0567 - Der Mann aus dem Eis
Strömungen des Imaginären wieder spürbar.
„Ich bin Tanfact AU'Berchere", dachte die Energiemumie.
„Tanfact AU'Berchere", wiederholte Schmitt wie betäubt.
Zu keinem anderen Imaginären hatte er in der Vergangenheit bessere Beziehungen gehabt. Das Verhältnis zwischen ihm und dem Imaginären war nie das eines Herrn mit seinem Diener gewesen.
Zwischen Imago Iund Tanfact AU'Berchere hatte es freundschaftliche Beziehungen gegeben.
Vor Schmitts geistigem Auge erschien das Bild des berühmten Imaginären, das echte Bild, nicht das einer nahezu körperlosen Energiemumie. Tanfact AU'Berchere hatte die beiden Ewigen Brüder niemals spüren lassen, daß er im Gegensatz zu ihnen das höchste Entwicklungsstadium im Leben eines Cynos erreicht hatte.
Ich werde es nicht tun können! dachte Schmitt verzweifelt. Auch wenn es ihm gelingen sollte, in eine Energiegruft einzudringen, konnte er die schreckliche Tat nicht vollbringen.
Tanfact AU'Berchere hatte die letzten Gedanken verstanden.
„Du hast keine andere Möglichkeit, Imago I", sendete er.
„Du mußt es tun."
Schmitt zwang sich, nicht länger an die Mumie zu denken, sondern ausschließlich an den Schirm, der sein Eindringen verhinderte.
„Durch die Anwesenheit der Karduuhls hat sich der Schwarm verstärkt", erklärte Tanfact AU'Berchere. „Es ist ein automatischer Vorgang, auf den ich keinen Einfluß habe. Ich kann ihn nicht rückgängig machen."
„Wenn ich nur an die Kuppel herankönnte", dachte der Cyno verzweifelt. „Wenn ich nur ein paar Minuten Zeit hätte, um einen Strukturriß zu schaffen, durch den ich eindringen könnte."
„Du weißt, daß ich dir nicht helfen kann!"
Schmitt bewunderte die Gelassenheit des Imaginären.
Eine Million Jahre hatte er in seiner Energiegruft geschlafen und auf Rettung gewartet. Nun kam sein treuester Diener, aber nicht, um ihn zu retten, sondern um ihn zu töten.
Schmitt wälzte sich auf den Bauch und begrub den Paradimschlüssel unter sich.
Was konnte er tun?
Ein dumpfes Dröhnen riß ihn aus den Gedanken. Fast gleichzeitig prasselten Steine auf ihn herab. Er wollte aufspringen, doch er wurde von einem Felsbrocken getroffen und zu Boden gerissen. Nur der Anzug der Vernichtung rettete ihn vor den ersten Geschossen, die aus der Luft auf ihn herabregneten.
Die Karduuhls hatten ihn entdeckt!
Schmitt wurde erneut getroffen. Er griff nach dem Paradimschlüssel und transitierte. Als er in dreihundert Meter Entfernung materialisierte, sah er, daß an der Stelle, wo er eben noch gelegen hatte, ein ganzer Berg von Felsbrocken niederging.
Sie hätten ihn zerschmettert, wenn er noch einen Augenblick gezögert hätte. Mit ihren telekinetischen Kräften hatten die Götzen die Steine in Bewegung gesetzt, in der Luft zusammengeballt und dann herabstürzen lassen.
Schmitt ahnte, daß dies nicht der letzte Angriff gewesen war.
Er mußte noch vorsichtiger sein.
Die Karduuhls hatten offenbar eine Möglichkeit gefunden, ihn überall nach kurzer Zeit zu orten.
Schmitt richtete eine Gedankenbotschaft an Tanfact AU'Berchere.
„Ich muß es woanders versuchen!"
„Ich weiß es, Imago I. Du mußt es schaffen, sonst war alles umsonst."
Was muß ich schaffen? dachte Schmitt niedergeschlagen. Den Mord an den neun besten Cynos, die jemals gelebt haben. Ich muß ihr Ende, das vor einer Million Jahre begann, endgültig besiegeln.
Etwas zischte durch die Luft und bohrte sich neben ihm in den Boden. Das Ende eines zugespitzten Pfeiles zitterte in Höhe von Schmitts Kopf.
Sie hatten ihn bereits wieder entdeckt.
Er transitierte.
*
Alaskas Augen brannten. Das Cappin-Fragment in seinem Gesicht begann sich zu regen. Das war eine Folge der parapsychischen Aktivität der Karduuhls. Aus den Schlitzen der Plastikmaske, unter der Alaska das gefährliche Fragment verbarg, schlugen Blitze in allen Farben des Spektrums.
Trotzdem ließ der Transmittergeschädigte die Bildschirme nicht aus den Augen. Überall in der Nähe der Energiegrüfte konnte er die Folgen der Götzenaktivität beobachten.
„Sie haben Schmitt überall Fallen gestellt", sagte Ribald Corello.
„Unter diesen Umständen kommt er erst gar nicht an eine der Kuppeln heran."
Tschubai schüttelte den Kopf.
„Ich verstehe nicht, warum er unsere Hilfe nicht angenommen hat. Wir könnten ihm Rückendeckung geben."
„Er will das, was er vorhat, allein erledigen", vermutete Irmina Kotschistowa.
„Sobald wir ihn entdecken, wird Ras versuchen, ihn zu erreichen", sagte
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