0572 - Die Stunde des Symbionten
er sich kleidete, schien von einer feineren Faser gefertigt als das der beiden Wächter. Ihm zur Seite, auf dem Fußboden, kauerten eine Reihe weiterer Siedler aller Alters- und Einkommensklassen, wie die Qualität ihrer Kleidung zu beweisen schien. Der Wächter geleitete den Terraner, bis er vier Schritte vor dem Holzsessel stand, dann wandte er sich um und verschwand wortlos.
Der Parlk wandte sich an Perry Rhodan.
„Ich höre, du willst nach Jawraichor, um den Morlch zu sehen?"
Als er das Wort Morlch aussprach, legte er die sechsfingrigen Hände gegeneinander und hob sie bis in Gesichtshöhe.
„Das ist richtig", antwortete Rhodan. „Ich hoffe, daß du mir angemessene Verhaltensregeln geben kannst, denn ich komme von weit her und weiß nicht, wie man es bewerkstelligt, in die Nähe des Morlch zu kommen."
„Deine Bitte ist weise", antwortete der Parlk salbungsvoll. „Aber zuerst mußt du dich ausruhen. Speise und Trank sind unerläßlich, wenn man eine so weite Reise unternimmt."
Perry Rhodan wollte abwehren, aber als sein Gehirn den Begriff Speise verarbeitete, da meldete sich sein Magen mit unüberhörbarem Knurren zu Wort. Er wußte nicht mehr, wann er zum letzten Mal etwas zu sich genommen hatte. Er war hungrig.
Und der Parlk hatte recht: Wenn er auf den Beinen bleiben wollte, mußte er etwas essen.
„Du bist großzügig", antwortete er dankbar. „Ich bin in der Tat hungrig."
Der Parlk klatschte in die Hände. Eine Gruppe von weiblichen Asporcos schwärmte aus einer seitlich gelegenen Türöffnung.
Sie waren mit Schüsseln bewaffnet. Aus einigen Schüsseln dampfte es, und es verbreitete sich ein Duft von Gebratenem, der Rhodans Magen noch mehr in Aufregung versetzte.
Das Mahl war auf den asporcischen Geschmack abgestimmt, trotzdem fand Perry Rhodan sich vorzüglich damit zurecht. Zu den Speisen wurde ein leicht alkoholisches Getränk gereicht, von dem er zwei große Becher konsumierte. Die Asporcos hockten während der Mahlzeit vor dem thron-ähnlichen Sessel auf dem Boden, und der Terraner ahmte ihre Verhaltensweise nach. Er beantwortete mehrere Fragen, die zumeist auf eine Beschreibung der Gegend abzielten, aus der er kam, und erfuhr seinerseits, daß die Hauptstadt Jawraichor zwei Tagesmärsche nördlich des Dorfes lag, in dem der Parlk herrschte und das den Namen Jarlalok führte.
Nach dem Essen fühlte Rhodan sich rechtschaffen müde.
Wahrscheinlich würden ihm ein paar Stunden Schlaf guttun. Er wandte sich an den Parlk, um ihn um eine Stätte zu bitten, an der er sich eine Zeitlang ausstrecken konnte. Plötzlich jedoch überfiel ihn die Müdigkeit mit solcher Wucht, daß er kaum noch die Zunge bewegen konnte. Er stammelte ein paar Worte, dann verlor er den Halt und sank hinüber.
Wie lange er geschlafen hatte, wußte er nicht, als er wieder zu sich kam. Er rührte sich nicht, denn er hörte Stimmen, und er wollte zuerst wissen, was sie zu sagen hatten, bevor er zeigte, daß er hellwach war. Er dachte und handelte mit einer gedanklichen Klarheit, die er schon lange nicht mehr an sich beobachtet hatte. Der Verdacht kam ihm, daß das Fremde im Begriff stand, sich sein Bewußtsein von neuem zu unterjochen.
Er hörte die helle, keifende Stimme des Parlk sagen: „Dein Plan ist schlecht, Treyff Korlm. Wenn wir ihn laufen lassen, wird er dem Morlch berichten, was ihm hier widerfahren ist, und je nachdem, was für eine Laune der Morlch hat, werden wir womöglich alles wieder hergeben müssen, was wir ihm abgenommen haben."
„Und das wäre eine Schande", meldete sich eine zweite Stimme zu Wort. „Sieh dir nur all die wunderbaren Dinge an, die er bei sich trägt. Wer weiß, was man damit alles anfangen kann."
„Der Parlk hat recht", erklärte ein dritter. „Wir dürfen den Fremden nicht laufen lassen. Er muß beseitigt werden, und niemand darf je erfahren, daß er überhaupt hier war."
„Ich dachte nur", sagte eine weinerliche Stimme, „daß er sich, wenn er von unserem Schlaftrunk erwacht, sowieso nicht mehr an uns erinnern wird. Wenn wir ihn weit draußen vor dem Dorf absetzten, wüßte er wahrscheinlich gar nicht, daß er jemals in Jarlalok war."
„Wahrscheinlich, Treyff Korlm, wahrscheinlich!" keifte der Parlk.
„Mit Wahrscheinlichkeit können wir nichts anfangen. Wir müssen sicher sein. Ich bestimme, daß er beseitigt wird."
Perry Rhodan begriff. Die Freundlichkeit der Asporcos war von vornherein Schwindel gewesen. Der Wächter hatte ihnen von dem Geschenk erzählt, das sein
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