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057 - Das Gespensterschloß

057 - Das Gespensterschloß

Titel: 057 - Das Gespensterschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Randa
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Simone.“
    „Die Erscheinung ist verschwunden.“
    „Was war es denn?“
    „Ein Mann.“
     
     

     
     
    „Und er ist verschwunden?“
    Hat seine Frau sich das nur eingebildet? Vermag sie etwas wahrzunehmen, was er nicht sieht? Alle Geräusche, die da auf sie beide eindringen, sind markerschütternd. Kalter Schweiß tritt Jacques auf die Stirn.
    „Wir müssen uns zusammennehmen, alle unsere Ängste bezwingen, andernfalls halten wir nicht durch.“
    „Worauf hoffst du noch?“
    „Simone!“
    „Glaubst du wirklich, daß wir das überstehen?“
    Und verbittert fügt sie hinzu: „Du weißt genau, daß es ausgeschlossen ist.“
    Statt zu antworten, legt er beschützend den Arm um sie.
    „Wenn du es glaubtest, Jacques, würdest du mir widersprechen. Also, wozu? Wozu weitergehen? Ich bin viel zu erschöpft.“
    „Simone! Du darfst dich nicht gehenlassen. Kein Mensch ist da, niemand bedroht uns.“
    „Niemand! Das ist ja gerade das Entsetzliche!“
    Als fühle er nicht selber das mysteriöse Gegenwärtige, das den Flur heimsucht. Beide sind wie erstarrt, dasselbe Entsetzen drängt sie aneinander. Simone flüstert: „Wir sind verloren.“
    „Nein.“
    Sein Widerspruch klingt schwach.
    „Jacques, wir wollen den Hunden folgen.“
    Die Hunde warten. Unvermittelt kniet Simone nieder und faßt die dicht neben ihr stehende Dogge am Hals.
    „Sie tun uns tatsächlich nichts.“
    „Derais hat es ja gesagt.“
    Man müßte wissen, warum, und dessen ganz sicher sein. Von einem jähen Zorn übermannt, neigt Jacques den Leuchter, den er in der Hand hält, und schlägt damit das Tier, wobei er versucht, es zu sengen. Der Hund weicht aus, ohne zu knurren, ohne zu wimmern, und geht ein paar Schritte entfernt wieder auf Posten.
    „Jacques, du siehst, es ist nutzlos.“
    Er weigert sich, es zuzugeben, und schlägt in verdoppeltem Zorn auf das andere Tier ein. Der Hund reißt sich aus Simones Armen los und gesellt sich wieder zu seinem Gefährten. Die junge Frau fällt zu Boden, die Kerzen gehen aus. Finsternis umhüllt die beiden mit einem Schlag, und das grausame Lachen von Derais erschallt vor ihnen.
    „Er ist da … er ist es, den ich gesehen habe.“
    Nur Derais lacht auf solche Weise.
    „Ängstige dich nicht, mir ist es lieber, wenn er da ist. Ich werde ihn zwingen, uns wieder ins Helle zu führen.“
    „Du weißt genau, daß er sich weigern wird.“
    „Ich werde ihn zwingen.“
    Die Finsternis ist nicht mehr ganz so dicht, die Hunde haben sich genähert, und als sie ihren Weg fortsetzen, ist es wie ein Signal. Jacques und Simone gehen hinter ihnen her. Alsbald gelangen sie in die Ahnengalerie, zur Tür von Tristans Arbeitszimmer. Hinter ihnen das Geräusch eiliger Schritte. Sie wenden sich um.
    Es ist der andere Derais, Gilbert, er läuft und ist etwas außer Atem geraten.
    „Ich habe Sie gesucht – was hat sich ereignet?“
    „Wir haben eine Leiche entdeckt … Und es war keine Leiche.“
    Gilbert Derais beschränkt sich auf ein Lächeln, schließlich sagt er: „Sie wollten zu Tristan?“
    „Ja.“
    „Hat er Ihnen alles gesagt?“
    „Das ist ein Irrer.“
    „Mag sein. Gehen Sie jedenfalls nicht zu ihm hinein. Ich hätte es ahnen müssen, daß er auf Sie lauern würde. Kommen Sie mit mir.“
    Die Gegenwart von Gilbert Derais wirkt belebend auf sie. Sie folgen ihm erleichtert.
    Alles läuft ab wie in einem Alptraum, aus dem man mit klopfendem Herzen erwacht.
    Das Wehklagen und Stöhnen, das nachgelassen hatte, während sie den Hunden gefolgt waren, wird immer durchdringender, doch das berührt sie nicht, sie wissen nicht mehr, was sie glauben, was sie erhoffen können.
    Derais bleibt plötzlich stehen.
    „Lassen Sie sich nicht zu sehr beeindrucken.“
    Er hebt einen Vorhang, öffnet eine Tür.
    „Bleiben Sie dicht hinter mir und ängstigen Sie sich nicht.“
    Sie betreten den Friedhof, wo die gleichsam tanzend sich bewegenden Gestalten jäh innehalten. Von hier also kam das Wehgeschrei. Jacques und Simone erkennen fahle, ängstliche Gesichter, die aus den Leichentüchern herausschauen. Der ganze Friedhof scheint in ein mattes, glanzloses Licht getaucht zu sein. Die Gräber sind offen und leer, ein Modergeruch liegt in der Luft.
    Simone stößt einen Entsetzensschrei aus, es geht über ihre Kraft, der Kopf droht ihr zu zerspringen. Sie möchte davonlaufen, einerlei, wohin, doch sie ist nicht fähig dazu, sie bleibt an der Seite ihres Mannes, dessen Blick mit einem mal merkwürdig starr geworden

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