0574 - Das Himmelsmetall
strich an ihnen vorbei. Sie kam von unten und stieg schnell nach oben. Die Wände fielen steil ab. Sie bestanden nicht überall aus dem grauen PEW-Material, das den Hauptbestandteil des Meteors ausmachte, sondern aus einer porös wirkenden Gesteinsmasse, die jedoch hart und widerstandsfähig sein mußte.
„Vulkanischen Ursprungs", vermutete Atlan und zeigte hinab in den Abgrund. „Zumindest muß an dieser Stelle Magma nach oben gedrungen sein und die riesige Kaverne verursacht haben.
Wahrscheinlich entstanden bei dieser Gelegenheit dann auch ganze Labyrinthe mehr waagerechter Gänge, die den Asporcos heute als Verkehrswege quer durch den Meteor dienen. Auch die Stadthöhlen mögen auf ähnliche Weise entstanden sein."
„Jedenfalls hat die Natur ihnen eine Menge Arbeit erspart.
Möchtest du, daß wir weiter in die Tiefe vordringen? Immerhin soll das Ding ja mehr als hundert Kilometer tief in der Kruste des Planeten stecken. Wer weiß, was wir noch alles finden..."
„Nein, nicht jetzt!" Atlan sah nach oben, wo die Decke sein mußte, die jedoch nicht zu sehen war. „Wir müssen herausfinden, warum Alarm gegeben wurde. Unser Priester kann doch nichts verraten haben. Hast du ihn sicher untergebracht?"
„Der hockt in luftiger Höhe und bekommt kalte Füße."
„Vielleicht ist er aber auch schon weggeflogen", sagte Atlan leichthin.
Gucky starrte ihn plötzlich verwundert an.
„Geflogen...! Bei allen Mohrrüben des galaktischen Nordsektors...! Daran habe ich gar nicht gedacht! Warte hier, ich bin gleich wieder da..."
Ehe Atlan protestieren konnte, war der Mausbiber verschwunden.
Allein stand er nun auf dem schmalen Vorsprung über dem Abgrund, und er konnte sich eines merkwürdigen Gefühls nicht erwehren. Wenn Gucky aus diesen oder jenen Gründen nicht zu ihm zurückkehren konnte, war er unweigerlich verloren, falls Ras Tschubai ihn nicht fand. Aus dieser Todesfalle gab es keinen anderen Ausweg als die Teleportation.
Trotz der Wärme fröstelte ihn plötzlich.
Ganz dicht trat er die Wand zurück und beschloß, Gucky mal ordentlich die Meinung zu sagen. So eilig war es nun auch wieder nicht, nach dem Priester zu sehen.
Er atmete auf, als Gucky nach fünf Minuten wieder erschien, in den Armen die türkisfarbene Uniform des Priesters. Er hielt sie Atlan entgegen.
„Das ist alles, was von ihm übrig ist. Also doch geflogen!"
„Dachte ich es mir doch!" Atlan nahm die Kleidungsstücke und untersuchte sie flüchtig. In hohem Bogen warf er sie dann in den bodenlosen Abgrund. „Der Kerl ist also heil unten angekommen und hat den Alarm verursacht. Man weiß also jetzt, daß wir hier sind." Er sah Gucky strafend an. „Das nächste Mal verschwindest du nicht einfach und läßt mich in so einem Loch zurück!"
„Ich bin ja zurückgekommen", verteidigte sich Gucky. Er zögerte. „Allerdings... nun, ja..."
Atlan wurde hellhörig.
„Was, nun ja...?"
„Es war schließlich meine Schuld, daß der Priester entkam. Als du das mit dem Fliegen erwähntest, packte mich das Schuldgefühl, und ich vergaß, dir Bescheid zu sagen. Aber nun ist ja alles gut, nicht wahr?"
„Nichts ist gut! Wir können uns in dem Meteor nicht mehr sehen lassen, ohne die Meute hinter zu uns haben. Ich denke, wir teleportieren zurück ins Versteck und überlegen, was zu machen ist."
„Einverstanden", stimmte der Mausbiber zu. „Warte, ich muß sie erst anpeilen, damit wir uns nicht verspringen." Er konzentrierte sich auf die Gedanken-Impulse der Freunde, die er aus Tausenden von anderen Impulsen schnell herausfand.
Wenigstens hatte das bisher keine Schwierigkeiten bedeutet. „Na, die kommen aber verdammt schwach durch..."
„Wer kommt schwach durch?"
„Die anderen! Selbst Ribald, den ich sonst am besten empfange, gibt nur mentale Piepser von sich. Die Impulse der Asporcos sind gleich stark geblieben."
Atlan lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand.
„Was schließt du daraus?"
Der Mausbiber zuckte die Schultern.
„Sieht ganz nach einer Isolierung aus, ich frage mich nur, wie das möglich sein soll? Wir wissen, daß die Asporcos nicht über derartige technische Mittel verfügen. Außerdem ist es ausgeschlossen, daß sie unser Versteck orteten. Dazu fehlen ihnen ebenfalls die Möglichkeiten."
„Teleportieren wir zu den anderen, vielleicht erfahren wir dann mehr."
Gucky nickte und nahm Atlans Hand.
*
Ras Tschubai war in eine der Steinhütten gegangen und versuchte ein wenig zu schlafen. Atlan und Gucky konnten
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