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057 - Im Banne des Unheimlichen

057 - Im Banne des Unheimlichen

Titel: 057 - Im Banne des Unheimlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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sein, aber vielleicht war es auch nur einer. Ich kann es nicht sagen - es war dunkel.«
    »Auf diesem Wege sind sie hereingekommen!«
    Bill zeigte auf das Seitenlicht, das größer war als in den meisten Kabinen und weit offenstand. Er suchte den Fußboden ab. Unter dem Bett fand er ein kurzes Dolchmesser, dessen Griff sehr abgenützt und dessen Klinge mit frischem Blut befleckt war. Auf dem Griff konnte man ein dilettantisch eingeritztes Monogramm sehen. Bill hielt den Dolch ans Licht und entzifferte die Buchstaben.
    »Wer ist ›H. H.‹?«
    »Niemand, den ich kenne«, bemerkte Stone kopfschüttelnd.
    »Aber - sagen Sie, Bill, wie kommt es, daß Sie gerade im richtigen Moment zur Stelle waren?« erkundigte sich Betty ziemlich erstaunt.
    »Ich bin ein wenig herumgebummelt«, sagte er verlegen.
    »Er hat die ganze Nacht draußen im Gang gesessen«, warf Stone ein, »weil dir, wie er glaubte, von Laffin Gefahr droht. Es hat keinen Sinn, es dir noch länger zu verhehlen, daß der Doktor an Bord ist.«
    Sie stieß einen Schrei aus.
    »Ich wußte es, ich wußte es!«
    »Holbrook sah ihn schon in der ersten Nacht und hat seither vor unseren Kabinen Wache gehalten.«
    »Darum also haben Sie nachmittags geschlafen?« Sie griff nach seiner Hand. »Sie sind großartig, Bill!«
    Selbst wenn ihm die höchste Auszeichnung verliehen worden wäre, hätte er sich nicht mehr belohnt fühlen können als durch dieses spontane Lob.
    Nach wiederholtem Läuten kam endlich der Steward. Er holte sofort den Schiffsarzt. Betty war schon angekleidet, als dieser erschien. Während er den Verletzten untersuchte, machte der Steward Holbrook darauf aufmerksam, daß es nicht allzu schwierig war, von außen her zu Mr. Stones Kabine zu gelangen. Das Glas des Seitenlichts war ausgeschnitten und dann der Rahmen geöffnet worden, so daß leicht ein Mann hindurchkriechen konnte.
    Inzwischen hatte der Arzt den Verband angebracht.
    »Ich muß das dem Kapitän melden«, sagte er. »Diese Gift- und Dolch-Attentate gegen Ihre kleine Gesellschaft sind äußerst beunruhigend.«
    Er blieb noch eine Weile plaudernd bei Mr. Stone sitzen, und Betty benützte die Gelegenheit, als Bill sie zu einem Spaziergang auf Deck einlud. Das großartige Schauspiel des Tagesanbruchs beeindruckte sie sehr. Sie nahm seinen Arm.
    »Ich möchte etwas wissen, aber Sie müssen mir die Wahrheit sagen, Billy. Wo ist der Doktor?«
    »Ich habe keine Ahnung, sicher ist nur, daß er sich irgendwo versteckt hält.«
    »Weiß der Kapitän, daß er auf dem Schiff ist?«
    »Ja, dem Kapitän ist es gesagt worden.«
    Sie nagte an ihrer Unterlippe und blieb eine Weile still.
    »Ich wußte, daß er hier ist - ich fühle es, wenn er in meiner Nähe ist. Ich habe mein ganzes Leben lang in seinem Schatten gelebt ... Er führt etwas im Schilde. - Wann erreichen wir New York?«
    »Am Freitag.«
    Sie rechnete rasch nach.
    »Also noch drei Tage«, sagte sie verzweifelt. »Fast vier sogar. - Warum mußten eigentlich die Passagiere ihre Revolver dem Zahlmeister abliefern?«
    Bill zuckte die Achseln. In diesem Augenblick kam ein Steward auf ihn zu. »Eine Radiodepesche für Sie, Sir.«
    Bill entfaltete das Formular und las:
    ›Mein Amt hat keine solche Weisung erlassen. Sullivan-Gesetz nur innerhalb der Vereinigten Staaten gültig. Staatsanwalt, Staat New York‹
    Er las die Nachricht mehrmals durch und gab sie auch Betty zum Lesen. Zusammen gingen sie hinunter zu Lambert Stone. Bill vergewisserte sich, daß sich der Verletzte leidlich erholt hatte, und zog sich dann sofort zurück.
    Es war noch zu früh, um etwas zu unternehmen, doch sobald es anging, suchte er den Zahlmeister auf und hielt ihm das Formular hin.
    »Lesen Sie das - es ist die Antwort des Staatsanwalts auf meine Anfrage, ob er wirklich eine Weisung zur Ablieferung der Waffen erlassen habe.«
    Der Zahlmeister, ein untersetzter, glattrasierter Mann mit dem feisten, roten Gesicht fast aller Zahlmeister, las die Depesche und zog die Stirn in Falten.
    »Das verstehe ich nicht. Wir haben doch ohne Zweifel einen Funkspruch des Staatsanwalts empfangen.«
    »Das war eine Fälschung«, entgegnete Bill. »Ich sage Ihnen, die Depesche ist von jemandem aufgegeben worden, dem daran liegt, die Fahrgäste dieses Schiffes entwaffnet zu sehen.«
    »Unsinn!« rief der Zahlmeister. »Sie wollen aus Ihrer Reise um jeden Preis eine Sensation herausschinden, Mr. Holbrook!«
    »Wie erklären Sie sich dann diese Depesche?«
    »Die ist allerdings befremdlich, aber

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