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057 - Das Gespensterschloß

057 - Das Gespensterschloß

Titel: 057 - Das Gespensterschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Randa
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nie.“
    „Was wollen Sie damit sagen?“
    „Nichts. Warum sind Sie ausgerechnet heute Abend gekommen?“
    „Unser Wagen ist im Schnee steckengeblieben.“
    „Ihr Wagen? Ach so … Ich werde mich umstellen müssen. Wer sind Sie?“
    „Ein Hochschulprofessor.“
    Sie raucht ungeschickt, und er bemerkt, daß sie alle seine Gesten beobachtet, um sie nachzuahmen. Es hat fast den Anschein, als habe sie nie geraucht und als wolle sie nicht, daß man es merkt.
    „Ist Ihnen der Gedanke, daß hier eine Tote lag, völlig gleichgültig?“
    „Tote gibt es überall. Kommen Sie, ich will sehen, was ich für Ihre Freunde tun kann. Jedenfalls möchte ich nicht, daß Ihren Freunden Übles geschieht. Ich möchte Sie wiedersehen.“
    „Übles? Könnte meinen Freunden Übles widerfahren?“
    „Nichts Übles nach Ihrem Begriff. Ihre Freundin war sehr hübsch.“
    „Wie können Sie wissen, daß es nicht meine Frau ist?“
    „Ich weiß es.“
    Anstatt zur Tür zu gehen, bleibt sie vor dem Frisiertisch sitzen.
    „Finden Sie den Namen Djalli hübsch?“
    „Ja.“
    „Er gefällt Ihnen?“
    „Hören Sie auf, sich über mich lustig zu machen.“
    „Ich mache mich nicht lustig über Sie. Ihnen fehlt eben das Verständnis. Das Dumme ist, daß es nichts zu verstehen gibt, für Sie, meine ich. Es ist sicher besser, Sie verstehen nicht. Können Sie sich nicht einreden, es sei ein Traum?“
    „Eher ein Alptraum.“
    „Für die andern, nicht für Sie. Ich bin da. Hüten Sie sich vor Gilbert.“
    „Ihrem Onkel?“
    „Er hat etwas mit Ihnen vor.“
    „Was denn?“
    „Wir sind dazu genötigt, aber ich werde ihn zwingen, abzuwarten. Kommen Sie, ich werde Sie in meinem Zimmer verstecken.“
    „Ich dachte, dies hier sei Ihr Zimmer.“
    „Ich habe noch ein anderes.“
    „Und meine Freunde?“
    „Ich werde mich später um sie kümmern.“
    Alles ist so unwirklich, das Entsetzen hat einer Art Fatalismus Platz gemacht. Bernard gibt es auf, sich Fragen zu stellen. Djalli scheint nicht geistesgestört zu sein. Rätselvoll, aber nicht auf die gleiche Art wie Gilbert Derais.
    Bernard folgt ihr.
     

     
    Mit vorgestreckten Armen läuft Simone durch die Finsternis. Eine gefahrdrohende Finsternis, an die ihre Augen sich immerhin so weit gewöhnt haben, daß sie nicht bei jeder Biegung gegen eine Wand stößt.
    Wie lange läuft sie schon? Eine Minute oder Stunden? Ganz zu Anfang rannte jemand hinter ihr her. Vielleicht war es, Jacques? Dieser Gedanke läßt sie keuchend innehalten.
    Simone lauscht, eingehüllt in die Dunkelheit. Kein Laut ist mehr zu hören. Ob Jacques es aufgegeben hat, sie zu suchen, oder ist sie gerade einer Gefahr entronnen? Darf sie die Stille als beruhigend empfinden oder ist sie unheilverkündend? Wohin sich wenden? Umkehren oder weiterlaufen?
    Unschlüssig macht sie ein paar Schritte – und gerät plötzlich an etwas Weiches, Nachgiebiges. Sie stößt einen Schrei aus und sinkt in die Knie. Es ist ein Vorhang, ein Wandbehang. Sie betastet den Samt, und das beruhigt sie nicht. Bei ihrer Handbewegung hat sie sich halb umgewandt, und sie sieht …
    Zwei phosphoreszierende Augen in der Finsternis, auf gleicher Höhe mit ihrem Gesicht. Sie kann nicht mehr schreien, nein, sie ist nicht mehr dazu fähig, alles ist vorbei. Die Augen verharren regungslos – drohend und starr.
    Simone tritt der Schweiß auf die Stirn. Sie hat nicht mehr die Kraft, sich zu rühren, sie hat zu nichts mehr Kraft, um keinen Preis würde sie eine Bewegung wagen. Zwei Augen zu ihrer Linken – und nun auch zwei Augen zur Rechten. Es ist, als näherten sie sich unmerklich, dann sinken sie zu Boden, und ein röchelndes Atmen durchbricht die Stille.
    Die Hunde … die schrecklichen Doggen. Laufen sie frei durch die Gänge?
    Simone zwingt sich zur Ruhe, denn sie weiß, wenn sie sich nicht bewegt, werden sie ihr nichts tun. Die Augen nähern sich immer mehr, die riesigen Tiere kriechen auf sie zu, sie spürt den warmen Atem auf ihrem Bein. Dann eine sanfte, seidige Berührung. Warum knurren, warum bellen sie nicht? Diese stummen Hunde sind vielleicht beängstigender, als wenn sie toben würden.
    Was ist das für ein Geräusch? Es klingt, wie wenn ein Stock gegen Stein schlägt oder wie das Hämmern eines Stiefelabsatzes. Sehr weit entfernt, jenseits von allem Erreichbaren. Das Geräusch nähert sich, ein schwacher Lichtschein wird erkennbar. Wer ist es?
    Die Augen sind verschwunden. Offenbar haben die Tiere sich umgewandt und lauern auf das, was da

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