0572 - Die Stunde des Symbionten
sein Ziel. Seine Sensoren mußten ihm schon draußen im Weltraum verraten haben, daß Morlch Vrakt sich hier befand. Vielleicht hatte er auch von dem Morlch ursprünglich gar nichts gewußt, und es war eine Art Strahlung, die von Vrakt ausging und den Symbionten anlockte.
Wie dem auch sei - er, Perry Rhodan, mußte auf dem schnellsten Wege nach Jawraichor gelangen. Er hatte immer deutlicher das Gefühl, daß die Spaltung seines Daseins dort ein Ende finden würde - sobald er nämlich den Morlch aufgesucht und Whisper die Möglichkeit gegeben hatte, das zu tun, um dessentwillen er den Besitzer seines Gastkörpers gezwungen hatte, ihn nach Jawraichor zu tragen - was immer das sein mochte. Rhodan glaubte festzustellen, daß die Perioden, in denen er Herr seines eigenen Bewußtseins war, in jüngster Zeit immer länger wurden. Das mochte darauf zurückzuführen sein, daß er auch im wachen Zustand willig das tat, was Whisper von ihm erwartete. Früher hatte er sich gewehrt - besonders an Bord der TIMOR, wo er niemals wußte, worauf der fremde Einfluß abzielte. Mittlerweile hatte er sich mit seinem Los abgefunden, und es schien, als belohnte ihn der Symbiont dafür, indem er ihm für immer längere Zeitspannen seinen Willen ließ. Er griff nur noch ein, wenn sein Gastkörper von außen her in Gefahr geriet, wie zum Beispiel in Jarlalok.
Rhodan setzte sich wieder in Bewegung. Er hatte Durst, aber keinen Hunger. Und er war müde. Mechanisch setzte er einen Fuß vor den andern, umging das dornige Gebüsch und kam schließlich auf eine staubige Straße, die zahlreiche Wagenspuren als einen wichtigen Verkehrsweg kennzeichneten.
Die Straße führte nach Norden. Er blieb auf ihr, weil sie leichter zu begehen war als das Buschland.
Einmal, kurz vor Mittag, blieb er stehen und suchte nach einem schattigen Platz, an dem er eine Weile ausruhen konnte. Da bemerkte er weit hinter sich eine Staubwolke, die vor dem schwachen Wind träge nach Westen trieb. Der Punkt, von dem die Wolke aufstieg, war in Bewegung und kam ihm rasch naher.
Schließlich erkannte er einen vierrädrigen, ziemlich geräumigen Karren, der von sechs Maultieren gezogen wurde. Auf dem Bock saß ein einzelner Asporco. Als er den Fremden am Straßenrand erblickte, zügelte er zunächst seine Tiere und hielt den Wagen an. Perry Rhodan sah den Schrecken in seinen Augen. Er hob den Arm zu einer beschwichtigenden Geste und trat näher auf das altertümliche Gefährt zu.
„Erschrick nicht wegen meines fremden Aussehens", ermahnte er den Siedler freundlich. „Ich komme von weither und bin daher verschieden von den Leuten, die hier leben. Führt diese Straße nach Jawraichor?"
„Ja, ja", antwortete der Kutscher hastig.
„Kommst du vielleicht von Jarlalok?" erkundigte sich Rhodan weiter.
„Nein, ich komme von Karaichkar."
Rhodan war beruhigt. Er wußte nicht, wie sich sein Abschied von Jarlalok gestaltet hatte, und es war wahrscheinlich besser, wenn er eine Zeitlang mit keinem Jarlaloker mehr zu tun hatte. Er schritt an der Längsseite des Wagens hin und stellte fest, daß er mit einer Art Stroh beladen war. Er griff in die Tasche und brachte ein kleines, aber vielseitiges Allzweckmesser zum Vorschein. Er ließ die verschiedenen Werkzeuge wechselweise aufspringen und hielt die Hand zu dem Asporco empor, so daß der das zauberhafte Gerät besser sehen konnte.
„Das will ich dir schenken, wenn du mich mit nach Jawraichor nimmst."
Der erste Impuls des Siedler schien zu sein, die Hand auszustrecken und das Wundergerät zu ergreifen. Mitten in der Bewegung stockte er jedoch.
„Du bist vielleicht ein Verbrecher", spekulierte er. „Die Häscher des Morlch sind hinter dir her, und du willst dich bei mir verstecken."
„Nein", lächelte Rhodan freundlich, „ich bin kein Verbrecher. Ich will nach Jawraichor, um den Morlch zu besuchen, in meinem Volk bin ich ein Fürst wie er, darum wird er mich empfangen. Ich gebe zu, daß ich müde bin. Ich möchte mich auf deinem Stroh ein wenig ausstrecken."
Der Kutscher war überzeugt. Er nahm das Messer und gab Rhodan mit einer nickenden Kopfbewegung zu verstehen, er solle aufsteigen. Rhodan kletterte über das Seitengeländer des Wagenkastens und ließ sich ins Stroh fallen. Er hörte, wie der Kutscher seinen sechs maultierähnlichen Geschöpfen einen schnalzenden Befehl zurief. Er merkte noch, wie der Wagen sich rumpelnd in Bewegung setzte. Dann schlief er ein.
Als er wieder zu sich kam, stand der Wagen still. Das war
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