0570 - Die Stimmen der Qual
gemacht. Als wir auf dem Weg hierher an einem stillstehenden Kampfroboter vorbeikamen, befiel ihn hysterische Angst. Da er uns damit in Zusammenhang bringt, gerät er bei unserem Anblick jedes Mal in Panik."
„Wie ist seine Mentalität?" erkundigte sich Corello. „Wie stark ist sein Aggressionstrieb?"
Bull winkte ab.
„Praktisch nicht vorhanden. Er hat einen stark ausgeprägten Selbsterhaltungstrieb, das ist alles. Das dürfte der Grund dafür sein, daß er bei einer Annäherung sofort Abwehrstellung einnimmt."
„Vielleicht wäre er zugänglicher, wenn er nicht unter diesem fremden Zwang stünde", meinte Deighton.
„Ein fremder Zwang?" erkundigte sich Corello interessiert.
„Ja", bestätigte Lloyd. „Es ist etwas in ihm, irgendeine psychische Kraft, die untrennbar mit seinem Geist verknüpft ist. Wir alle, auch die Nichttelepathen, haben es schon zu spüren bekommen, einmal stärker, einmal schwächer. Der Fremde kann dieses Etwas nicht kontrollieren, sondern es kontrolliert ihn. Er nennt es Stimmen der Qual."
Corello schien in sich hineinzuhören.
„Ich kann mir nicht vorstellen, was Sie meinen, Lloyd. Könnte es sich um hypnosuggestive Impulse handeln?"
Deighton meinte achselzuckend: „Wir wissen es nicht. Aber wir müßten unbedingt herausfinden, ob dieses Etwas harmlos ist oder vielleicht eine Bedrohung für uns darstellt. Das können wir nur, wenn wir uns mit dem Fremden intensiver beschäftigen. Bisher sind jedoch alle Versuche fehlgeschlagen, an ihn heranzukommen."
Takvorian hatte bisher schweigend zugehört. Er stampfte mit den Hufen auf, um Aufmerksamkeit zu erwecken und fragte: „Wer hat bisher den persönlichen Kontakt zu dem Fremden gesucht?"
„Vor allem Gucky und Lloyd", antwortete Deighton verständnislos. „Bully und ich haben ebenfalls einmal unser Glück versucht. Wir haben sogar schon in Erwägung gezogen, ihn hypnosuggestiv zu behandeln. Aber das könnte sich für später nachteilig auswirken."
„Vielleicht wäre es einen Versuch wert, wenn wir ihn alle gemeinsam aufsuchten", schlug Takvorian vor. „Selbst wenn er einen Menschen vom anderen nicht unterscheiden kann, müßte er erkennen können, daß Gucky, Merkosh, Corello und ich ein völlig unterschiedliches Aussehen haben."
„Und was sollte das Ihrer Meinung nach bewirken?" erkundigte sich Bull neugierig.
„Er würde sehen, daß verschiedene Lebewesen in friedlicher Koexistenz nebeneinander leben und könnte daran erkennen, daß auch ihm keine Gefahr droht."
„Es ist ganz sicher einen Versuch wert", stimmte Bull zu.
Über Galbraith Deightons Lippen kam ein kurzes Röcheln, als er sich selbst plötzlich durch die Augen Dalaimoc Rorvics sah.
Irmina Kotschistowa zitterte am ganzen Leib und schloß die Augen. Wer hatte ihr nur die Idee eingegeben, die Zellen von Takvorians Hufen umzugruppieren und ihm Füße wachsen zu lassen?
„Gehen wir!" bestimmte Bull und setzte sich in Bewegung. Nach zwei Schritten blieb er jedoch wie zu Stein erstarrt stehen.
„Was ist?" erkundigte sich Deighton bei Bull, als er eine Sekunde später weiterging, wie wenn nichts geschehen wäre.
„Mir war eben, als hättet ihr euch alle in Luft aufgelöst", murmelte Bull kopfschüttelnd.
Takvorian setzte sich langsam in Trab. Er fragte sich besorgt: War das ich, der eben Bulls Bewegungsablauf fünfzigfach verlangsamt hat?
„Jetzt weiß ich, was ihr meint", sagte Ribald Corello. „Ich habe die Stimmen der Qual gerade selbst vernommen."
Seine Augen sind mit acht Zentimeter Durchmesser zu groß für sein Kindergesicht, dachte Irmina Kotschistowa. Dachte wirklich sie das? Und dann: Man müßte versuchen, die Zellen der Augen so umzugruppieren, daß sie schrumpfen... Wahnsinn!
*
Heydrac Koats Zwiesprache: Deine Angst ist groß, Heydrac Koat, obwohl dir die Stimmen der Qual Kraft und Mut geben.
Du fürchtest dich nicht mehr vor den Fremden, onein! Deine Angst ist nicht die der Kreatur, sondern die des Mächtigen, der fürchtet, seine Macht anwenden zu müssen. Wenn du nur den unerbittlich fortschreitenden Prozeß in dir aufhalten könntest!
Du versuchst es, aber du tust es in dem Bewußtsein, daß du unterliegen wirst. Du bangst um das Leben der Fremden.
Ist das nicht seltsam?
Noch vor kurzem hast du sie gehaßt. In dem Augenblick, als du erkanntest, daß sie die Kampfmaschinen erbauten, die deine Artgenossen getötet haben, da hast du sie gehaßt. Und wie haben sich deine Gefühle für die Fremden plötzlich gewandelt.
Du
Weitere Kostenlose Bücher