0565 - Jetzt kommt dich der Satan holen
Marie-Claire existierte ebenfalls noch, sie benötigte allerdings etwas mehr Zeit, um ans Telefon zu kommen, als vor ihr Darlene Mott.
»Na schön, fahren wir jetzt zu Banard. Hoffentlich finden wir tatsächlich einen Hinweis. Sonst können wir nämlich das Lied von den zehn kleinen Negerlein singen - sofern wir selbst lange genug übrigbleiben, um die vorletzte und letzte Strophe zu beginnen…«
***
Den Lift mied Zamorra, denn er war nicht besonders daran interessiert, diesmal von einer verbesserten Version des Feuer-Tricks überrascht zu werden. Aber auf der Treppe grinste er Nicole an und schlug vor, doch auch eine Etage tiefer anzuklingeln.
»Vielleicht haben wir Glück und können das Trio wieder bei heißen Sexspielen stören…«
Nicole tippte sich an die Stirn. »Vergiß es, du Lustmolch! Vielleicht sollte ich dir ’ne Eintrittskarte für das Moulin Rouge kaufen.«
»Das ist aber in Paris, und wir sind hier in Bordeaux.«
»Ist das etwa meine Schuld?« fragte Nicole. »Dieses Trio mit seinen seltsamen Ansichten über Liebe, Ehe und Sex sollte uns nur dahingehend interessieren, daß die gute Jeanne mit zwei der Verschwundenen intim war. Allerdings mit dem dritten hatte sie seltsamerweise nichts am Hut, und auch an Marcel äußerte sie kein entsprechendes Interesse, weil der angeblich seinem Eheweib zu treu ergeben sei…«
»Teufel auch«, entfuhr es Zamorra. »Einer von uns sollte vielleicht seiner Frau schonend beibringen, daß er verschwunden ist.«
»Weck noch keinen schlafenden Löwen. Vielleicht kriegen wir ja noch alles in den Griff.«
Zamorra preßte die Lippen zusammen.
Teufel auch, hatte er gerade gesagt. Hatten nicht die betroffenen Ehepartner der Verschwundenen davon gesprochen, ihr angetrautes Gespons zuweilen zum Teufel gewünscht zu haben?
»Nici, ob Madame Britain ihren Göttergatten zwischendurch auch mal zum Teufel gewünscht hat?«
Überrascht blieb Nicole auf dem Treppenabsatz stehen. »Wie kommst du ausgerechnet darauf? - Oh, verflixt, sollten hier plötzlich Wünsche Wirklichkeit werden? Dann dürfen wir uns noch auf einige Gemeinheiten gefaßt machen…«
***
Die Banard-Wohnung war weder abgeschlossen noch versiegelt. Daran hatte gestern offenbar niemand mehr gedacht. Also war es für Zamorra und Nicole auch kein Problem, die Wohnung zu betreten.
»Ein Paradies für Diebe«, sann Nicole. »Vielleicht sollten wir - wenn wir wieder gehen - hinter uns abschließen und den Schlüssel bei der Polizei deponieren.«
»Lieber in einem Schließfach«, widersprach Zamorra. »Vorläufig zumindest. Ich möchte nämlich nicht gern erklären müssen, wo sich ein gewisser Kommissar jetzt aufhält. Den Wagen können wir einfach stehenlassen, irgendeine Streife wird ihn schon finden, aber…«
»Wonach suchen wir hier eigentlich?« unterbrach ihn Nicole.
Zamorra zuckte mit den Schultern. »Frag mich was Leichteres…«
Im Wohnzimmer stand das Telefon. Es war ein Modell mit Display-Anzeige für Rufnummern, Sprechzeit und verbrauchte Gebühreneinheiten. Weshalb sich Zamorra plötzlich ausgerechnet für dieses Gerät interessierte, konnte er selbst nicht sagen.
Er aktivierte die Wahl Wiederholung. Das Display zeigte eine Zahlenkette, die ihm bekannt vorkam.
Er selbst hatte diesen Anschluß erst vor ein paar Minuten angerufen, von der Telefonzelle aus!
»Hallo?« hörte er im nächsten Moment Marie-Claire Genesses Stimme.
»Zamorra«, meldete er sich.
»Sie schon wieder? Was wollen Sie noch?«
»Sagten Sie nicht bei unserem Gespräch, daß Ihnen der Name Banard -Elaine Banard - unbekannt ist?«
»Ja. Und?«
»Das bezweifle ich - weil Sie vom Apparat der Banards aus angerufen worden sind!«
Sekundenlang war Stille, dann kam es zurück: »Woher wollen Sie das wissen?«
»Von Elaine Banard«, behauptete Zamorra.
»Wenn sie das gesagt hat, lügt sie!«
»Sie hat es nicht gesagt«, gestand Zamorra. »Aber ich habe Sie gerade von ihrem Apparat aus per Wahlwiederholung angerufen. Genügt Ihnen das?«
Marie-Claire murmelte etwas Unverständliches.
»Was, bitte, sagten Sie gerade?« hakte Zamorra nach.
»Ja«, fauchte Marie-Claire. »Schon gut, es stimmt. Sie hat mich angerufen.«
»Wann war das? Und worum ging es?«
»Vor einer Viertelstunde, und - sagen Sie mal, Professor, was geht Sie das eigentlich an? Ich fühle mich nicht verpflichtet, Ihnen Auskunft zu erteilen!«
»Richtig erkannt. Aber was ich wissen will, weiß ich mittlerweile sowieso. Wollte Elaine Banard Sie
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