Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0571 - Die Legende vom grauen Riesen

0571 - Die Legende vom grauen Riesen

Titel: 0571 - Die Legende vom grauen Riesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
so unnahbar. Einfach furchtbar, wie ich gestehen muß.«
    »Bilden Sie sich das nicht ein?«
    »Nein, John, das fühlt man. Allerdings gebe ich zu, daß ich unter Streß stehe.« Sie beugte sich über den Tisch. »Je mehr wir uns dem Ziel nähern, desto schlimmer wird es. Mir klopft das Herz, ohne daß ich etwas dagegen unternehmen kann. Es ist einfach nicht erklärbar. Ich habe Angst und kann es gleichzeitig kaum erwarten, Celtic Island zu betreten. Komisch, nicht wahr.«
    »Stimmt.«
    »Wie ergeht es Ihnen denn?«
    »Ich bin ebenfalls gespannt.«
    Hinter mir entstand Bewegung. Ich hatte mich sowieso darüber gewundert, wie still die Passagiere gewesen waren. Sie hatten kaum miteinander geredet. Jetzt standen die vier Frauen auf, nahmen ihre Jacken und näherten sich dem Ausgang.
    »Wo wollen die denn hin?«
    »Wahrscheinlich an Deck.«
    Lucy Freeman starrte mich an. »Sollen wir nicht auch hingehen?«
    »Gern. Ich möchte mir auch den Wind um die Nase wehen lassen. Ich liebe diese klare Luft.«
    »Mir ist sie zu kalt.«
    »Kommen Sie trotzdem mit.«
    Ich hatte mich schon erhoben und reichte Lucy die Hand, die sie auch ergriff.
    Morna Clayton war nicht zu sehen. Nur der Stewart befand sich im Restaurant. Er räumte das Büfett ab.
    Ich blieb neben ihm stehen. »Haben Sie diese Fahrt schon öfter gemacht?«
    »Ja, Sir.«
    »Und?«
    »Was wollen Sie hören? Ob ich zufrieden bin?«
    »Zum Beispiel.«
    »Ich bin es.«
    »Und die Insel? Betreten Sie die auch?«
    Er wich vor mir zurück, als hätte ich eine böse Ausstrahlung.
    »Nein, Sir, ich nicht. Ich setze keinen Fuß darauf. Sie wissen doch selbst, was damit los ist.«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Die Insel ist verflucht. Schon seit altersher ist sie verflucht, denn dort sind die Frauen ausgesetzt worden, um dem Riesen geopfert zu werden. Die Kelten damals waren furchtbar. Sie… sie sahen den Riesen als Götzen an und opferten ihm Frauen.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich hörte ein Gespräch mit. Mrs. Clayton führte es mit dem Kapitän. Aber bitte, verraten Sie mich nicht.«
    »Wo denken Sie hin.«
    »Ich möchte Sie noch warnen, Sir. Männer sind auf dieser Insel nicht gelitten. Keiner von der Besatzung betritt sie. Wir bleiben auf dem Schiff, bis alle Passagiere wieder zurückkommen.«
    »Alle?«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Könnte es nicht gut sein, daß hin und wieder eine Person zurückgeblieben ist?«
    Er senkte den Blick. »Sir, darüber spreche ich nicht.«
    »Also doch?«
    Er drehte sich um und ging, ohne vom Büfett etwas mitgenommen zu haben. Da hatte ich wohl einen wunden Punkt berührt.
    Nachdenklich zündete ich mir eine Zigarette an. Inzwischen war ein Teil des Dunstes verschwunden und die Sonne durchgekommen.
    Morna Clayton ging außen vorbei, schaute durch die Scheibe, sah uns am Büfett stehen und nickte nur.
    »Die Sonne«, sagte Lucy leise. »Wenn sie untergegangen ist, werden wir die Insel wieder verlassen. Hoffentlich«, fügte sie noch hinzu und starrte gegen die Scheibe.
    Ich legte eine Hand um ihre Schulter. »Keine Sorge, Lucy, ich werde auf Sie achtgeben.«
    »Und die Schlange?«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Wir müssen damit rechnen, daß es auf dieser Insel von Schlangen nur so wimmelt.«
    »Zur Not habe ich noch meinen Dolch. Ach so, noch etwas. Ich muß noch einmal zurück in meine Kabine.«
    »Soll ich warten?«
    »Wie Sie wollen.«
    »Nein, dann gehe ich schon an Deck.«
    »Okay, bis gleich.«
    Sehr nachdenklich schritt ich durch den Gang. Männer hatten die Insel also nicht betreten. Nicht allein der Farbige fürchtete sich davor, auch die anderen Mitglieder der Besatzung, selbst der Kapitän.
    Da mußte es wirklich etwas geben, das…
    Ich öffnete die Tür – und blieb stehen, wie vor einer Mauer gerannt.
    Der Koffer lag noch an seinem Fleck. Er war auch nicht geöffnet worden.
    Doch auf seinem Deckel hockte, zweimal gerollt und mit pendelndem Kopf – eine Schlange!
    ***
    Ich rührte mich nicht, blieb in der offenen Tür stehen und hatte das Gefühl, von der Schlange und gleichzeitig von jemand anderem angeschaut zu werden.
    Es lag allein an den Augen, die mir nicht unbekannt waren. Die hatte ich schon einmal gesehen, und zwar auf diesem Schiff. Mir fielen Lucys Worte ein.
    Sie hatte recht behalten.
    Diese Augen der Schlange besaßen eine verdammte Ähnlichkeit mit denen der Morna Clayton.
    Waren sie Mensch und Schlange zugleich?
    Mein Herz schlug etwas schneller. Eine Gänsehaut kroch über meinen Rücken.
    Die Schlange

Weitere Kostenlose Bücher