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057 - Im Banne des Unheimlichen

057 - Im Banne des Unheimlichen

Titel: 057 - Im Banne des Unheimlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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bevor er die Namen der Gewinner bekanntgegeben hatte.
    Da sagte der Mann in der violetten Kutte, als hätte er seine Gedanken gelesen: »Es ist nicht förderlich, die Namen der vom Glück Begünstigten zu verlesen - es könnte Mißgunst in den Seelen der leer Ausgegangenen auslösen. Folge mir, Bruder, in die Registratur!«
    Pawter folgte ihm, doch war ein unbestimmtes Mißtrauen in ihm wach geworden.
    Die Registratur war ein kleiner Raum mit einem schmalen, vergitterten Oberlichtfenster. Hier wurden hinter Stahltüren die Akten und Namensverzeichnisse des Ordens aufbewahrt. Eine Petroleumhängelampe erhellte den Raum spärlich.
    »Wollen Sie bitte, gleich hier, mir gegenüber, Platz nehmen, Mr. Pawter«, begann der Großprior überaus höflich.
    Er trat an einen Kassenschrank, doch entnahm er ihm nicht, wie Pawter erwartet hatte, die Namensverzeichnisse, sondern eine Metallschale, in der fünf ausgefüllte Schecks lagen.
    »Sie werden diese gütigst unterfertigen!« sagte er.
    »Aber, Großprior, ich habe doch die Nummern und Namen noch gar nicht verglichen«, widersprach Pawter. »Wie konnten Sie wissen, wer gewinnen würde?«
    »Unterzeichnen Sie, bitte!«
    »Ich werde das ganz bestimmt nicht tun!« fuhr Pawter auf. »Was fällt Ihnen denn ein, Mr. Stone?«
    Der andere hob gebieterisch die Hand.
    »Ich führe hier keinen Namen, ich bin für Sie nur der Großprior - merken Sie sich das, und unterzeichnen Sie!«
    »Das werde ich nicht tun!«
    Pawter warf die Feder auf den Tisch und machte Anstalten, sich zu entfernen.
    »Wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist, unterzeichnen Sie!«
    Pawter drehte sich um und sah die Mündung einer Repetierpistole auf sich gerichtet. Die Augen hinter den Schlitzen der Gesichtsmaske funkelten wütend.
    »Was soll das heißen?«
    »Das soll heißen, daß Sie das Haus nicht lebend verlassen werden, wenn Sie nicht unterschreiben!«
    Pawter zog langsam den Seidenmantel aus, ließ ihn zu Boden fallen und steckte die Hände in die Hosentaschen.
    »Ich werde nichts unterschreiben -«, sagte er mit fester Stimme, »und Sie sind gar nicht Leiff Stone!«
    Bei diesen Worten sprang er den Bewaffneten an, packte ihn am Handgelenk, während er ihm mit der anderen Hand die Maske vom Gesicht zu reißen versuchte. Aber in diesem Augenblick traf ihn ein Schlag auf den Kopf, der ihn sofort zu Boden streckte.
    Als er wieder zu sich kam, saß er in einem dunklen Raum auf einer Steinbank. Seine Hände steckten in Handschellen, seine Füße waren gefesselt.
    »Wach auf, Kerl!« fuhr ihn jemand an.
    Er sah die violette Kutte vor sich und antwortete noch halb betäubt: »Sie sind gar nicht Leiff Stone ...«
    »Nehmen Sie doch Vernunft an, Mann, und unterschreiben Sie!« Der Großprior war allein, aber die Tür stand offen, und Pawter sah im Schatten draußen eine zweite Gestalt in Mönchsgewandung stehen. »Wir werden Sie vielleicht einige Tage hier zurückbehalten müssen, aber ich schwöre Ihnen, daß Ihnen nichts geschieht, wenn Sie tun, was ich von Ihnen verlange.«
    »Ich werde keinen Scheck unterzeichnen«, sagte Pawter unnachgiebig, »und ich warne Sie, meinen Namenszug zu fälschen. Wir haben mit der Bankdirektion ein Geheimzeichen vereinbart, das auf jedem Scheck enthalten sein muß, wenn er gültig sein soll. Wenn Sie der Großprior sind, wie Sie behaupten, müßten Sie das eigentlich wissen.«
    Einen Augenblick schien der Mann bestürzt.
    »Ich weiß alles -«, sagte er, verließ den Raum und schlug die Tür hinter sich zu.
    Es mußten etwa zwei Stunden vergangen sein, als er zurückkam. Er brachte einen Krug Wasser mit, goß ein Glas voll und reichte es dem Gefangenen, der in gierigen Zügen trank.
    »Jetzt, Mr. Pawter, täten Sie gut daran, meinen Wunsch zu erfüllen. Ich kenne natürlich das Geheimzeichen - es besteht aus kleinen Punkten unter den Vokalen der beiden Namen. Sie irren, wenn Sie glauben, ich sei nicht Stone. Ich habe nur meine besonderen Gründe, die Sie nichts angehen, bestimmte Brüder für ihre Verdienste um den Orden zu belohnen. Ich will die Ungerechtigkeit des Zufalls ein wenig ausgleichen.«
    »Dazu hätten Sie sich nicht mit einer Pistole bewaffnen müssen! Auf keinen Fall aber bin ich mit einem solchen Vorgehen einverstanden, das gegen die Satzungen der Gesellschaft verstößt. Ich bin zum Treuhänder der Mitglieder berufen worden, und ich will nichts mit dem von Ihnen vorgeschlagenen Schwindel zu tun haben. Bringen Sie mir die wirklich gezogenen Nummern und das Namensverzeichnis,

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