0566 - Hexenreich
traue ihnen ohne weiteres zu, daß sie dich besuchen werden.«
»Weshalb sollten sie das?«
»Nach meinem Wissen hängt es mit den Plänen dieser Margareta zusammen. Glaub mir.«
»Was weißt du über ihre Pläne, John?«
»Nichts oder nicht viel, das gebe ich zu. Aber ich kann mich auf mein Gefühl verlassen und auf das Kreuz. Als ich zusammen mit Suko in diesem Lokal saß, hat es mich gewarnt. Und diese Warnung nehme ich nicht auf die leichte Schulter. Mein Kreuz hat die Gefahr gespürt. Ich muß damit rechnen, daß sie von Margareta ausgeht. Siehst du das ein, Sheila?«
»Ich kann es nicht. Ich denke zu sehr an Bill. Ich will ihn wieder freihaben.«
»Das wird auch geschehen.«
»Dann bin ich gespannt«, erwiderte sie mit einem spröden Klang in der Stimme.
»Sicher.« Ich bewegte mich auf die Tür zu. Nadine, die Wölfin, schaute mich an. Ich bückte mich und strich mit den gespreizten Fingern durch ihr Fell.
Sheila blieb im Wohnraum zurück wie eine Fremde, während ich zur Tür ging. Als ich sie öffnete, drehte ich mich noch einmal um.
Nein, sie folgte mir nicht, auch die Wölfin blieb zurück.
Grußlos verließ ich das Haus. Und auch kopfschüttelnd, sehr befremdet über die Kälte, die Sheila Conolly ausgestrahlt hatte. So hatte ich sie noch nie erlebt.
Sheila mußte vor Sorge über ihren Mann fast vergehen. Da wurde sie zu einer zweibeinigen Löwin, die um das Leben ihres Partners kämpfte. Sie hätte alles in die Waagschale geworfen.
Ich ebenfalls, so war das schließlich nicht. Nur blieb bei mir ein Rest Mißtrauen zurück. Ich dachte an die Warnung durch mein Kreuz. Es war der wichtigste Indikator für eine schwarzmagische Bedrohung, und die konnte von der Hexe ausgehen, mochte sie sich geben, wie sie wollte.
Neben dem Rover war ich stehengeblieben. Die Tür hatte ich schon aufgeschlossen, sie aber nicht geöffnet.
Mein Blick fiel in den Himmel. Dort konnte ich nichts Unnatürliches entdecken. Er spannte sich glatt und unendlich weit über London hinweg, wolkenfrei, bedeckt von glitzernden Sternenhaufen, die sich wie Diamantsplitter verteilt hatten.
Dahinter, dazwischen und dafür die Unendlichkeit des Alls, das bisher niemand begriffen hatte.
Ich stieg ein, rollte langsam auf den Weg und warf noch einen Blick zum Haus hin.
Niemand winkte mir zum Abschied zu. Zwischen mir und Sheila Conolly stand eine dicke Eisschicht. Das hatte es noch nie gegeben.
Mit einem unguten Gefühl fuhr ich meinem nächsten Ziel entgegen.
Es war das Haus der Sarah Goldwyn. Dort mußte ich mit Suko sprechen.
Zuvor wollte ich, auch wenn es ein Umweg war, an meiner Wohnung vorbeifahren. In diesem Fall spielte der Dunkle Gral eine wichtige Rolle.
Margareta hatte ihn unter allen Umständen gewollt. Den Grund dafür wollte ich über ihn erfahren…
***
Bill Conolly kam sich etwas lächerlich vor, als er sich auf die Lanze stützte und zum wiederholten Mal einen Blick in die Runde warf. Es hatte sich nichts verändert. Auch der Rauch wehte nicht mehr aus den Trümmern. Der Geruch von Verbranntem aber lag nach wie vor über dem Gelände und hatte sich an ihren Nasen festgesetzt.
Jane wußte ebenfalls keinen Rat. Einige Male hatte sie versucht, die in ihr schlummernden Kräfte zu wecken, es war ihr nicht gelungen. Immer wieder stieß sie an eine Barriere.
»Was machen wir?« fragte Bill. »Sollen wir hier bleiben? Auf Margareta warten?«
»Das wäre am besten.«
Bill schaute gegen den blassen Himmel über Aibon. »Dann glaubst du, daß sie zurückkehren wird?«
»Sicher.«
Bill merkte ihr an, daß sie noch etwas hatte sagen wollen, es aber nicht auszusprechen wagte. Er hielt sein Gesicht gegen den Wind, als er leise fragte: »Mit oder ohne John Sinclair?«
Jane Collins wich einer direkten Antwort aus. »Sie will sein Kreuz haben.«
»Wird er es hergeben?«
»Würdest du es tun?« Scharf drehte sie sich zu Bill um, der ihren fragenden Blick auf sich gerichtet sah.
»Ich weiß es nicht. Es kommt darauf an.«
»Das sehe ich auch so. Ich kann mir nicht vorstellen, daß John seine Waffe aus den Händen geben wird. Dabei möchte ich zu gern wissen, welches Spiel hier läuft?«
»Sie hat es uns gesagt.«
Jane legte den Kopf schief. »Glaubst du daran, Bill?«
»Ich weiß es selbst nicht. Eigentlich könnte man ihr ja trauen, aber nur eigentlich«, verbesserte er sich selbst und schüttelte gleichzeitig den Kopf. »Wie es auch kommen wird, Jane, ich nehme alles so hin. Einverstanden?«
»Uns bleibt keine
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