0574 - Das Himmelsmetall
hängen. In der aufgebrochenen Wand schimmerten matt die grauen Erzadern. Sie waren erstaunlich breit und dick. An manchen Stellen traten sie mehr auf als das Urgestein des Meteors, so daß man sich fragen mußte, ob das ganze Gebilde mehr aus dem fünfdimensional strahlenden PEW-Metall oder aus Urgestein bestand.
„Leichter Abbau", sagte Atlan. „Das brachten sie schon vor Jahrtausenden fertig, als es noch kein Feuer gab, soll ich es dir beweisen?"
„Wenn du dir die Fingernägel schmutzig machen willst - bitte."
Atlan ignorierte die Bemerkung und ging zur Wand. Er nahm einen metallenen Gegenstand auf, der achtlos herumlag, und begann eine der Adern zu bearbeiten. Es dauerte auch nicht lange, bis er einen scharfkantigen Splitter des grauen Metalls aus der Ader herausgearbeitet hatte. Er brachte ihn zu Gucky.
„Na, siehst du es? Ich kann das Zeug mit den bloßen Fingern bearbeiten und formen. Ich möchte damit nur beweisen, daß der Spangenkult uralt ist. Man konnte ihn einführen, als das Feuer noch nicht entdeckt war. Die Spangen konnten praktisch mit den bloßen Händen erzeugt werden."
„Sehr interessant", gab Gucky zu. „Aber eigentlich kann uns das egal sein."
„Eben nicht! Wir wollen wissen, wer dahintersteckt. Es sind nicht die Priester dieser Welt, aber sie handeln, ohne es zu wissen, in fremdem Auftrag. Perry und ich vermuten, daß dieser unbekannte Auftraggeber nicht von Asporc stammt und einen ganz bestimmten Zweck verfolgt."
„Und welchen?"
„Das eben wissen wir nicht." Er wartete eine Sekunde, dann fügte er hinzu: „Noch nicht!"
„Gehen wir nun zu den anderen zurück?"
Atlan tat erstaunt.
„Ich dachte, du wolltest heute nacht den Auftrag erledigen."
„Lieber nicht, Atlan. Ich habe eingesehen, daß ich zu voreilig war."
„Gut so, Kleiner", lobte der Arkonide. „Man muß eine Sache systematisch anpacken und auch Einzelheiten..."
„Eigentlich weniger deshalb", unterbrach ihn Gucky rücksichtslos. „Mehr deshalb, weil hier unten mehr los ist als in der langweiligen TIMOR."
Atlan verschlug es die Sprache.
„Na gut, teleportieren wir zurück", sagte er schließlich.
*
Als es am nächsten Tag hell wurde, konnten sie von ihrem luftigen Versteck aus die Tätigkeit der Asporcos in aller Ruhe beobachten.
Atlan hatte kurz mit Rhodan gesprochen und war damit bewußt das Risiko des Angepeilt werdens eingegangen, aber es war kaum damit zu rechnen, daß die Priester derartige Geräte besaßen. Vielleicht gab es Amateurfunker unter ihnen, die das Gespräch auffingen, ohne es anpeilen oder etwas damit anfangen zu können.
Rhodan berichtete, daß die TIMOR in dreitausend Kilometern Höhe mit Anpassung an die Rotation Asporcs „stillstand". Das Plateau des Meteors sei als winziger Fleck über den Wolken auf dem Bildschirm zu erkennen.
„Ihr habt den ganzen Tag und die folgende Nacht Zeit, dann kehrt bitte zurück. Vielleicht gelingt es euch, einen der Priester zu befragen. Sie selten doch wissen, was sie tun, und warum sie es tun."
Atlan lachte lautlos.
„Aber Perry, wie kannst du so etwas glauben? Natürlich wissen sie, warum sie das Metall abbauen und die Spangen verteilen.
Aber vielleicht wissen sie in der Tat nicht, was der eigentliche Grund ist. Ob wir das in einem Tag feststellen können, ist ungewiß. Dahinter steckt jemand, der intelligenter ist als alle Asporco-Priester zusammen."
„Zugegeben - aber wer?"
„Oder was - nicht wahr?"
Rhodan wußte darauf keine Antwort.
Er brach das Gespräch ab.
Die Seilbahn war wieder in Betrieb. Asporcos kamen mit den Personenkabinen hoch und verteilten sich, wie Gucky durch eine schnell durchgeführte Teleportation feststellte, in den verschiedenen Stollen und Gängen des Meteors. Die Loren, die in die Tiefe glitten, waren angefüllt mit fertig geformten Spangen.
Von ihrem Plateau-Versteck aus hatten sie eine überwältigende Aussicht. Um nahezu sechzehntausend Meter überragte sie das etwa zwanzig Kilometer entfernte Ringgebirge. Es war durch den Aufschlag des gigantischen Meteors entstanden und schien für die Asporcos ohne Interesse zu sein. Nur der Meteor barg das begehrte „Himmelsmetall".
Atlan lag dicht am Rand des Plateaus hinter einem Felsblock in guter Deckung. Aufmerksam beobachtete er mit Hilfe eines Elektronenfernglases seine Umgebung. Das Ringgebirge erschien ihm so nah, als sei es nur wenige hundert Meter entfernt. Er konnte keinerlei Tätigkeit dort entdecken.
Aber er sah einige Asporcos fliegen!
Es
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