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0567 - Barbaren in London

0567 - Barbaren in London

Titel: 0567 - Barbaren in London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auch sein Geweih strahlte einen fahlen Glanz ab. Manchmal schabte er über den Untergrund. In den Augen lag ein dunkles Licht.
    Die Dacs griffen nicht ein. Selbst Krischan, der mächtige Anführer, hielt sie zurück. Allein die Melodien mußten für diese Starre gesorgt haben.
    Nur Margareta ging. Der rote Ryan hatte Jane sein Vorhaben nicht erklärt.
    Sie wußte nur, daß er mit dieser Hexe abrechnen wollte, über Details hatte er nicht gesprochen.
    Noch immer wehten Margareta die Töne entgegen. Ihre Lautstärke hatte sich abermals verändert. Sie schwangen nicht mehr so stark nach, jetzt erinnerten sie mehr an schrille Pfiffe, die man ausstieß, um seinen Hund herbeizulocken.
    Margareta bekam die ersten Schwierigkeiten, die Klänge mußten sie wie Messerstiche verletzen, denn mehr als einmal beugte sich die Hexe vor, als hätte ihr jemand einen Schlag in den Magen gegeben.
    Genau das wollte der rote Ryan. Er wollte ihr allein beweisen, daß er die Macht über sie besaß, daß Aibon für ein Wesen wie sie einfach gestorben war.
    Wenn sie ein Bein vorsetzte, ging sie nicht mehr, da glich schon jeder Schritt einem Taumeln. Sie erreichte die seitliche Abgrenzung des Vorgartens, wo Sarah Goldwyn eine Hecke gepflanzt hatte. Dahinter und auf dem Gehsteig stand Ryan und wartete.
    Die Hecke zu übersteigen, schaffte sie nicht mehr. Margareta blieb mit einem Fuß im dichten Gestrüpp hängen und verlor das Gleichgewicht.
    Sie fiel. Aber nicht schnell, sondern kippte sehr langsam dem Boden entgegen.
    Bäuchlings blieb sie liegen, das Gesicht in den Schmutz gepreßt.
    Der Haarknoten im Nacken hatte sich gelöst, und die dunkle Flut bekam freie Bahn. Sie bedeckte ihren Kopf wie ein Vlies.
    Triumph leuchtete in den Augen des roten Ryan. So hatte er es haben wollen. So und nicht anders. Margareta vor seinen Füßen liegend, das Gesicht in den Dreck der Straße gepreßt.
    Er beugte sich tiefer. Die Spitze der Flöte zielte auf den Rücken der Hexe.
    Ryan spielte weiter. Leiser, verhaltener, Klänge, die trotzdem ihre Wirkung nicht verfehlten, denn durch die Gestalt der Hexe ging ein Ruck. Zuerst spreizte sie die Arme ab, winkelte sie danach an und stemmte ihre Handflächen gegen den Boden, um sich besser in die Höhe drücken zu können.
    Sehr langsam schraubte sich der Oberkörper so weit nach oben, daß sie knien konnte.
    In dieser Haltung blieb sie. Die Arme hingen nach unten. Die längeren Spitzen der Fingernägel streiften über den Belag des Gehsteigs. Sie pendelte nur mehr. Immer gleichförmige Bewegungen, weil das Spiel sich auch nicht veränderte.
    Bis zu dem Zeitpunkt, als der rote Ryan sein Mundstück blitzschnell herausnahm.
    Stille trat ein!
    Nichts war zu hören. Auch Jane – nach wie vor Zuschauerin – mäßigte ihren Atem.
    Die Hexe hob den Kopf. Schmutz klebte auf ihrem Gesicht. Zahlreiche weiße Stellen hatten einen grauen Schimmer bekommen, und der rote Ryan nickte ihr zu.
    »So sehen wir uns wieder, Margareta!«
    Sie hob den rechten Arm. Nicht, um damit auf den roten Ryan zu schlagen, sie wollte nur durch ihr Gesicht wischen und einen Teil des Staubes entfernen. Daß sie ihn dabei noch mehr verschmierte, wurde ihr nicht bewußt.
    »Du bist mir gefolgt!« Die Stimme klang müde. All ihre Überheblichkeit war zerbrochen wie altes Glas.
    »Ja, das mußte sein.«
    »Weshalb?«
    »Ich konnte nicht zulassen, daß du die Verhältnisse in Aibon ver änderst. Es gibt bei uns zwei Lager. Das Paradies und die Hölle. Ich will nicht, daß das eine in das andere hineinreicht. Aibon hat über Tausende von Jahren geschlafen. Erst in letzter Zeit ist es erwacht und hat einigen Menschen seine Geheimnisse preisgegeben. Vielleicht haben sich gewisse Kräfte deshalb ausgerechnet, etwas verändern zu können und Grenzen ineinanderzuschieben. Das alles weiß ich nicht genau, ich habe dafür zu sorgen, daß eine Mörderin nicht ungestraft weiter töten kann. Ich schwor mir, deine Pläne zu vereiteln, und das werde ich auch tun, Margareta. Du hast dir die Dacs auf deine Seite gezogen, ich bin allein und besitze nur mein Instrument.« Er hielt seine Flöte als Zeichen des Sieges dicht vor ihre Augen. »Mehr besitze ich nicht. Aber in ihr steckt die Kraft des Landes Aibon, das Menschen einmal als das Fegefeuer angesehen haben. Es entstand bei der großen Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse. Nicht alle Verräter des Himmels fielen der ewigen Verdammnis zum Opfer. Einige von ihnen landeten in einem Zwischenreich, das erst durch

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