.
Der Wagen war Zamorra vorhin schon aufgefallen, weil er eigentlich nicht so richtig in diese Wohngegend paßte. Wer konnte sich schon einen Lamborghini Diablo leisten? Bestimmt niemand, der in einer dieser kleinen Mietwohnungen hauste!
Der Zwölfzylinder-Motor des italienischen Supersportwagens brüllte auf. Mit durchdrehenden Rädern schoß er davon.
Im nächsten Moment war Zamorra schon am Renault Safrane. Während er in den Wagen sprang, fragte er sich, ob er nicht wieder einer Täuschung erlegen war. Hatte die Frau, die in den Sportwagen gesprungen war, wirklich langes, wallendes Blondhaar gehabt? Und hatte nicht Elaine Banard einmal - zumindest Marie-Claires Aussage zufolge - eine blonde Perücke getragen?
Zamorra startete den Dienstwagen.
Auf freier Strecke hätte er es niemals geschafft, den Lamborghini einzuholen, doch im hageldichten Stadtverkehr konnte der Sportwagen seine überragende Fahrleistung kaum ausspielen. Zamorra hatte mit seinem Wagen da die besseren Karten.
Unter dem Sitz fand er das Blaulicht mit dem Magnetfuß! Genau da, wo es sich auch in Pierre Robins Dienstwagen befand! Und der Schalter, der die normale Hupe auf Polizeisirene umstellte, war ebenfalls an der gleichen Stelle wie bei Robins Citroën, Daß er sich gerade des Mißbrauchs von hoheitlichen Sonderzeichen schuldig machte, daran dachte Zamorra nicht. Er senkte das Fenster, setzte das Blaulicht aufs Dach und schaltete die Hupe um, Licht an, und schon jagte der zivile Polizeiwagen mit Weihnachtsbeleuchtung hinter dem Lamborghini her.
Der Zweck heiligt die Mittel, sagte er sich, und wenn ihm die Vorsehung schon diese Vorteile in die Hand gab, wäre er ein Narr gewesen,
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