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057 - Im Banne des Unheimlichen

057 - Im Banne des Unheimlichen

Titel: 057 - Im Banne des Unheimlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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es hat nicht viel zu sagen, wie es mit seinem Vermögen steht - ich bin Junggeselle, und Betty ist meine einzige Verwandte.«
    Bill rieb sich das Kinn.
    »So, so -«, meinte er, ohne rechte Begeisterung an den Tag zu legen. »Miss Carew - ich kann mich noch nicht daran gewöhnen, sie anders zu nennen - rückt damit also in die Klasse der reichen Erbinnen auf.«
    »Ja, und einen gräflichen Verehrer hat sie auch schon«, sagte Stone scherzend.
    »Es ist also direkt wie im Märchen -«, bemerkte Bill ironisch.
    Stone sah ihn überrascht an.
    »Sie mögen wohl Lowbridge nicht besonders?«
    »Im Gegenteil, er gefällt mir sehr gut.« Nach einer verlegenen Pause sagte Bill: »Ich werde jetzt aufbrechen. Ich bin froh, daß Sie ihr die Mitteilung gemacht haben. Sie ist - sie ist sehr nett, Ihre Nichte!«
    Er ging die Treppe hinab, an dem höflich grüßenden Nachtportier vorbei und trat, sonderbar bewegt, auf die Straße hinaus. Port blieb er einen Augenblick stehen, als wollte er sich von der kühlen Nachtluft die törichten Gedanken, die ihm im Kopf herumgingen, wegblasen lassen. Ein Auto fuhr langsam vorbei. Er starrte es gedankenlos an. Plötzlich schoß vom Führersitz ein Feuerstrahl herüber. Bill Holbrook brach auf dem Trottoir zusammen.
    Der Nachtportier, der das ›Plopp‹ einer Pistole mit Schalldämpfer vernommen hatte, stürzte auf die Straße hinaus. Auch Lambert Stone hatte den Schuß gehört. Er kam gerade die Treppe herunter, den vergessenen Mantel über dem Arm, mit dem er Bill noch zu erreichen gehofft hatte. Die beiden Männer hoben den bewußtlosen Journalisten auf und trugen ihn in den Aufzug.
    »Telefonieren Sie sofort nach einem Arzt«, bat Stone, nachdem sie ihn aufs Sofa im Salon gebettet hatten. »Wenn das die einzige Wunde ist, so fehlt ihm nicht viel. Aber man kann nie wissen.«
    Das Geschoß hatte Bill Holbrook oberhalb des rechten Brauenbogens gestreift und war am Knochen abgeglitten. Wie Stone nach flüchtiger Untersuchung annahm, war der Knochen selbst nirgends ernsthaft verletzt. Immerhin sah die Wunde recht häßlich aus.
    Glücklicherweise wohnte im Haus ein Arzt, der sogleich erschien und nach kurzer Untersuchung Stones Vermutung bestätigte.
    »Der Knochen ist nicht beschädigt«, sagte er, während er damit beschäftigt war, die Wunde zu nähen, »und je länger der junge Mann bewußtlos bleibt, um so besser können wir ihn zusammenflicken.«
    Als Bill die Augen aufschlug, starrte er die Umstehenden an.
    »Diesmal haben sie mich beinahe erledigt, scheint mir«, sagte er mit schwacher Stimme.
    »Haben Sie den Schützen gesehen?«
    »Nein ... Es war wie bei Bruder John - man schoß aus dem Auto.«
    Als Bullott erschien, war Bill schon fast wieder der alte, wenn er auch noch heftige Kopfschmerzen hatte.
    »Ich habe mich im Vorbeigehen nach Laffin erkundigt«, erwähnte der Inspektor. »Er hat den ganzen Abend das Haus nicht verlassen. Ich weiß es bestimmt, weil ich ihn beobachten ließ. Aber Sie haben ihm einen Besuch abgestattet. Sprachen Sie über die Söhne von Ragusa mit ihm?« »Hauptsächlich über den Dreiundzwangzigsten Grad. Wieviel Uhr ist es eigentlich?«
    »Ein Viertel vor Mitternacht.«
    Bill deutete eine Grimasse an.
    »Ich muß den Mann sprechen! Ich darf doch wohl nach Hause, Doktor?«
    Der Arzt zögerte.
    »Wenn es sich nicht um etwas sehr, sehr Wichtiges handelt, sähe ich es lieber, wenn Sie hierblieben.«
    »Es handelt sich aber um etwas sehr Wichtiges«, erwiderte Bill und setzte sich mit einem Stöhnen auf.
    Er mußte versprechen, sich daheim sofort ins Bett zu legen und am nächsten Tag einen Arzt zum Verbandwechsel kommen zu lassen.
    Es schlug Mitternacht, als Bullott und Lambert Stone dem Verwundeten aus dem Wagen halfen, um ihn in sein Zimmer hinaufzugeleiten. Im Schatten des Haustors stand ein Mann. Bill sah sofort, daß es nicht Tinker war.
    »Haben Sie beinah erwischt, nicht?« ließ sich eine bekannte Stimme vernehmen. »Ich hatte mir gleich gedacht, daß ein kleines Scheibenschießen auf Sie veranstaltet wird, als ich hörte, daß Sie sich mit dem Doktor in vertrauliche Gespräche eingelassen haben.«
    Es war Toby Marsh. Bill starrte ihn ungläubig an.
    »Sie wollen es gehört haben? Waren Sie denn im Arbeitszimmer des Doktors?«
    »Ich bin jeden Abend bei ihm«, sagte Toby grinsend. »Wir sind unzertrennlich!« Er war den andern die Treppe hinauf gefolgt und setzte sich nun, seinen ausgegangenen Zigarrenstummel zwischen den Zähnen, auf den Bettrand.

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