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057 - Im Banne des Unheimlichen

057 - Im Banne des Unheimlichen

Titel: 057 - Im Banne des Unheimlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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plötzlich, als wäre er zu einem Entschluß gelangt.

28
    Pawter saß in seinem Büro und las Zeitung, als Bill ihn früh am Morgen aufsuchte.
    »Aha!« rief er beim Anblick seines jungen Vetters. »Der heimgekehrte Sohn! Du findest deinen Schreibtisch in solcher Ordnung, daß du dich ein paar Tage lang gar nicht wohlfühlen wirst.«
    »Pips, deswegen bin ich nicht gekommen. Ich möchte, daß du mir eine Geschichte erzählst.«
    Pawter legte die Zeitung nieder und seufzte.
    »Was für eine Geschichte willst du denn hören? Soll ich dir den Wert der Reklame beweisen?«
    »Nein, Pips, ich möchte etwas über eine gewisse Priorei und ihren ›Sichtbaren Prior‹ erfahren.«
    Pawter sah Bill fest in die Augen.
    »Siehst du, gerade das ist eine Geschichte, die ich dir nicht erzählen kann.«
    »Ich will nichts veröffentlichen. Ich möchte nur wissen, was für eine Rolle du in dieser Gesellschaft spielst.«
    »Das scheinst du ja bereits zu wissen.« Pawter lächelte. »Ich bin eben ein Prior - das heißt, genaugenommen, ich bin der Buchhalter der Söhne von Ragusa. Du weißt wahrscheinlich nicht, daß ich Buchhalter bin, aber das war mein ursprünglicher Beruf.«
    »Kanntest du Bruder John?«
    Pawters Gesicht nahm sofort einen ernsten Ausdruck an.
    »Freilich kannte ich ihn.« Er überlegte eine Weile. »Es wird doch besser sein, wenn ich dir die ganze Geschichte meiner Beziehungen zu dem Orden erzähle. Das Oberhaupt ist, wie du wohl wissen wirst, Leiff Stone. Und du dürftest auch wissen, daß Ragusa einmal eine der reichsten Hafenstädte Dalmatiens war. Unsere Söhne von Ragusa behaupten sogar, daß auch die Argo, das Schiff der Argonauten, aus Ragusa stammte und eigentlich Aragusa hieß. Daher haben sie die große Galeere zum Wappenbild genommen. Vor vielen Jahren hatte ich mit Mr. Stone geschäftlich zu tun, und als er dann seinen Orden gegründet und die periodische Gewinnverlosung ihm zahlreiche Anhänger verschafft hatte, ersuchte er mich, die ganze Sache auf eine richtige geschäftsmäßige Grundlage zu stellen. Das war eigentlich etwas, das mich nicht recht reizte, denn ich hatte für Geheimgesellschaften und derlei Unsinn nie viel übrig gehabt, aber es gab doch einige Gründe, die mich zur Annahme bewogen, nicht zuletzt das angebotene Jahresgehalt von tausend Pfund.
    Ich nahm also die Arbeit an, unter der Bedingung, daß ich nicht vermummt zu erscheinen brauchte. Das setzte ich auch durch, indem ich Leiff Stone klarmachte, wie viele Möglichkeiten zu Schiebungen und betrügerischen Machenschaften sich ergäben, wenn nicht wenigstens ein Mann bei der Auslosung mitwirkte, der allen bekannt sei. So ist es also unter anderem meine Aufgabe, die Gewinnummern zu ziehen.«
    »Der Orden verfügt über bedeutende Einnahmen, nicht wahr?« fragte Bill.
    »Etwa dreißig- bis fünfunddreißigtausend Pfund jährlich. Fast die Hälfte davon wird in Form von Gewinnen und sozialen Investitionen wieder den Mitgliedern zugewendet.«
    »Wäre es für einen Schwindler nicht leicht, sich Zutritt zur Priorei zu verschaffen, sich für einen Würdenträger auszugeben und irgendwie das Geld an sich zu bringen?«
    »Ausgeschlossen«, erklärte Pawter mit Nachdruck. »Niemand, nicht einmal der Großprior, kann über größere Beträge verfügen. Ich will dir das System erklären. Jedes Mitglied zahlt eine Eintrittsgebühr von einem Pfund und dann einen Jahresbeitrag in der gleichen Höhe. Die Hälfte dieses Geldes wird von jeder Ortsgruppe auf das sogenannte Konto A bei einer Londoner Bank eingezahlt. Dies ist der Prämienfonds, von dem die Gewinne mittels eines von mir ausgestellten und vom Großprior mitunterzeichneten Schecks abgehoben werden können. Ist dir das klar?«
    Bill nickte.
    »Von der andern Hälfte werden die Betriebsspesen der einzelnen Logen gedeckt, während eine bestimmte Summe dem Großprior zur Bestreitung der Lebenskosten der Prioren und ihrer Diener ausgehändigt wird. Das ist ein verhältnismäßig unbedeutender Betrag, der überdies in Monatsraten bezahlt wird, so daß für einen Schwindler in der Priorei nicht viel herausschauen dürfte. Wirklich lohnend wäre nur ein Anschlag auf den Prämienfonds, aber den hat, wie gesagt, der Großprior nicht selbst in Händen.«
    »Und wie ist es mit dem Dreiundzwanzigsten Grad?«
    »Der bezieht auch ein festes Einkommen. Das gleiche trifft für die Großloge zu. Nirgends ergeben sich Überschüsse.«
    »Und es ist nicht möglich, bei der Ziehung zu schwindeln?«
    »Auch

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