Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
057 - Im Banne des Unheimlichen

057 - Im Banne des Unheimlichen

Titel: 057 - Im Banne des Unheimlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
einen von diesen schwarzen Röcken an, wie sie alle tragen. Aber er sagte mir, ich solle ihn auf der Straße erwarten, und wir gingen dann in den ›Weißen Hirsch‹ zu einem Trunk. Da erzählte er mir alles. Sie haben ihn, wie gesagt, in den Ostindiendocks aufgeklaubt und in die Loge von Limehouse gesteckt, das ist die größte von ganz London. Gleich darauf erhoben sie ihn zum Mitglied des Dreiundzwanzigsten Grades. Und das bin auch ich, Sie werden es gewiß nicht glauben, aber es ist so - Bruder vom Dreiundzwanzigsten Grad ...«
    Tinker genoß sichtlich die Wirkung, die seine Eröffnung auslöste. »Ich kann also eigentlich mit diesen Kerlen von Ragusa machen, was ich will.«
    Er grinste triumphierend.
    »Sie sind wirklich - Bruder vom Dreiundzwanzigsten Grad? Aber was für eine Bewandtnis hat es mit dem Stern?«
    »Oh, der Stern! Das ist es ja, was ich Ihnen erzählen will. Wissen Sie, was im Juli los sein wird - am neunundzwanzigsten Juli? Und wissen Sie, was ich damit zu tun habe? Zur zweiten Maschinenwache gehöre ich. Die Stellung soll mir fünftausend Pfund eintragen. Kaum zu glauben: fünftausend Pfund!«
    »In diesem Fall wird es sich wohl kaum für Sie lohnen, Ihr Geheimnis für ein paar Pfund zu verraten«, stellte Bill sachlich fest.
    Doch Tinker war anderer Meinung.
    »Mein Kopf ist mir immer noch mehr wert. Wer bürgt mir dafür, daß sie mich nicht schließlich doch um meinen Lohn betrügen? Geben Sie mir fünfhundert Pfund, und ich erzähle Ihnen eine Geschichte, daß Ihnen alle Haare zu Berge stehen. Sie glauben vielleicht, ich will Sie beschwindeln, aber das ist nicht der Fall. Mir ist nur der Spatz in der Hand lieber als die Taube auf dem Dach. Deshalb bin ich schon den ganzen Tag herumgelaufen, um Sie zu finden. Wenn ich gewußt hätte, daß der Herr da von der Polizei ist, hätte ich es mir allerdings nochmals überlegt. Aber nun ist es geschehen. Ich kann nächste Woche eine Stelle auf einem nach La Plata abgehenden Schiff haben, und mit fünfhundert Pfund in der Tasche könnte ich es mir in Buenos Aires recht gut gehen lassen. Geben Sie mir das Geld?«
    Bill überlegte rasch.
    »Ich selbst kann Ihnen eine solche Summe nicht zahlen, aber ich will mit dem Herausgeber meines Blattes sprechen. Wollen Sie heute abend um neun Uhr in meine Wohnung kommen?«
    »Sagen wir zehn Uhr. Ich habe um neun eine Verabredung mit meinem Freund. Und halten Sie das Geld bereit - es ist eine ganz große, aufregende Geschichte, die ich Ihnen zu erzählen habe. Oder können Sie sich vielleicht einen Reim darauf machen, warum jemand Mehl und Konservenfleisch, Waffen und Spirituosen nach Amerika verschiffen sollte? Klingt Ihnen das nicht seltsam? Also, auf Wiedersehen!«
    Und ohne weitere Erklärungen schlich Tinker Lane davon.
    »Toby selbst hätte nicht geheimnisvoller tun können«, meinte Bullott.
    Der Inspektor wußte schon viel mehr über die Stolzen Söhne von Ragusa, als Bill Holbrook ahnte. Bullotts amtliche Neugier war unersättlich. Er wußte, daß es im Innenministerium eine Abteilung gab, die sich mit ›Wohltätigkeitsvereinen‹ beschäftigte. Den Vorstand dieses Amtes hatte er besucht, ohne viel Neues erfahren zu haben. Interessanter waren da schon die Berichte aus einigen Hafenstädten, die Bullott telegrafisch angefordert hatte. Einige lauteten ziemlich beunruhigend. So schrieb zum Beispiel der Polizeichef von Northport:
    ›Ich weiß nicht, was in letzter Zeit über die Söhne von Ragusa gekommen ist. Sie scheinen die verdächtigsten Elemente der ganzen Stadt an sich zu ziehen, und es würde mich nicht wundern, wenn ich hörte, daß sie vor den Gefängnistoren Werbebüros errichtet hätten. Zwei langjährige Mitglieder des Vereins haben sich schon bei mir beklagt, daß das gesellschaftliche Niveau immer tiefer sinke. Und ich kenne drei neuaufgenommene Brüder, die vorbestraft sind.‹
    Aus anderen Städten waren ähnliche Berichte eingelaufen. Tinker war also nicht der einzige seiner Gilde, der in letzter Zeit unter die Stolzen Söhne aufgenommen worden war.
    Am Abend sprach Bullott nochmals im Krankenhaus vor. Betty war ein wenig aufgestanden; am liebsten wäre sie nach Hause zurückgekehrt.
    »Ich möchte Ihnen noch einige Fragen stellen, Miss Carew. Sie haben doch gewisse Erinnerungen an das, was sich nach Ihrer Entführung zugetragen hat, nicht wahr?«
    »Nur höchst verworrene.« Sie lächelte. »So verworrene, daß ich zum Beispiel beschwören könnte, Sie und Mr. Holbrook gesehen zu

Weitere Kostenlose Bücher