0566 - Hexenreich
hatten keinen anderen Glanz bekommen. Wenn sich eine Gefahr anbahnte, dann war sie für einen Menschen zumindest nicht feststellbar.
Sheila wollte aber sichergehen und durchsuchte – mit Nadine an ihrer Seite – noch einmal den Garten. Spuren entdeckte sie nicht. Danach ging sie wieder zurück in das Haus, hielt sich jedoch nicht im Wohnzimmer auf, sondern ging in den Raum, wo ihr Sohn tief und fest schlief. Wie so oft hatte er sein Kopfkissen zu Boden geworfen, er wollte es nicht haben. Johnny lag halb auf dem Rücken. Sein Mund war zu einem Lächeln verzogen. Vielleicht träumte er etwas Schönes.
Auch Sheila lächelte. Nur wurde es bei ihr eine Grimasse. Zudem rannten ihr kalte Schauer über den Rücken. Sie fror und schwitzte gleichzeitig.
Auf leisen Sohlen verließ sie den Raum. An ihrer Seite blieb Nadine, die urplötzlich unruhig wurde, den Kopf hochwarf und einen wachsamen sowie warnenden Eindruck hinterließ.
»Was ist denn?«
Nadine lief vor. Sie schlug den Weg zum Wohnraum hin ein. Sheila zögerte noch. Furcht umklammerte ihr Herz, das immer stärker pochte. Sie ahnte, daß etwas passiert sein mußte. Nicht umsonst hatte Nadine sie durch ihr Verhalten gewarnt.
Aber was?
Befand sich vielleicht jemand in der Wohnung? War die Hexe zurückgekehrt?
Sheila gab sich einen Ruck, weil sie endlich Bescheid wissen wollte. Sehr schnell betrat sie den großen Wohnraum. Nadine saß nicht weit vom Kamin entfernt. Sie hatte sich einen günstigen Winkel ausgesucht, um die gesamte Fensterfront beobachten zu können.
Auch Sheila schaute hin.
Der Schrei, den sie ausstoßen wollte, blieb ihr im Hals stecken, so sehr hatte sie sich erschreckt.
Dicht hinter dem Fenster, aber noch nicht auf der Terrasse, standen zwei Gestalten.
Kompakte Körper, geduckt, mit Fellen bekleidet und mit schweren Keulen bewaffnet. Sie besaßen breite Gesichter, die im Licht der Außenleuchten ölig glänzten. Die Augen wirkten etwas geschlitzt, ihre Mäuler standen offen, und in den Augen glitzerte der Haß wie kleine Eiskristalle.
Sheila wußte nicht, was sie tun sollte, doch sie hatte von den Dacs gehört, den Bestien, die in Aibon lebten.
Blut- und mordgierige Barbaren die auf Leben keine Rücksicht nahmen. Beide zugleich schwangen ihre mit Nägeln besetzten Keulen und hämmerten gegen die Scheibe…
ENDE des ersten Teils
[1] Siehe John Sinclair Nr. 340 »Alvas Feuerkuß«
[2] Siehe John Sinclair Nr. 565 »Der Tod in seinen Augen«
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