0570 - Die Stimmen der Qual
die Heydrac Koat beherrschte, entgegenwirken zu können, war bereits im Anfangsstadium gescheitert. Es gelang keinem der Mutanten, sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren. Als erster war Takvorian scheinbar vollkommen unmotiviert im Galopp geflüchtet. Gucky, der in seine Gedanken eindrang, hatte erklärt: „Takvorian wurde hypnotisiert!"
Gleich darauf war der Mausbiber von einer unsichtbaren Kraft erfaßt worden. Er schwebte plötzlich über den anderen.
„Laß den Blödsinn, Balton Wyt!" rief er dem Telekineten zu. „Jetzt habe ich keinen Sinn für Scherze."
Und dann entmaterialisierte er. Ribald Corello erkannte sofort, daß Balton Wyt nichts mit dem telekinetischem Transport zu tun hatte. Denn der Telekinet gehörte wie Gucky und die anderen selbst zu den Betroffenen. Er lag auf dem Boden und rang nach Luft.
„Er steht unter Hypnose", erklärte Fellmer Lloyd, der kurz in seine Gedanken gesehen hatte, sich aber schleunigst wieder zurückziehen mußte. „Sein Nervensystem hat versagt, weil ihm suggeriert wird, er sei gelähmt."
Corello handelte blitzschnell. Er hob den steifen Körper des Telekineten mit einem Gelenkarm seines Trageroboters auf und fuhr mit ihm auf den Prallfeldern davon.
„Man will uns nacheinander ausschalten", vermutete der Supermutant mit schriller Stimme, „damit wir uns nicht parapsychisch vereinigen können. Das ist im Augenblick auch gelungen. Wir können hier nichts mehr ausrichten. Deshalb ist es am besten, wir versuchen, aus dem Schiff zu gelangen und uns vor der Bodenschleuse zu treffen. Fellmer, können Sie Gucky erreichen?"
„Den Kleinen scheint es erwischt zu haben", antwortete der Telepath. „Ich empfange nur schwache Individualimpulse von ihm.
Wahrscheinlich hat er das Bewußtsein verloren."
„Dann kann er wenigstens nicht beeinflußt werden", sagte Corello. „Sagen Sie mir, wo er sich befindet, dann werde ich ihn holen."
Dalaimoc Rorvic hörte Lloyds Antwort nicht mehr. Ein Heulen wie von einem Orkan fegte plötzlich durch den Gemeinschaftsraum, die Atmosphäre geriet in Bewegung und zerrte an den Mutanten.
Wahrhaftig ein Sturm! dachte Rorvic verblüfft.
Er wollte auf den Ausgang zulaufen, wurde aber plötzlich auf eine der Seitenwände zugetrieben. Er versuchte vergeblich, sich gegen den Druck zu stemmen und wurde unerbittlich gegen die Wand gedrückt. Der Druck wurde immer stärker, und er hatte das Gefühl, als ginge von der Wand eine Anziehungskraft von mehr als 19g aus. Als der Andruck sich weiterhin verstärkte und ihm das Blut aus Nase und Ohren trieb, bäumte er sich noch einmal mit aller Kraft gegen die unsichtbare Macht auf. Er umgab sich mit dem Schild der Psi-Reflexion und verspürte gleich darauf Erleichterung.
Als die Wand in seinem Rücken barst, konnte er sich auf den Beinen halten. Er wußte, daß ihm der sekundenlange Einsatz seiner Fähigkeit das Leben gerettet hatte. Wäre es ihm nicht gelungen, sie einzusetzen, dann hätte ihn der gigantische Druck an der Wand zerquetscht.
Dalaimoc Rorvic wurde wieder vom Sturm erfaßt und den Korridor hinuntergewirbelt. Es grenzte an ein Wunder, daß ihm dabei nicht sämtliche Knochen gebrochen wurden. Andererseits erkannte er, daß dies den telekinetischen Kräften zuzuschreiben war, die manchmal von verschiedenen Seiten wirksam wurden.
Schon einige Male hatte es so ausgesehen, als würde er unweigerlich mit der Wand oder der Decke zusammenprallen.
Doch immer wurde seine Flugrichtung im letzten Moment verändert.
Trotz dieses glücklichen Umstands hatte er jedoch keine Lust, als Spielball des parapsychischen Sturmes durch das Schiff getrieben zu werden. Als er auf das Schott eines Hangars für Lightning-Jäger zutrieb, nahm er seine Chance wahr. Er hielt sich unter größter Kraftanstrengung an Wandvorsprüngen fest und zog sich durch das Schott. Im Hangar wurde die Luft zwar ebenfalls durcheinandergewirbelt, und die Gravitation schien 8g zu betragen, aber es gelang ihm, sich zum nächsten Lightning-Jäger zu schleppen und in die Pilotenkanzel zu klettern.
Er schnallte sich im Sitz des Kopiloten fest und verfiel in Meditation. Auf diese Art und Weise gedachte er das Chaos zu überbrücken. Doch lange konnte er sich seiner Lieblingsbeschäftigung nicht widmen.
Plötzlich tauchten in seinem Geist Bilder auf, die so real waren, als würde er sie durch die Augen eines anderen sehen. Er sah Männer, die gegen den Sturm kämpften, hörte die Schreie von Verwundeten und sah sie sterben. Und dann
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