0574 - Das Himmelsmetall
Biegende'. Sie muß also noch aus jener Zeit stammen, in der Metall kalt geformt wurde, nehme ich an. Eine Art Verwaltungszentrum inmitten des Meteors. Es gibt noch mehrere solcher Städte, denn die beiden Männer erwähnten sie. Leider konnte ich nicht in Erfahrung bringen, wie sie diese Höhle geschaffen habe."
„Ich nehme an, es ist eine Luftblase, die entstanden ist, als das Gestein durch die Aufprallenergie noch teilweise flüssig war. Es ist möglich, daß es Hunderte solcher Kavernen gibt, durch natürliche Gänge miteinander verbunden."
Gucky deutete in Richtung der Stadt.
„Vielleicht schalten sie nachts die Sonne ab, dann können wir uns umsehen."
Atlan nickte.
„Gut, kümmern wir uns zuerst um ein besseres Versteck.
Nehmen wir den Gang da vorn, teleportieren werden wir nur im Notfall."
Eine kleine Straße mündete im Felsen. Sie folgten ihr und ließen die Höhle mit der Stadt Hacyble bald hinter sich zurück.
Die roh behauenen Wände und die gewölbte Decke ließen ahnen, daß hier einmal Asporcos mit primitivem Werkzeug den Tunnel verbreitert hatten, wenn er von Natur aus schon vorhanden gewesen war. Gucky empfing zwar laufend Gedankenimpulse, aber er achtete nicht so sehr darauf, und so konnte es geschehen, daß sie nach etwa zwei Kilometern durch den nur schwach beleuchteten Gang unvermutet auf eine Gruppe von Arbeitern stießen, die gerade eine Pause machten. Ohne zu sprechen saßen sie auf Steinblöcken und stierten vor sich hin.
Ein Priester bewachte sie. Er stand abseits mit dem Rücken zur Gangbiegung, um die Atlan, Ras und Gucky ahnungslos herumspazierten, um plötzlich im hellen Licht zu stehen.
Die Arbeiter erblickten sie sofort. Zwei von ihnen sprangen überrascht auf und riefen etwas.
Der Priester fuhr herum und griff nach seiner Waffe, aber Gucky war schneller. Er starrte den Uniformierten an.
Die Pistole blieb im Halfter stecken, so sehr der Priester auch am Griff zerrte. Als er seine vergeblichen Versuche aufgab und die drei seltsamen Fremden voller Unglauben ansah, die Augen weit aufgerissen und voller Entsetzen, machte sich seine Pistole selbständig. Blitzschnell glitt sie aus dem Halfter und segelte auf Atlan zu, der sie aus der Luft holte. Achtlos schob er sie in den Gürtel, dicht hinter den Impulsstrahler.
Die Arbeiter hatten sich gefaßt. Sie begriffen, daß die drei Fremden Gegner des verhaßten Aufsehers sein mußten. Sie verhielten sich ruhig und abwartend.
„Was machen wir mit ihm?" fragte Gucky und ließ den türkisfarbenen Asporco nicht aus den Augen. „Der kann uns die ganze Meute auf den Hals hetzen, während man den Arbeitern sicherlich kein Wort glauben würde. Nehmen Wir ihn mit?"
Atlan schüttelte den Kopf.
„Wir müssen auf uns selbst genug aufpassen", lehnte er ab.
„Na schön, dann bringe ich ihn einfach irgendwohin, wo er die nächsten Stunden sicher ist. Am besten auf einen Felsvorsprung des Meteors, so an die fünftausend Meter hoch. Bis ihn dort jemand findet, ist unsere Mission hier beendet."
„Soll er verhungern?"
„Wir setzen ihn später auf einer der Bergstraßen ab."
Während sie sich unterhielten, beobachtete sie der Priester mit seinen seltsamen Doppelaugen. Er wagte keine unbedachte Bewegung mehr, obwohl er sich bestimmt gern seine Waffe zurückgeholt hätte. Aber die Fremden waren ihm unheimlich. Sie hatten ihn entwaffnet, das war nach den Gesetzen der Priesterhierarchie ein todeswürdiges Verbrechen. Die Fremden hatten ihr Leben verwirkt.
Als Gucky auf ihn zutrat, wich er unwillkürlich zurück, aber der Mausbiber war schneller. Mit einem Satz war er bei ihm und ergriff seinen Arm. Gleichzeitig - so wenigstens kam es dem Priester vor - standen sie auf einem nur wenige Quadratmeter großen Felsvorsprung fünftausend Meter über der Planetenoberfläche.
Hier war es kalt, wenn auch windgeschützt. Die Thermik reichte nicht so hoch, und die Luft war dünn. Es gab keinen Pflanzenwuchs.
„Hier kannst du dich ausruhen, bis man dich findet", sagte Gucky, obwohl ihn der Asporco ohne Translator nicht verstehen konnte. „Sollte das nicht der Fall sein, kümmere ich mich um dich."
Er entmaterialisierte.
Der Priester blieb noch eine Weile stehen. Er begriff natürlich nicht, wie er hierher gekommen war, aber er fand sich erstaunlich schnell mit der unverständlichen Tatsache ab, daß er an der Außenwand des Meteors auf einer winzigen Felsenplatte stand, hoch über den Städten und Verkehrswegen.
Fremde!
In der heiligen Stätte
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