Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
057 - Im Banne des Unheimlichen

057 - Im Banne des Unheimlichen

Titel: 057 - Im Banne des Unheimlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
Stone soll sehr reich gewesen sein. Man sagt, er sei aus Schmerz über den Verlust um den Verstand gekommen .«
    La Florette fuhr mit blitzenden Augen auf:
    »Mutter, das darfst du niemandem auf der ganzen Welt erzählen! Verstehst du? Betty Carew muß weiter die Tochter eines Mörders bleiben, und alle Welt soll es erfahren .«
    Ein leises Hüsteln veranlaßte sie, sich umzuschauen.
    Toby Marsh stand auf der Türschwelle und lächelte verlegen.
    »Ich hoffe, ich störe nicht?«
    »Kommen Sie nur herein, Mr. Marsh!« rief La Florette, augenblicklich auf den bewundernden Blick des Mieters reagierend. »Wir unterhielten uns gerade über ... Aber Sie werden meine Lage verstehen. Ich möchte natürlich nicht, daß Mutter Mieter nimmt, wenigstens nicht gewöhnliche Mieter. Aber wir müssen etwas tun, um uns vor Armut zu schützen. Mutter meint, Sie würden einen zweiten Mieter hier nicht gern sehen?«
    Toby machte ein langes Gesicht.
    »Um bei der Wahrheit zu bleiben, nein«, erwiderte er. »Da ich im Dienste der Regierung stehe (das war Toby Marshs Lieblingsschwindel), einer Art Geheimdienst, könnte ich es nicht dulden, wenn jemand in meinen Dokumenten herumschnüffelt. Und noch etwas, Miss Florette - mir kann man Vertrauen schenken, denn ich bin ein diskreter Mann, wenn ich mich so ausdrücken darf. Aber könnte man einem beliebigen Fremden trauen? Wie unangenehm wäre es, wenn jemand herumerzählte, daß er bei der Mutter der großen La Florette wohnt!«
    Florette gab sich den Anschein, als grüble sie über diese Frage nach. In Wirklichkeit waren ihre Gedanken noch immer bei der Enthüllung, die ihr ihre Mutter gemacht hatte.
    »Ich glaube, Sie haben recht, Mr. Marsh«, sagte sie schließlich mit einem bezaubernden Lächeln. »Es wäre nicht günstig. Bitte, sprechen wir nicht mehr davon.«
    So rasch als möglich verließ sie das Haus und eilte zu van Campe zurück, ihrem Freund und Vertrauten in fast allen Angelegenheiten. Vielleicht konnte er ihr behilflich sein.
    Sie öffnete, ohne anzuklopfen, die Tür seines Büros, trat ein - und blieb stehen. Van Campe hatte Besuch. Ein schwarzgekleideter Herr erhob sich langsam und richtete seine dunklen Augen auf sie. Eine Sekunde lang war sie verblüfft.
    »Oh, Dr. Laffin -« stammelte sie. »Ich habe nicht erwartet, Sie hierzu finden.«
    Das Gesicht des Doktors verzog sich zu einer Grimasse, die ein Lächeln darstellen sollte.
    »Merkwürdig! Ich habe gerade mit Mr. van Campe über Sie gesprochen, Madame«, sagte er.
    »Ach, ja, das ist merkwürdig!« lispelte sie, wieder die Französin vortäuschend, die Englisch nur mühsam sprechen konnte.
    Laffin sah sie prüfend an.
    »Sie werden den Vorschlag, den ich Mr. van Campe gemacht habe, vielleicht phantastisch finden, aber ich bitte Sie, ihn nicht gleich von der Hand zu weisen.«
    Ein leichtes Neigen seines Kopfes - und er ging. Nichts hatte erkennen lassen, daß er sich schon entfernen wollte.
    »Was wollte er?« fragte sie, sobald sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte.
    Van Campe rieb sich den kahlen Schädel.
    »Ich verstehe den Kerl nicht«, meinte er. »Er kam, um mit mir über die Carew zu sprechen, und ich sagte ihm, daß für das Mädchen im gleichen Theater mit dir kein Platz mehr sei. Ich protzte ein bißchen mit deinem europäischen Ruf und erzählte ihm, daß du in der besten Gesellschaft von London verkehrst, zum Beispiel, daß du gestern abend mit zwei Herren aus dem Finanzministerium soupiert habest. Und da fragte er mich plötzlich, ob du ihm wohl bei der Verfolgung seiner Pläne behilflich sein könntest.«
    »Seinen Plänen?« wiederholte sie stirnrunzelnd. »Eine Theaterangelegenheit?«
    »Nein, das ist ja das Merkwürdige«, sagte van Campe kopfschüttelnd. »Er möchte ein möbliertes Haus im West-End - er schlug Portland Place vor - mieten, dich hineinsetzen und dir unbegrenzte Mittel zur Verfügung stellen, damit du Gesellschaften geben kannst.«
    »Zu denen er eingeladen werden will?« fragte Florette höhnisch. »Nicht zu machen, Campe!«
    »Nein, nicht einmal das verlangt er«, widersprach van Campe. »Er sagte sogar ausdrücklich, daß er nicht empfangen werden will. Er möchte durch dich nur über die Börsenlage orientiert werden.«
    La Florette lachte.
    »Wenn er nur das will, so ist er verrückt. Ich kann ihm eine Menge Auskünfte geben, die ich den Morgenzeitungen entnehme!«
    Van Campe sah vor sich hin.
    »Die Geschichte gefiel mir zuerst gar nicht. Aber je mehr ich darüber nachdenke,

Weitere Kostenlose Bücher