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057 - Im Banne des Unheimlichen

057 - Im Banne des Unheimlichen

Titel: 057 - Im Banne des Unheimlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Maske.
    »Woher soll ich das wissen? Dieser Herr zählt nicht zu meinen Bekannten! ›War‹ oder ›ist‹ - was liegt schon daran? Alle Dinge ›sind‹, denn der Geist ist unzerstörbar.« Er erhob sich.
    »Ich danke Ihnen für Ihren Besuch, Mr. - Mr. Holbrook. Vielleicht erinnert sich Elisabeth nach dieser Wendung daran, daß ich ...«
    »Sie wird Sie kaum vergessen können!« unterbrach ihn Bill kalt. »Aber das war nicht der eigentliche Grund meines Besuchs, Doktor. Ihr Dreiundzwanzigster Grad interessiert mich.«
    Laffin hob abwehrend die Hand und gab damit, wohl unbewußt, das Erkennungszeichen der Söhne von Ragusa.
    Bill Holbrook umklammerte mit beiden Händen den Tischrand und beugte sich vor.
    »Was ist dieser Dreiundzwanzigste Grad? Ich frage Sie - etwas ist faul an der Geschichte, und Sie wissen es. Die Stolzen Söhne sind im allgemeinen anständige Menschen, aber der Dreiundzwanzigste Grad besteht aus anderen Leuten. Wie kommen gerade Sie an seine Spitze?«
    »Der Dreiundzwanzigste Grad«, begann der Doktor, »ist, wie Sie als Mitglied wissen müssen, immer eine besondere Auszeichnung für die Erwählten gewesen. Es ist mir zwar höchst zuwider, die Geheimnisse des edlen Ordens mit Ihnen zu besprechen, aber ...«
    »Lassen wir Ihre persönlichen Gefühle beiseite! Der Dreiundzwanzigste Grad war völlig bedeutungslos, bevor er in Ihre Hand fiel. Er bestand aus etwa fünfzig alten Herren, die inzwischen alle ausgeschieden und in die gewöhnlichen Logen zurückversetzt worden sind. An ihre Stelle sind andere Männer getreten - und zwar Männer, die Sie ausgewählt haben! Wohinaus soll das, Doktor?«
    Dr. Laffin preßte seine Lippen aufeinander, daß sie kaum mehr sichtbar waren.
    »Ich weigere mich, weigere mich ganz entschieden, die Geheimnisse der Bruderschaft noch weiter mit Ihnen zu besprechen. Wenn Ihnen nicht jegliches Schamgefühl abginge, würden Sie mit solch zudringlichen Fragen nicht jemanden belästigen, der die Ehre hat ...«
    »Unsinn!« fiel ihm Holbrook ins Wort. »Sagen Sie mir lieber, wo Leiff Stone ist!«
    Laffin blinzelte, aber er gab keine Antwort.
    »Wo ist Leiff Stone?« wiederholte Bill Holbrook eindringlich. »Wo ist der Mann, der in den Laden in der Duke Street gekommen ist, der Mann in Kutte und Sandalen, der die ›Botschaft‹ aus den Händen Betty Carews entgegengenommen hat, der Mann, der erwartet hatte, sie in einem grünen Kleid an einem Schreibtisch sitzen zu sehen, und auf dem Tisch sollte eine Jadevase mit einer einzelnen roten Rose stehen? Ich frage Sie - wo ist Leiff Stone?«
    Laffin befeuchtete mit der Zunge die trockenen Lippen.
    »Ich verstehe nicht, was Sie von mir wollen. Sie sind offenbar verrückt.« Zum erstenmal, seit Bill den Doktor kannte, glaubte er Unsicherheit oder gar Angst aus dieser Stimme herauszuhören. »Wie können Sie es wagen, mir solche Fragen zu stellen - ausgerechnet mir ...«
    »Ich werde Ihnen jetzt was sagen!« Holbrook klopfte bei jedem Wort mit den Knöcheln auf den Tisch. »Leiff Stone ist oder war jedenfalls der Großprior der Söhne von Ragusa.«
    Dr. Laffin schritt zur Tür und öffnete sie langsam.
    »Guten Abend«, sagte er mit übertriebener Höflichkeit. »Ich habe die Unterhaltung mit Ihnen ganz außerordentlich genossen.«
    Bill nickte nur. Es blieb nichts mehr zu sagen. Er hatte von einer Fortsetzung des Gesprächs nichts mehr zu erwarten. Mit einem Triumphgefühl im Herzen trat er auf die Camden Street hinaus - es war ihm gelungen, eine verwundbare Stelle im Panzer des Doktors zu finden.
    Er fuhr in den Presse-Klub, weil er noch einen Artikel schreiben wollte. Als er bei Lambert Stone eintraf, war es nahezu elf Uhr. Stone hatte den größten Teil des Abends im Krankenhaus zugebracht. Die Ärzte wollten Betty noch etwas zurückhalten, obgleich sie sich schon ganz gut erholt hatte.
    »Haben Sie ihr von ihrer neuen Verwandtschaft erzählt?«
    »Ja. Sie war verblüfft, aber auch außerordentlich beglückt«, berichtete Stone. »Ich glaube, es war ihr bisher nie ganz bewußt geworden, wie schwer sie die angebliche Abkunft von einem Mörder bedrückt hatte.«
    »Wie wird sich ihr Leben nach dieser Entdeckung gestalten? Ihr Bruder ist doch ein reicher Herr, nicht wahr?«
    »Das weiß ich wirklich nicht.« Stone lächelte. »Er war einmal sehr reich. Unser Vater hatte jedem von uns zwei Millionen Dollar hinterlassen, aber ich kann nicht sagen, was er mit seinem Geld angefangen hat. Immerhin dürfte er noch recht wohlhabend sein. Doch

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