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057 - Das Gespensterschloß

057 - Das Gespensterschloß

Titel: 057 - Das Gespensterschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Randa
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denn nie Feuer?“
    „Es wärmt mich nicht, es kann mich nicht wärmen, wozu also? Und wie ist es bei dir?“
    „Mich wärmt es schon.“
    „Ich glaubte, das würde in der Nacht des Austauschs nicht passieren.“
    „Welchen Austauschs?“
    „Des Austauschs der Lebenden gegen die Toten.“
    Bernard schmunzelt. Mit einer Handbewegung wehrt Djalli die erwartete spöttische Bemerkung ab.
    „Du denkst sicher, ich sei verrückt, du kannst gar nichts anderes denken, und dennoch …“
    „Ich warte auf Ihre Erklärung.“
    „Du hast die Lebensgrenzen überschritten, und ein anderer müßte deinen Platz einnehmen, aber ich werde das verhindern.“
    „Na, hören Sie mal!“
    „Es ist bedauerlich, wenn du mir nicht glauben willst. Du wirst ins Leben zurückkehren, ich verspreche es dir, und wenn du gehst, werde ich dich für immer verlieren oder für nahezu immer. Du wirst unser Geheimnis erfahren, das Geheimnis der Derais.“
    Warum hält er sie plötzlich nicht mehr für eine Irre, all ihrer so unwahrscheinlich klingenden Äußerungen zum Trotz? Wegen des überzeugenden Tones oder wegen ihrer faszinierenden Schönheit, für die er nicht unempfänglich ist? Jedenfalls macht er das Spiel mit, ohne sich dessen bewußt zu werden.
    „Ein anderer müßte meinen Platz einnehmen … wo?“
    „Im Leben.“
    „Wollen Sie damit sagen, daß ich tot bin?“
    Diesmal lacht er lauthals.
    „Nein, du nicht.“
    „Ich nicht – also Sie?“
    Bernard sucht nicht mehr zu begreifen. Für ihn ist Djalli eine Kranke, ein Fall für den Psychiater. Das übrige wird sich später aufklären, im Augenblick muß das Mädchen vorsichtig behandelt und vor allem beruhigt werden.
    „Nach meinem Gefühl können Sie nicht tot sein, Djalli.“
    Das Gesicht des Mädchens leuchtet.
    „Wirklich? Ich muß dir zu viele Dinge erklären. Wenn du versprächst, mir zu gehorchen, ohne eine Erklärung zu fordern, wäre ich beruhigt … um deiner Sicherheit willen.“
    „Ich verspreche es Ihnen.“
    „Im übrigen wirst du allmählich begreifen. Ich habe noch nie solche Empfindungen gehabt. Für gewöhnlich gehe ich nach dem Erwachen gleich in die Kapelle. Es genügt mir, diejenige zu erkennen, die meinen Platz einnehmen wird … Mein Gott!“
    „Was denn?“
    „Es ist nicht die Frau, die mit dir zusammen war.“
    „Marthe?“
    „Ich kenne ihren Namen nicht. Jedenfalls ist die andere mir bestimmt.“
    „Simone, Jacques’ Frau?“
    „Die liebst du nicht, natürlich, denn sie ist ja die Frau deines Freundes.“
    „Alles das ist unwesentlich.“
    „Nein … falls Albertine nicht … sie wird niemals bereit sein, mir ihren Platz abzutreten. Alles ist ohne unser Zutun geregelt, verstehst du. Wir können nicht wählen. Sobald ein Mensch für uns ausersehen wurde, gibt es keinen Widerruf mehr.“
    „Ist das so ernst?“
    „Tragisch.“
    „Warum?“
    „Ich liebe dich.“
    Eine ganze Weile bleiben sie stumm. Bernard hat sich eine Zigarette angezündet. Djallis Erklärung hat ihn verwirrt. Er weiß nicht, wie er sich verhalten soll. Mit einer Verrückten muß man behutsam umgehen, denn daß sie geisteskrank ist, daran zweifelt er nun doch nicht mehr. Als sie von neuem zu reden beginnt, zuckt er zusammen.
    „Ich habe dich vom ersten Augenblick an geliebt und wußte sofort, daß ich mich dem Willen der andern nicht fügen würde.“
    „Welcher andern?“
    „Mein Vater, meine Mutter, Gilbert. Übrigens kann ich mich ihren Absichten widersetzen, indem ich dich zunächst hierbehalte und dich dann mit Wilhelms Hilfe zum Portal führe. Solange du hierbleibst, müssen sie warten. Sie können nichts tun, ehe ich nicht zu ihnen in die Kapelle gekommen bin.“
    Armes Mädchen! Bernard ist gerührt, wie sehr diese Geisteskranke bestrebt ist, ihn zu beschützen. Natürlich kann sie nicht wissen, nicht begreifen, daß er keines Schutzes bedarf.
    „Waren Sie es, die in dem Sarg lag, den Jacques und Simone in ihrem Zimmer gefunden haben?“
    „Ja.“
    „Warum geben Sie sich zu einer solchen Komödie her?“
    „Das ist doch keine Komödie!“
    Sie schaut ihn forschend an. Sie verübelt ihm sein Zweifeln nicht, es muß etwas anderes sein. In ihrem Blick liegt nichts Arglistiges, eher etwas wie eine Erleuchtung.
    „Du glaubst nicht, daß ich tot bin? Du hältst mich für eine Geisteskranke?“
    Sie ist nicht enttäuscht, im Gegenteil. Ihr Gesicht drückt echte Freude aus, Freude und Dankbarkeit. Was mag das bedeuten?
    „Keine Tote! Großartig! Ich brauche mir

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