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0570 - Die Stimmen der Qual

Titel: 0570 - Die Stimmen der Qual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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freiwillig verzichtet habe. Das war alles."
    Orana setzte sich ihm gegenüber an den Tisch und blickte ihn aus ihren großen, dunkelblauen Augen an.
    „Und jetzt glauben Sie, genug für die Allgemeinheit getan zu haben und Ihren Nachholbedarf decken zu müssen?" fragte sie ohne Spott.
    Rhodan lächelte. „Sie wollen mich mit dieser Frage nur provozieren. Denn Sie wissen ganz genau, daß es nicht so ist. Ein Unsterblicher braucht keinem verlorenen Tag seines Lebens nachzutrauern, denn vor ihm liegt die Ewigkeit. Aber Scherz beiseite. Ich trauere nicht, ich bedauere nur, daß ich vergessen habe, wie die andere Seite des Lebens aussieht. Daß ich hier sein kann, ist mir viel wert."
    „Und ich dachte, Sie wollten nur vor dem ganzen Wahlrummel entfliehen", meinte sie. „Aber selbst diese Begründung hätte ich bedingungslos akzeptiert. Nur glaube ich, daß Sie es hier in der Abgeschiedenheit des tibetanischen Hochlandes nicht lange aushalten werden. Es wird Sie bald wieder zurück in die technisierte Zivilisation ziehen."
    „Da irren Sie, Orana. Das Gebirge ersetzt mir die Hochhäuser, Kerzenlicht finde ich viel gefälliger als taghelles Kunstlicht, und auf die Annehmlichkeiten, die mir die Dienstroboter bieten, kann ich für eine Weile verzichten. Immerhin habe ich Sie..."
    Rhodan brach verlegen ab.
    Orana Sestore lachte schallend.
    „Ich habe Sie durchschaut, Perry! Ich gebe Ihnen noch eine Chance, sich zu rechtfertigen. Sollte es ein Kompliment werden, oder wollten Sie mich mit einem Dienstroboter vergleichen?"
    „Welche Frage!" Rhodan lächelte andeutungsweise, dann fragte er ernst: „Warum tun Sie das für mich, Orana?"
    Jetzt war es an ihr, verlegen zu werden. Sie hätte über diese Frage mit einer schlagfertigen Bemerkung leicht hinweggehen können. Aber das wollte sie nicht.
    Sie empfand mehr für Perry Rhodan als bloße Kameradschaft.
    Sie fühlte sich seit dem ersten Tag zu ihm hingezogen. Und dann, eines Tages, traf sie die Erkenntnis wie ein Blitz aus heiterem Himmel; sie liebte ihn.
    Sie hatte ihm das nie zu verstehen gegeben, hatte nur seine Nähe gesucht, war immer für ihn dagewesen. Mehr als das konnte sie nicht. Sie wollte sich nicht aufdrängen. Damit hatte sie erreicht, daß er sie akzeptierte und ihr seine Freundschaft schenkte. Nach seinen eigenen Worten sah er in ihr einen Kameraden, „mit dem man Pferde stehlen konnte". Sie war nicht enttäuscht oder gekränkt, weil er ihre wahren Gefühle nicht erkannte und seinerseits nicht mehr für sie zu empfinden schien.
    Sie war damit zufrieden, diesen Mann wenigstens teilweise für sich gewonnen zu haben.
    Und jetzt fragte er sie plötzlich, warum sie das alles für ihn tat.
    Seit Rhodan die Frage gestellt hatte, schienen Minuten vergangen zu sein. Sie mußte endlich antworten. Aber was?
    „Orana..."
    Sie sah eine Bewegung und fühlte den kräftigen Druck einer Männerhand an der ihren.
    Von irgendwo her ertönte ein eindringliches Summen. Es war die Warnglocke am Hyperkom, die durch ihr Läuten den Empfang eines Funkspruchs anzeigte.
    Orana Sestore sprang schnell auf.
    „Ich werde das erledigen."
    „Ich habe ausdrücklich erklärt, daß ich in den nächsten Tagen nicht gestört werden möchte", sagte Rhodan ärgerlich. „Wenn der Anruf mit der Wahl zusammenhängt, so verleugnen Sie mich, Orana!"
    Drei Minuten später kam sie zurück und berichtete: „Der Anrufer war Mike. Er sagte, daß auf der Neusibirischen Insel Kotelnyj ein Explorerschiff gelandet sei..."
    Sie erzählte ihm in knappen Worten, was sie von Roi Danton über die Vorfälle auf der Ex-887-VRT erfahren hatte.
    „Ich werde sofort hinfliegen", erklärte Rhodan entschlossen.
    Er war plötzlich wie ausgewechselt. Die Lethargie war von ihm abgefallen, von den Spuren der Resignation war nichts mehr zu sehen.
    „Ich nehme den Gleiter. Wenn Sie wollen, schicke ich Mike, damit er Sie abholt. Aber es würde mich freuen, wenn Sie hier auf mich warteten, Orana."
    „Ich werde hier warten", sagte sie mit tapferem Lächeln, obwohl sie wußte, daß er nicht zurückkommen würde.
     
    *
     
    Rhodan ballte die Hände zu Fäusten, während er durch den unüberwindlichen HÜ-Schirm zur Ex-887-VRT starrte. Der Schneesturm hatte sich inzwischen gelegt, und er konnte mit freiem Auge erkennen, daß drei Männer aus der Schleuse taumelten. Der erste warf plötzlich die Arme in die Luft und brach zusammen.
    „Das war Bully", konstatierte Roi Danton mit einem Blick auf den Bildschirm des

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