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0571 - Die Legende vom grauen Riesen

0571 - Die Legende vom grauen Riesen

Titel: 0571 - Die Legende vom grauen Riesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sie, John.«
    »In der Tat.«
    »Aber die Frau ist trotzdem anders. Vielleicht spürt man das nur als Frau. Von Morna Clayton geht eine Sicherheit aus, die mich schon fast erschreckt.«
    »Wie äußert sich das?«
    »Mrs. Clayton muß die Insel kennen. Ja, sie ist schon öfter dort gewesen.«
    »Dann kennt sie auch den Riesen.«
    »Bitte, John, sprechen Sie den Namen nicht aus. Ich will nicht an meinen Traum erinnert werden.«
    »Das kann ich verstehen. Aber Sie haben gesehen, was mit der Schlange geschah. Ich will versuchen, Ihnen etwas von Ihrer Angst zu nehmen. Ich habe die Schlange vernichten können und werde mich auch nicht scheuen, den grauen Riesen anzugreifen.«
    Lucy blickte mich an, als gehörte ich in eine geschlossene Anstalt.
    »Mit dem Dolch, John?«
    »Kann sein.«
    »Nein, das glaube ich nicht. Das ist unmöglich. So etwas kann man nicht. Sie können mit dieser Waffe nicht…«
    »Warten Sie es ab, Lucy!«
    »Der Stein ist härter.«
    »Das stimmt genau. Nur besitze ich sicherlich nicht nur den Dolch, meine Liebe.«
    Mittlerweile hatte sie nachgedacht und war wohl zu der Überzeugung gekommen, daß ich nicht allein aus den gleichen Motiven wie sie die Reise mitmachte. »John!« sagte sie mit einer nahezu beschwörend klingenden Stimme. »Wer sind Sie wirklich? Sie machen doch nicht die Reise nur zum Spaß.«
    »Das nicht. Ich verfolge ein bestimmtes Ziel, und ich kenne auch Dr. Ward.«
    »Wie denn? Als Patient? Haben Sie tatsächlich diese Träume gehabt, wie die anderen Passagiere auch?«
    »Vielleicht, Lucy.« Ich öffnete die Tür. »Lassen wir es einfach dabei, daß ich zu den Träumenden gehöre.«
    »Na gut.« Sie hob die Schultern. »Wenn Sie nicht wollen, ich kann Sie nicht zwingen.«
    Etwas scheu trat sie hinaus in den Gang. Dort blickte sie sich unsicher um. Lucy interessierte besonders der Gang. Wahrscheinlich suchte sie nach einer schwarzen Mamba.
    Eine Schlange war nicht zu sehen.
    Wir gingen zum Restaurant hoch und hörten unterwegs bereits die Stimmen der anderen Passagiere.
    Das Frühstück wurde bereits genossen.
    »Ah, da sind Sie ja endlich!« sagte Morna Clayton, als wir das Restaurant betraten. »Wir haben Sie schon vermißt. Es ist doch nichts passiert – oder?«
    Sie schaute uns mißtrauisch an und suchte meinen Blick.
    Ich wich nicht aus. »Nein!« log ich, bevor Lucy etwas anderes sagen konnte. »Es ist nichts passiert. Sollte denn etwas passiert sein?«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Nur so.«
    ***
    »Eigentlich habe ich keinen Hunger mehr«, sagte Lucy, als wir vor dem Büfett standen.
    »Sie müssen etwas essen.« Ich schaufelte Rührei und Schinkenstreifen auf meinen Teller.
    »Ich habe immer das Gefühl, daß ich, wenn ich was esse, in den Körper einer Schlange beiße.«
    »Aber Lucy. Das sind Einbildungen. Darauf dürfen Sie nichts geben. Wirklich nicht.«
    »Das sagen Sie so leicht.«
    »Die Schlange ist tot.«
    »Und wie viele werden noch nachkommen?«
    Eine gute Frage, auf die ich leider auch keine Antwort wußte. Ich überredete Lucy dazu, einige Scheiben Käse zu nehmen und auch frischen Toast, den der Stewart ständig in den Korb nachlegte.
    Auf dem Weg zu unseren Plätzen kamen wir an den anderen Passagieren vorbei, die bereits aßen.
    In der Tat waren es vier Frauen im unterschiedlichsten Alter.
    Einen glücklichen Eindruck machten sie nicht. Es konnte auch daran liegen, daß sie es nicht gewohnt waren, auf einem Schiff zu sitzen und dort zu essen. Lucy wollte sich in Fahrtrichtung setzen. Mir war es egal, wo ich mich hinhockte.
    Das Ei war noch warm, der Schinken sah nur knusprig aus. Das meiste war zäh.
    Kaffee holten wir uns aus der Kanne, die auf dem Tisch stand. Ich blickte aus dem Fenster und beobachtete die Wellen, über denen Möwen und andere Seevögel ihre Kreise zogen. Ein Zeichen, daß wir uns nicht allzu weit von der Küste weg befanden.
    Noch lag Dunst über dem Meer. Bleiche Tücher, in die hin und wieder Gischtstreifen hineinspritzten. Der Wetterbericht hatte uns einen sonnigen und fast windlosen Tag versprochen. Diese Voraussage schien einzutreffen, denn ich entdeckte hinter den blassen Dunstschleiern den verschwommenen gelben Ball.
    Wenn er mehr Kraft bekam und die Nebel wegdampfte, würde es ein klarer Wintertag werden.
    Ich widmete mich wieder meinem Frühstück, kam nur dazu, zwei Gabeln mit Ei in den Mund zu schieben, denn neben dem Tisch erschien ein Schatten. Lucy und ich schauten gleichzeitig hoch und sahen Morna Clayton neben dem

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