0565 - Jetzt kommt dich der Satan holen
lebt. Er kann mich doch nicht einfach allein lassen! Ich liebe ihn doch!«
»Liebt er auch Sie?« fragte Nicole.
»Selbstverständlich!« fuhr Marie-Claire auf.
»Bei den anderen Verschwundenen war das gar nicht so selbstverständlich.«
Marie-Claire nahm es stirnrunzelnd hin. Sie konnte mit den Namen Jeanne, Colette und Benedict nichts anfangen, und auch von Alexander und Darlene Mott hatte sie ebensowenig gehört wie von Henri und Elaine Banard. Aber einmal fiel während der Unterhaltung das Wort ›Hexe‹.
Das ließ drei Menschen aufhorchen.
»Wer soll denn diese Hexe sein, Madame Genesse?« hakte Nicole nach.
»Habe ich wirklich Hexe gesagt?« Sie zuckte mit den Schultern. »Dieses Biest versuchte vor einem Vierteljahr, mir meinen Mann abspenstig zu machen! Aber das habe ich ihr gehörig versalzen…«
»Hat dieses… Biest auch einen Namen?«
Hatte das Biest für Marie-Claire Genesse nicht. Sie kannte nur das Aussehen dieses Biestes, aber Nicole, die hoffte, in der Beschreibung Jeanne oder wenigstens Colette wiederzuerkennen, wurde enttäuscht, die Beschreibung paßte eher auf - Elaine Banard?
»Einmal habe ich sie auch gesehen, da trug sie eine blonde Perücke«, ergänzte Marie-Claire. »Ich hätte sie fast nicht wiedererkannt, aber es war eindeutig ihr Gesicht. Das Kunsthaar fiel ihr bis fast auf die Hüften. Als sie dann in der Nacht wieder heimlich meinen Mann traf, trug sie wieder ihr natürliches Haar.«
»Haben Sie dafür gesorgt, daß die Beziehung zwischen dieser Frau und Ihrem Gatten ein Ende fand?«
»Und wie ich dafür gesorgt habe! Nach Einzelheiten können Sie mich mal fragen, wenn Sie selbst Probleme dieser Art haben, aber bitte nicht in diesem offiziellen Verhör! Gibt es eine Chance, daß Jean-Poul noch lebt und daß Sie ihn finden können?«
»Vielleicht…«
Als sie wieder draußen im Auto saßen, knurrte Britain: »Es wird immer verwirrender! Diese blonde Perücke, die erinnert mich doch an das Aussehen von Darlene Mott, dieser fleischlichen Inkarnation einer Barbie-Puppe… Wieso hat Madame Genesse bei der ersten Befragung nichts davon erzählt?«
»Vermutlich, weil du sie nicht danach gefragt hast, Kommissar«, sagte Zamorra.
Britain drehte sich auf dem Fahrersitz zu ihnen herum. »Habt ihr noch mehr dieser Überraschungen auf Lager?«
»Was meinst du damit?« fragte Zamorra.
»Diese ganzen Befragungen - was haben sie euch gebracht? Ihr habt euch unterhalten, wie ich es dienstlich nicht tun würde. Und ich bin mir zudem sicher, daß euch dabei Dinge aufgefallen sind, die ich nicht bemerkt habe. Ihr denkt anders als ich, ihr denkt - magisch. Es gibt eine Verbindung zwischen den Fällen, nicht wahr?«
»Was wirst du jetzt unternehmen?« fragte Nicole.
Britain verdrehte die Augen.
»Logischerweise nichts - solange ihr mir keinen reinen Wein einschenkt. Was ist euch aufgefallen, was mir entgangen ist?«
Zamorra zuckte mit den Schultern.
»Bevor wir dir antworten, laß mich ein Telefongespräch führen«, bat er. »Gibt es hier in der Nähe eine Telefonzelle? Autotelefon hast du in deinem Dienstwagen ja seltsamerweise nicht - das hat sogar Pierre, trotz des knappen Lyoner Etats.«
»Telefonzellen gibt’s überall«, sagte Britain. »Wen willst du anrufen?«
»Aussage verweigert. Ich möchte mich nicht blamieren!«
Britain steuerte den nächsten öffentlichen Fernsprecher an. Zamorra verlor keine Zeit damit, im arg zerrupften Telefonbuch nach dem Eintrag Alexander Mott zu suchen. Vermutlich war genau diese Seite - wie üblich - von einem Witzbold herausgerissen worden. Statt dessen wählte Zamorra die Vermittlung und ließ sich weiterschalten.
Darlene Mott meldete sich sofort, gerade so, als hätte sie direkt neben dem Telefon gesessen und auf den Kontrollanruf gewartet.
Zamorra hatte kaum damit gerechnet, sondern war schon fast davon ausgegangen, daß die Frau jetzt ebenso spurlos verschwunden war wie Elaine Banard.
Er stellte irgendeine überflüssige Frage, als Alibi für seinen Anruf, achtete kaum auf die Antwort, legte auf und wandte sich wieder zur Straße um.
Nicole stand neben dem Safrane.
Und hielt eine Waffe in der Hand!
Sie fuhr herum, als sie aus den Augenwinkeln Zamorras Annäherung bemerkte.
»Was ist los?« stieß der Parapsychologe überrascht hervor.
»Marcel«, keuchte Nicole. Auf ihrer Stirn perlte der Schweiß. »Der Teufel hat ihn geholt - vor meinen Augen …«
***
Zamorra legte seinen Arm um ihre Schultern und zog sie an sich. Für ein
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