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057 - Im Banne des Unheimlichen

057 - Im Banne des Unheimlichen

Titel: 057 - Im Banne des Unheimlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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herpendeln.
    Er zündete ein Streichholz an und fuhr entsetzt zurück.
    An einem Strick, der vom Dachbalken herabhing, baumelte der Körper eines Mannes. Holbrook starrte in die verzerrten Züge - es war Tinker!
    Einen Augenblick wurde ihm unheimlich zumute, als er sich so allein in diesem Tal des Todes sah. Er fühlte, wie seine Hände zitterten.
    Er lief hinaus und den Hang wieder hinauf in der Richtung, aus der er gekommen war. Als er sich dem Gestrüpp näherte, fühlte er fast greifbar, daß er sich in eine Falle begab. Der dichte Wuchs hinderte ihn an raschem Vorwärtskommen.
    Plopp!
    Er hatte diesen Ton schon einmal gehört, aber diesmal ging das Geschoß fehl. Es streifte eine junge Buche, riß einen Fetzen Rinde ab und verlor sich singend im Wald.
    Auch ein zweiter Schuß ging fehl. Bill blieb stehen, bückte sich, zog eine Millsche Handgranate aus der Tasche und entsicherte sie. Dann richtete er sich wieder auf. Sogleich blitzte ein dritter Schuß herüber. Bill hatte das Mündungsfeuer gesehen, schleuderte seine Handgranate nach dem verborgenen Schützen, lief ein paar Schritte zur Seite und warf sich zu Boden. Er hatte richtig gerechnet. Kaum daß er sich ausgestreckt hatte, erschütterte auch schon ein scharfer Knall die Luft. Er hörte einen Schmerzensschrei aus dem Dickicht und lief davon, so schnell ihn die Füße trugen.
    Die Fährte hatte er verloren, aber die Richtung, die ihn an den Waldrand führen mußte, kannte er ungefähr. Einmal unterbrach er seinen Lauf, um Luft zu schöpfen. Er lauschte angestrengt. Kein Verfolger war zu hören. Zehn Minuten später vernahm er Stimmen und Schritte vor sich. Dann kam eine Gestalt in Sicht, und eine wohlbekannte Stimme rief ihn an.
    »Was für ein Knall war das?« erkundigte sich der Inspektor sofort.
    Bill sah, daß ihn drei Mann begleiteten. Er erklärte rasch, was vorgefallen war.
    »Ich bin Ihnen natürlich nachgegangen«, erwiderte Bullott, »doch im Wald gerieten Sie mir leider außer Sicht. Ich wußte nicht, daß man für Sie eine Fährte ausgelegt hatte. Einer meiner Begleiter machte mich auf das Konfetti aufmerksam.«
    Sie gingen alle den Weg wieder zurück, den Bill eben gekommen war. Blutspuren zeigten, daß jemand verwundet worden sein mußte. Das Gras war an einer Stelle in Brand geraten, doch gelang es rasch, das Feuer zu löschen. Von dem Angreifer war weit und breit nichts mehr zu entdecken.
    Sie erreichten die Hütte im Tal. Zu Bills großer Überraschung war sie versperrt. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie sich Zutritt verschafft hatten. Bullott leuchtete mit seiner Taschenlampe in den Raum: Er war leer! Nur ein loses Seil hing noch vom Dachbalken herab.
    Die Leiche Tinkers war verschwunden.
    »Es gibt in der Gegend Dutzende von Höhlen und alten Kalkgruben, in die sie ihn geworfen haben könnten«, sagte Bullott, als sie gemeinsam nach Hause fuhren. »Von Ihnen aber, Holbrook, war es der reinste Irrsinn, sich da hinauslocken zu lassen.«
    »Jetzt werden Sie aber doch Laffin verhaften?« fragte Bill, um dem Gespräch eine andere Wendung zu geben.
    Bullott schüttelte den Kopf.
    »Durchaus nicht - ich habe gar keinen Grund, ihn festnehmen zu lassen. Aber ich kann Ihnen sagen, daß Dr. Laffin ständig beobachtet wird. Solange die Waldhüter die Leiche nicht gefunden haben, und das kann Wochen dauern, ist in dieser Sache gar nichts zu machen. Ich hoffe, bei einer anderen Gelegenheit die Mitschuld Laffins an all diesen Verbrechen beweisen zu können, und zwar schon morgen nacht.«
    »Sie meinen die Razzia in der Priorei?«
    »Ja. Morgen ist der geeignetste Tag dafür. Wissen Sie, was nächste Woche los ist?«
    »Ich weiß nur, daß der geheimnisvolle neunundzwanzigste Juli unmittelbar bevorsteht.«
    »Nächste Woche, das heißt, entweder Montag, Dienstag oder Mittwoch findet die Ziehung der Gewinne für das Sommerhalbjahr statt. Ich glaube, es wird am Montag sein, weil Ihr Vetter, Mr. Pawter, Vorbereitungen getroffen hat, morgen früh mit dem Zug um zehn Uhr dreißig nach Plymouth zu fahren.«
    Bullott zog sich in sein Zimmer zurück. Später verließ er das Haus noch einmal, ohne jedoch seinen Mieter zu verständigen.

26
    Als Toby Marsh kurz nach Mitternacht seiner Behausung in der Robbs Street zustrebte, wäre er beinah mit Inspektor Bullott zusammengestoßen, der gerade in energischer Gangart um eine Hausecke bog.
    »Ich wollte zu Ihnen, habe eine Weile auf Sie gewartet«, begann Bullott, »aber eben hatte ich beschlossen, es

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