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0566 - Odins Zauber

0566 - Odins Zauber

Titel: 0566 - Odins Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zerquetschte Überreste.
    Gelblicher, stinkender Saft und knisterndes Chitin…
    Die Flügel waren sofort zerbrochen und zeigten sich ihm nur noch als dünne Fasern, die traurig aus dem gelben Brei hervorragten.
    Und wie diese klebrigen Reste stanken!
    Er schleuderte die ekelhafte Masse von sich, und die schleimigen Reste, die an seiner Handfläche und zwischen den Fingern kleben blieben, versuchte er auf der Erde und zwischen den Gräsern und Blättern abzustreifen.
    Er schaffte es fast, aber winzige Reste blieben an der Haut haften, und sie stanken wie Luzifers Pestgärten.
    »Verdammt noch mal…!«
    Daß er laut wurde, war verständlich, allerdings wurde es ihm selbst nicht bewußt.
    Aber plötzlich tauchte jemand vor ihm auf.
    Ein kleinwüchsiger Mann mit gelbbrauner Haut und schmalen, geschlitzten Augen.
    Das mußte der chinesische Koch sein.
    »Was machen Sie hiel, Mistel?« fragte er. »Walten Sie mal - kenne ich Sie nicht? Sind Sie nicht diesel Omble aus Louisiana?«
    Ombre nickte fassungslos.
    »Wenn Sie diese Motten fangen wollen, müssen Sie das viel geschickte! anfangen«, behauptete der Chinese und bestätigte das an sich unhaltbare Vorurteil, das seinesgleichen den ›r‹-Laut nicht rollen könnte - was normalerweise nicht mehr als eine Spötter-Legende war. Es gibt in China nur wenige Regionen, deren Bewohner das ›r‹ nicht aussprechen können.
    Aber Chang tat alles, dieses Vorurteil zu zementieren.
    Yves fragte sich, warum der Chinese seine Anwesenheit so einfach hinnahm. Immerhin mußte der Koch ihn beobachtet haben, denn sonst wäre er kaum auf den Gedanken gekommen, Cascal wolle Schmetterlinge fangen.
    »So geht das«, erklärte Chang im nächsten Moment und griff einfach in die Luft.
    Zwischen seinen Fingern zappelte einer der großen Falter!
    Zwei andere tauchten in der Luft auf und umschwirrten Chang. Fast sah es so aus, als würden sie ihn angreifen.
    Mit der anderen Hand fischte der Chinese noch einen von ihnen aus der Luft, der andere zog sich zurück.
    »Sehen scheußlich aus, nicht?« grinste Chang. »Aber so macht man das. Kommen Sie mit, Sil. Hiel dlaußen helumstehen und sich langweilen, blingt doch nichts. Und so wie Sie sich anstellen, fangen Sie keine einzige von diesen Motten. Nicht mal in zehntausend Jahlen, falls Sie jemals so alt weiden.«
    »Ich habe eigentlich nicht vor, lange zu bleiben«, erwiderte Ombre. »Könnten Sie mir diese beiden Viecher, die Sie da gefangen haben, vielleicht überlassen?«
    Beide Falter zappelten noch lebend in Changs Händen! Nur wegfliegen konnten sie nicht mehr, weil er sie an den Flügeln hielt, und dort, wo seine Finger sie berührten, verfärbten sich ihre Flügel. Aus dem häßlichen Braun wurde ein tiefes Mattschwarz, das sich ausdehnte wie ein Tintenklecks auf Löschpapier.
    »Kommt ja gal nicht in Flage!« protestierte der Chinese. »Die blauche ich selbst!«
    »Wofür?« staunte Yves.
    »Kommen Sie mit. Schauen Sie!« Also folgte er Chang ins Haus und stand bald darauf zum zweiten Mal innerhalb weniger Stunden in der großen Küche.
    Aber zum ersten Mal in seinem Leben wurde er Zeuge, wie ein Koch handgroße Motten zu einer Mahlzeit verarbeitete!
    Ob davon jemals ein Mensch satt werden konnte, wagte Yves zu bezweifeln. Vermutlich reichten die Biester, die Chang hier verwertete, nicht mal für eine einzige Nachspeise-Portion.
    »Schmecken ausgezeichnet«, versicherte Chang. »Fast so gut wie gedünstete Schlange. Schade, daß so wenig an diesen Liesenmotten dlan ist. Man blaucht schon ein halbes Dutzend, um eine Poltion zusammenzubekommen! Abel dadulch bekommen sie wenigstens einen Velwendungszweck. Es hätte mich auch sehl gewundelt, wenn diese Motten ohne Sinn und Zweck existielten. - Äh, sagen Sie, Mistel Omble, wie lange weiden Sie uns mit Ihlel Anwesenheit beehlen? Das muß ich wissen, wegen des Essens, velstehen Sie? Ich muß wissen, fül wieviel Pelsonen ich kochen muß. Mistel Tendyke hat mil leidel nichts von Ihlem heutigen Besuch gesagt.«
    »Ich gehe auch ganz schnell wieder«, versprach Yves, dem die fehlerhafte Sprechweise des Chinesen gewaltig auf die Nerven ging. »Sie brauchen nicht für mich mitzukochen. Aber wenn Sie mir den Gefallen tun, mir noch eine oder zwei dieser scheußlichen Motten zu fangen…«
    »Ungewülzt schmecken die abel gal nicht!« behauptete Chang. »Lassen Sie mich…«
    Yves unterbrach ihn mit einer schnellen Handbewegung.
    »Nur fangen, okay?«
    Chang seufzte.
    »Nul fangen, okay«, bestätigte

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