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0573 - Die Lady und der Barbar

Titel: 0573 - Die Lady und der Barbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die in weißes Zeug gekleidet war. Ein Kragen, der wie ein Schal wirkte, und dessen Faltenwurf ein Spiel von Weiß und dunklen Schatten war, umgab einen schmalen Hals. Zwei große Augen musterten Sandal.
    Schließlich sagte eine leise, disziplinierte Stimme, in der nackte Grausamkeit schwang: „Bringt ihn in den bewußten Raum. Gebt ihm etwas zu essen und laßt ihn schlafen. Ich habe heute keine Lust, mich mit dem eingefangenen Barbaren zu beschäftigen."
    „Selbstverständlich, Priester Vuzton!" sagte jemand hinter Sandal.
    Sie führten ihn am Kamin vorbei, durch eine schmale Tür, wieder in einen Korridor, auf dessen Boden ein geflochtener Teppich lag. Irgendwie kam Sandal alles wie eines der grausamen Märchen vor, die sein Großvater erzählt hatte. In ihnen wimmelte es auch von lodernden Kaminfeuern in alten Burgen und Schlössern, von geheimen Türen und Verliesen, in denen die Ratten am Fleisch der angeschmiedeten Gefangenen nagten.
    „Hier hinein!"
    Sie stießen ihn in einen kleinen Raum.
    Ein Mann zog ein Messer und durchtrennte im Schutz der Waffe des anderen die Fesseln des Gefangenen. Sandal machte keinen Fluchtversuch. Schließlich hatte er eine Rolle zu spielen.
    Vorläufig war er relativ sicher.
    „Ich verstehe gar nichts!" sagte Sandal.
    Die Männer zogen sich vorsichtig zur Tür zurück. Einer von ihnen deutete auf das dick vergitterte Fenster und sagte: „Hinter dem Stahl ist noch ein Schutzfeld. Essen wirst du bekommen. Viel Vergnügen!"
    Die Tür schloß sich.
    Sandal setzte sich auf den Rand der schmalen Pritsche. Sein Schädel dröhnte von den Nachwirkungen der Betäubung. Er zog die Jacke aus und untersuchte den Inhalt der Taschen. Nicht einmal sein Geld fehlte. Nur die Waffen waren verschwunden.
    Als er seinen Fuß an die Kante der Pritsche preßte, merkte er, daß das Messer nicht entdeckt worden war.
    Sandal stolperte in die kleine Toilette, trank eine Menge Wasser und wusch Gesicht und Hände. Dann streckte er sich auf dem harten Lager aus und war binnen kurzer Zeit eingeschlafen. Das Licht wurde ausgeschaltet, ohne daß er es merkte. Als er aufwachte, befand sich rechts von ihm in einer Mauernische ein Tablett mit einer kleinen Essensportion und einem Becher Getränk, das er nicht kannte. Er aß alles auf und wartete.
    „Jetzt können sie kommen, meine Freunde!" murmelte er.
    Sie ließen nicht lange auf sich warten. Sandal stand mit dem Rücken zur Tür da und schaute zum kleinen Fenster hinaus.
    Er blickte genau auf eine riesige Wasserfläche, entweder von der Küste aus hinaus aufs Meer, oder der Turm, in dem er sich befand, stand ziemlich weit an der Spitze einer Insel. Sandal erkannte eine Ecke der Terrasse, einen Hang, der bewachsen war, einen schmalen Sandstreifen und dann die anrollende Brandung. Als sich die Tür bewegte, fuhr Sandal wachsam herum und blickte den jungen Mann an, der die Schockwaffe hob.
    „Keine dummen Dinge, Freund Sandal!" sagte der Bursche. „Ich schieße sofort. Komm heraus, geh vor mir her - in diese Richtung."
    Sandal maß ihn mit einem Blick voller Verachtung.
    „Aber gern!" sagte er. Er hatte die Stimme des Fremden erkannt, dem er in dieser Nacht auf die Zehen getreten war. Sie gingen hintereinander in den großen Raum zurück, den jetzt das Licht der Vormittagssonne erhellte. Der Raum war teuer und geschmackvoll, aber mit uralten Möbeln eingerichtet. Das Kaminfeuer war erloschen; es roch nach kaltem Rauch und nach Asche.
    „Ein hübscher, kräftiger Bursche, unser Freund!" sagte der Mann, der ihn gestern gemustert hatte wie ein Stück Vieh.
    Sandals Gesichtsausdruck veränderte sich nicht.
    „Du bist Priester Vuzton?" fragte er leise.
    „Ja. Allerdings hat dieser Name nichts zu bedeuten."
    Der Mann trug weiße Gewänder wie gewisse Wüstenbewohner.
    Der Stoff wallte und schlug bei jeder Bewegung um den Körper des großen Mannes. Nach terranischen Begriffen war Vuzton noch jung; etwa sechzig Jahre alt. Sandal erinnerte sich an die Erzählungen Chelifers und Cascals - nannte man Menschen dieses Volkes nicht Antis?
    Sandal betrachtete den Priester ebenso eingehend wie dieser ihn.
    Ein großer Mann, der in den Schultern leicht gebeugt ging.
    Nicht besonders hager, sondern mehr ein muskulöser Typ. Es schien ein Mensch mit einem ausgesprochen pragmatischen Verstand zu sein; ein klarer Denker, wie Sandal es bei sich formulierte.
    „Horcyrov! Was sollen wir mit diesem Kerl anfangen?" fragte einer der Männer.
    Sandal hatte sie gezählt. Es waren

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