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057 - Das Gespensterschloß

057 - Das Gespensterschloß

Titel: 057 - Das Gespensterschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Randa
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ist.
    Derais geht auf die Gruppe zu.
    „Aus dem Weg!“
    Sie treten zur Seite, unterbrechen ihr wildes, verzweifeltes Geheul jedoch nicht.
    „Sie haben nicht das Recht, Sie zu berühren“, sagt Derais.
    Nicht das Recht? Ist das zu fassen? Sie schreiten durch ein Spalier wut- oder haßverzerrter Gesichter.
    Simone denkt: Ich werde stürzen, und sie werden über mich herfallen.
    Nein, es geschieht nichts, sie gehen unbehelligt weiter. Hinter ihnen schließt sich die Gruppe wieder zusammen und stößt Verwünschungen, obszöne Drohungen aus. Jacques wirkt geistesabwesend, er sieht nichts, allem, was ihn umgibt, scheint er entrückt. Simone schreit: „Jacques! Jacques!“
    Sie begreift, daß keine Hoffnung mehr besteht, da er ihr nicht antwortet; aber wenigstens wird es zu Ende sein. Keine Hoffnung mehr, das bedeutet vielleicht auch, kein Leiden, keine Ängste mehr.
    Derais öffnet die Kapellentür und tritt zur Seite, um sie eintreten zu lassen. Marthe ist drinnen, mit der ungeduldig wartenden Albertine. Marthe steht regungslos da, fremd, empfindungslos.
    „Du bist es?“ ruft Albertine aus.
    „Ja, ich. Vermutlich hast du Tristan erwartet?“
    Er lacht übertrieben vergnügt.
    „Tristan wird den andern bekommen – wo ist der andere?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Tristan wird ihn finden.“
    „Vorsicht! Sie hört und versteht uns.“
    Derais dreht sich nach Simone um, seine kleinen Augen drücken Verwunderung aus. „Djalli ist noch nicht gekommen?“
    „Nein.“
    „Djalli müßte hier sein“, meint Derais, „jedesmal kommt sie als erste.“
    Simone bricht in Gelächter aus, ihr Instinkt ist es, der ihr diese verblüffende Reaktion gebietet.
    Derais macht ein langes Gesicht, und Albertine murmelt: „Dann müßten wir ewig warten. Die Ewigkeit ist nicht das, was Sie sich darunter vorstellen. Hier leben wir nicht, verstehen Sie? Wir warten, und die Zeit verrinnt nicht. Selbst wenn Djalli erst in Jahrhunderten käme, würde die Zeit nicht um eine Sekunde vergangen sein. Für Sie wäre das fürchterlich.“
     

     

Bernard fragt sich, ob Djalli geistesgestört ist, aber zugleich findet er sie irgendwie anziehend. Sie hat ihn in einen großen Raum geführt, der kein einziges Möbelstück aufweist, lediglich Teppiche und eine Unmenge bunter Kissen, die auf dem Boden verstreut liegen.
    „Hier halte ich mich mit Vorliebe auf“, sagt sie.
    „Wo sind wir?“
    „Ganz oben im Eckturm. Von der Terrasse überblickt man das Land und sieht die Lichter eines Dorfes.“
    Sie deutet auf die Kissen. „Lassen Sie sich nieder, ich bin gleich wieder da.“
    Bevor er noch antworten kann, ist sie durch eine niedrige Tür verschwunden.
    Bernard setzt sich. Im Kamin ist das Holz gerichtet, aber man hat es nicht angezündet. Trotzdem ist es im Raum nicht kalt, doch auch nicht eigentlich warm. Unmöglich, die Temperatur festzustellen. Mehr oder weniger aus Langeweile zündet Bernard ein Streichholz an und hält es an den vorbereiteten Holzstoß.
    Hier gibt es keinen Staub, keine Spinnweben – trockenes Holz, das sofort Feuer fängt und vergnügt knistert.
    „Du hast Feuer gemacht?“
    Das unerwartete Duzen läßt ihn zusammenzucken. Djalli ist in den Raum zurückgekommen. Jetzt trägt sie ein weißes Kleid, das ihre Formen hervortreten läßt. Sie hat sich auch anders frisiert, ihre hochgebundenen blonden Locken geben die Schläfen frei, so daß ihr Gesicht länger wirkt. Offenbar hat sie sich auch leicht geschminkt.
    „Ja, ich habe Feuer gemacht.“
    „Das war unnötig.“
    Sie lächelt, aber es ist ein leicht herausforderndes Frauenlächeln.
    „Ich mache mir nichts aus dem Feuer, Bernard. Aber wenn es dir gefällt, habe ich nichts dagegen.“
    „Warum duzen Sie mich?“
    „Ich weiß nicht … weil es mir Spaß macht. Bald wirst du mich auch duzen. Ich werde so lange warten, wie es nötig ist. Möchtest du etwas trinken oder essen?“
    „Nein.“
    „Du kannst haben, was du willst.“
    „Ich brauche nichts. Ich möchte begreifen, was hier vorgeht, aber ich glaube, das ist unmöglich.“
    „Ich werde es dir sagen. Ich weiß, daß du dich nicht ängstigen wirst.“
    „Warum ängstigen?“
    „Wäre ich nicht bei dir, so würdest du das, was ich dir zu sagen habe, beängstigend finden.“
    „Mich wirft so leicht nichts um.“
    „Mag sein, falls es nicht über gewisse Grenzen hinausgeht.“
    „Drücken Sie sich deutlicher aus.“
    „Ich bin nicht mehr an Feuer gewöhnt … ein komisches Gefühl.“
    „Machen Sie

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