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057 - Im Banne des Unheimlichen

057 - Im Banne des Unheimlichen

Titel: 057 - Im Banne des Unheimlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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göttlicher Sendbote aus dem All, lege ich das Buch der Gesetze«, sprach der Alte. »Schreibe, damit das Gesetz vollkommen werde, damit die Lücken im Kreise sich schließen!«
    Sie hörte neben sich ein Murmeln und drehte den schmerzenden Kopf. Auf jeder Seite stand eine schwarz vermummte Gestalt neben ihr.
    Etwas Schweres wurde auf ihre Knie gelegt. Es war ein mächtiges, braun eingebundenes Buch. Unwillkürlich griff sie danach. Warum - das wußte sie selbst nicht. Vielleicht drohte das Buch hinunterzugleiten.
    »Halte es - halte es an deine Brust!« raunte ihr eine Stimme ins Ohr.
    Sie gehorchte willenlos.
    Die verhüllten Gestalten verließen den Raum. Sie hörte, wie Sandalen über die Steinfliesen schlurften. Die seltsamen Weisen der uralten Hymne verhallten in der Ferne. Nur die beiden Vermummten an ihrer Seite waren zurückgeblieben.
    »Erhebe dich!« befahl ihr eine gebieterische Stimme.
    Wieder gehorchte sie unwillkürlich. Sie wurde bei den Armen genommen und durch eine schmale Tür geschoben. Sie hörte das Geräusch zurückschlagender Riegel, eine zweite Tür ging knarrend auf.
    Dann stand sie im Freien - sie spürte den kühlen Nachtwind im Gesicht.
    »Ich will aufwachen!« schrie sie wild auf.
    Abor dann verschwamm alles, und sie konnte sich später nicht mehr erinnern, was weiter geschah.
    Als sie die Augen aufschlug, blickte sie in das besorgte Gesicht Bill Holbrooks. Er stand am Fußende ihres Bettes, und sie bemerkte gleich, daß sein Rock schief zugeknöpft war.
    »Sie waren also auch dabei, nicht wahr?« fragte sie mit schwacher Stimme. »Aber Sie dürfen mich nicht küssen! Ich habe es nicht gern, wenn man mich küßt, Mr. Holbrook!«
    Nun beugte sich ein zweiter Mann über sie, ein grauhaariger Herr mit einer mächtigen Brille.
    »Haben Sie Kopfschmerzen?« fragte er sie.
    »Ein wenig - es ist nicht schlimm. Wo bin ich denn?«
    »Sie sind jetzt in einem Krankenhaus. Fühlen Sie sich schon kräftig genug, uns zu erzählen, wie Sie mitten in der Nacht auf das Clapham-Feld gekommen sind?«
    Im Nu war sie hellwach und voll bei Sinnen.
    »Was für ein Tag ist heute?« fragte sie.
    »Donnerstag.«
    Es war Dienstag abend gewesen, als sie zu Bett gegangen war.

20
    Erst einen Tag später erfuhr Betty, unter welchen Umständen man sie aufgefunden hatte. Eine Polizeistreife, die kurz vor Tagesanbruch über das Clapham-Feld gekommen war, hatte sie entdeckt. Sie lag, in Tücher eingewickelt und mit Wärmflaschen versorgt, auf dem Rasen ausgestreckt. Man hatte sie sofort ins nächste Krankenhaus geschafft.
    »Ich fürchte, auch mein Verschwinden steht heute wieder in allen Zeitungen!« sagte sie verdrießlich.
    Bill hatte Inspektor Bullott ans Krankenbett mitgebracht.
    »Nahmen Sie irgend etwas zu sich, bevor Sie zu Bett gingen?« fragte Bullott.
    »Ein wenig Milch«, antwortete sie. »Meine Vermieterin stellt gewöhnlich ein Glas für mich in die Halle.«
    »Nun, daran kann sich natürlich leicht jemand zu schaffen gemacht haben.«
    Er hatte herausbekommen, daß die Hausfrau auf recht einfache An fortgelockt worden war. Man hatte ihr eine Eintrittskarte für das Lyceum-Theater geschickt. Ein Dienstmann hatte sie gebracht.
    »Weiß Dr. Laffin, was mit mir geschehen ist?« fragte sie.
    »Ihr Verschwinden ist ihm berichtet worden, aber er hat nicht viel Teilnahme an den Tag gelegt«, bemerkte Holbrook. »Er meinte, Sie würden schon wieder zum Vorschein kommen.«
    »Mr. Holbrook«, erkundigte sich Betty, als sie sah, daß er weggehen wollte, »habe ich geträumt oder hat mich Mr. Stone gestern wirklich aufgesucht?«
    »Das haben Sie nicht geträumt, er war wirklich hier.
    Aber, nicht wahr, Miss Carew, Sie werden mir, sobald Sie sich besser fühlen, etwas von den Träumen erzählen, die Sie hatten?«
    »Ich will es versuchen. Es waren ganz ungewöhnliche Träume, so lebhaft erlebt, daß ich manchmal fast glauben möchte, das Ganze hätte sich tatsächlich ereignet.«
    »Mr. Lambert Stone will heute abend nochmals vorbeikommen. Er hat Ihnen etwas Wichtiges zu sagen.«
    »Mir? Was kann er mir zu sagen haben?«
    »Gute Neuigkeiten. Mehr verrate ich nicht. Auf Wiedersehen.«
    Bill Holbrook und Inspektor Bullott wanderten durch den schattigen Garten des Krankenhauses der Straße zu. Nach einer Weile begann Bullott:
    »Eine merkwürdige Geschichte! Das Mädchen ist ohne Schaden davongekommen, aber es muß zwei Tage lang unter dem Einfluß von Betäubungsmitteln gestanden haben. Der Arzt meint, es sei Skopolamin

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