0570 - Die Stimmen der Qual
Wissen in Wort und Gedanken preiszugeben. Die Stimmen der Qual raunen und murmeln in der Ferne deines Unterbewußtseins, als würden sie sich an deinen Denkprozessen nicht beteiligen. Aber du weißt es besser, du weißt, daß sie sich zusammenballen und auf den großen Schlag konzentrieren.
Das erkennst du allein schon daran, daß du nicht die Macht über dich hast, die Warnung auszusprechen.
Du kannst nichts, überhaupt nichts tun, Heydrac Koat, um das Verhängnis abzuwehren, das auf die ahnungslosen Fremden zukommt.
*
Dalaimoc Rorvic saß in seiner bekannten Yogastellung da und schien zu meditieren. Aber das täuschte, er war hellwach.
Er hatte einen verschwommenen Eindruck von den Stimmen der Qual gewonnen, der ausreichte, ihn zu alarmieren. Er hatte erkannt, daß sich in Regionen, die weder er noch einer der anderen Mutanten erfassen konnte, etwas zusammenbraute. Es schwebte wie eine Wolke aus einer anderen Dimension über ihnen, und selbst wenn man einen Zipfel von ihr zu fühlen bekam, konnte man noch nicht sagen, was sie mit sich führte.
Dalaimoc Rorvic war jedenfalls auf der Hut, versuchte aber gleichzeitig, die Ereignisse um ihn mitzubekommen. Da waren die Stimmen von Gucky und Fellmer Lloyd, die Heydrac Koats Gedanken wiedergaben.
„Ich sehe Bilder von einer hochstehenden Zivilisation in seinem Geist", berichtete Gucky. „Ausgedehnte Städte, deren Bauwerke zwar imposante Erscheinungen sind, jedoch keine festen Umrisse haben, weitläufige technische Anlagen, Präzisionsgeräte...
Atomfeuer! Ja, die Asporcos beherrschen die Atomkraft. Sie betreiben Fahrzeuge damit, gewinnen Energie und kennen die verheerende Wirkung atomarer Sprengkörper. Ich sehe eine weite Ebene, aus der Türme ragen. Sie sehen wie Bohrtürme aus...
Nein, es sind Rampen.
Startrampen für Raumschiffe. Die Raumschiffe werden mit Atomkraft betrieben..."
Dann hörte Dalaimoc Rorvic wieder die Automatenstimmen der drei Translatoren, die Heydrac Koats Worte in Interkosmo übertrugen. Die Translatoren hatten sich bereits vorzüglich auf das fremde Sprachidiom eingespielt, so daß kaum Lücken in den Berichten des Asporcos entstanden.
„Wir haben unseren Planeten verlassen und die Grenzen unseres Sonnensystems erreicht. Aber wir wollten weiter hinaus.
Viele von uns glaubten daran, daß es eine Möglichkeit geben mußte, sich noch schneller als das Licht fortzubewegen. Doch die Forschung verlief in dieser Richtung negativ. Wir bauten also Raumschiffe, die mit einfacher Lichtgeschwindigkeit flogen, und schickten sie auf die Reise zu anderen Sternen. Es vergingen Jahrzehnte - (diese Zeitangabe stellten die Translatoren in Frage, weil damit der Ausdruck, den Heydrac Koat gebrauchte, offenbar nicht exakt übersetzt war) - und wir erfuhren nie, was aus den Pionieren wurde, die es wagten, die weite Kluft zu übersetzen.
Keines der großen Schiffe ist von seiner langen Reise je zurückgekehrt.
Dann erschien die große Raumkugel auf unserer Welt. Wir haben nie die Existenz von anderen Intelligenzen bezweifelt, aber in dieser Richtung auch keine Theorien entwickelt. Deshalb nahmen wir auch an, daß die Raumkugel von den Nachkommen der Pioniere gebaut worden war. Uns erschien es wahrscheinlicher, daß die Asporcos, die vor hundert Jahren oder mehr ausgewandert waren, das Geheimnis des überlichtschnellen Sternenfluges entdeckten, als daß Lebewesen einer anderen Welt bei uns landeten. Das hat sich als Irrtum erwiesen."
„Habt ihr die Menschen gesehen, die sich an Bord der Ex-887-VRT befanden?" wollte Reginald Bull wissen.
Die Translatoren schwiegen.
Es war Fellmer Lloyd, der in den Geist des Asporcos eindrang und Antwort gab: „Er hat keine klare Vorstellung von der Besatzung der Raumkugel... Sein Volk kam nie dahinter, was mit den Menschen wirklich passierte. Es gab Augenzeugenberichte, die behaupteten, daß der Raumkugel Ungeheuer entstiegen seien und übereinander herfielen..."
„Wir kennen auch auf der Erde die Glaubwürdigkeit von Augenzeugenberichten", sagte Bull. Er wandte sich den Translatoren zu und fragte: „Habt ihr es fertiggebracht, die Raumkugel zu starten, Heydrac Koat?"
Eine Weile herrschte Stille, dann berichtete Fellmer Lloyd, welche Gedankenbilder er im Geist des Asporcos sah: „Die toten Maschinen der Raumkugel wurden plötzlich belebt...
Die Raumkugel startete... ging in den überlichtschnellen Flug über - erst da versuchten die Asporcos, die Maschinerie des Raumschiffes abzuschalten. Es gelang
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