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057 - Im Banne des Unheimlichen

057 - Im Banne des Unheimlichen

Titel: 057 - Im Banne des Unheimlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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angelangt«, antwortete der Kapitän. »Heute früh habe ich die Kabelnachricht erhalten. Die Leute warten auf Arbeit.«
    »Wer hat die verschlossene Order?«
    »Collison. Er ist ein guter Seemann und weiß, was eine verschlossene Order bedeutet. Sie können ihm vertrauen, Kommodore. Ich habe ihm gesagt, daß ich ihm den Schädel einschlage, wenn er das Siegel erbricht. Es gibt keinen Matrosen zwischen Shanghai und Valparaiso, der nicht weiß, daß Kapitän Hale auf alle Fälle sein Wort hält. Ich sage Ihnen, Sie haben einen gewaltigen Mann auf Ihre Seite gebracht!«
    »Schon gut, schon gut!« winkte Laffin gelangweilt ab. »Es mag ja sein, daß in Ihrer brutalen Art auch eine gewisse Größe steckt. Aber diese Pläne sind das Werk eines Genies, dessen Bedeutung Sie gar nicht zu erfassen vermögen. Wollen Sie sich daher merken, mein lieber Kapitän, daß Sie nichts als das Werkzeug sind, dessen sich mein gigantischer Geist zu bedienen gedenkt.«
    »Wir sind beide große Männer«, erklärte daraufhin der Seebär. »Schlagen Sie ein!«
    Dr. Laffin übersah geflissentlich die ihm entgegengestreckte Hand.
    »Gehen Sie jetzt nach Hause, mein Freund. Ich denke, Sie haben schon genug getrunken. Von nun an müssen Sie nüchtern bleiben.«
    »Das Trinken hat noch nie einen Einfluß auf mich gehabt«, antwortete Hale, sich erhebend, und tatsächlich bestätigten seine stramme Haltung und flüssige Rede diese Behauptung. »Ich könnte einen ganzen Schnapsladen leersaufen und noch immer aufrecht auf einer Rah auslegen.«
    Aber Dr. Laffin ließ sich auf kein Gespräch mehr ein. Mit einer einladenden Gebärde öffnete er das Haustor und schnitt einer neuerlichen Selbstanpreisung des Kapitäns kurzerhand den Faden ab, indem er ihm das Tor vor der Nase zuschlug.
    Gegen Mitternacht klingelte das Telefon.
    »Hier La Florette -«, sagte eine gedämpfte Stimme. »Ich kann Ihnen die Auskünfte geben, die Sie wünschten . « Ohne es zu merken, sprudelte sie in zwei Sätzen alles heraus, was er wirklich wissen wollte. Offenbar kam es ihr jedoch gleich darauf zum Bewußtsein, denn es entstand eine betretene Pause, bevor sie weitersprach. »Glauben Sie nicht, Doktor, daß es gut wäre, mir einiges Geld zu geben? Die fünfzig Pfund, die ich erhalten habe, reichen kaum für das Dringendste. Fünfzehn muß ich sofort der Musik zahlen, und morgen früh will das Restaurant, das die Erfrischungen geliefert hat, bezahlt sein.«
    »Das wird alles in Ordnung gebracht, Miss Florette«, erwiderte Laffin mit einschmeichelnder Stimme. »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Morgen früh haben Sie meinen Scheck.«
    Und bevor sie noch weiter in ihn dringen konnte, hatte er schon aufgehängt.
    Laffin ging in die Wohnung hinauf, in die er Betty einzusperren versucht hatte, und hielt sich dort etwa zehn Minuten auf. Dann versperrte er die frisch instandgesetzte Tür und begab sich wieder in sein Arbeitszimmer. Er nahm seine Aufzeichnungen zur Hand, las sie so lange durch, bis er sie sich eingeprägt hatte, worauf er sie in den Kamin warf und anzündete. Kaum brannte das Papier, schlugen Rauch und Flammen ins Zimmer. Der Kamin war offenbar verstopft. Er trat das Feuer aus und bückte sich, um in den Abzug hinaufzusehen. Auf einem Mauervorsprung im Innern des Rauchfangs stand eine kleine Kiste. Er griff danach und wollte sie herausziehen, stieß jedoch auf merklichen Widerstand. Erst als er fester daran riß, vermochte er das Kästchen herunterzuholen. Da erkannte er, daß es ein ziemlich fester Draht gewesen war, der es festgehalten hatte.
    Das rußgeschwärzte Kistchen war roh gezimmert und mit verschiedenen kleinen Luftlöchern versehen. Offenbar war es durch den Schornstein herabgelassen worden. Er stellte es auf den Tisch und untersuchte es. Endlich gelang es ihm, mit einer Papierschere eine Wand abzusprengen. Vor ihm lag ein Mikrophon.
    Im ersten Augenblick nach dieser Entdeckung wurde sein Gesicht ganz fahl.
    Wer mochte den Apparat aufgestellt haben? Was mochte alles abgehört worden sein?
    Er verließ das Zimmer und stieg in den Dachraum hinauf. Von einer Rumpelkammer an der Rückseite des Hauses aus gelangte man aufs Dach hinaus. Er tastete sich bis zum Schornstein vor. Tatsächlich kam hier ein Draht heraus, der sich über das Dach hinweg irgendwohin spannte. Das Unglück war also wahrscheinlich schon geschehen.
    Dr. Laffin blieb bis zum Morgengrauen vor seinem Schreibtisch sitzen und starrte den verräterischen Apparat an. Dann erhob er sich

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