0574 - Das Himmelsmetall
den Augenblick nahm Kosum seine SERT-Haube ab und legte sie griffbereit vor sich auf den Kontrolltisch.
„Eigentlich halte ich die Zwischenperiode für überflüssig", meinte Roi Danton zu seinem Vater gewandt. „Ich weiß auch trotz aller Erklärungen nicht, was du damit bezweckst."
Rhodan sah auf den Panoramaschirm, ehe er antwortete: „Etwas Überflüssiges muß nicht immer auch nutzlos sein - das hat die Erfahrung bewiesen, Roi. Ich gebe zu, wir legen die Pause ohne besonderen Grund ein, aber schon vor unserer Konferenz waren wir alle der Meinung, daß wir uns diesmal vorsichtiger dem System Rattley nähern sollten. Natürlich können wir von hier aus nicht feststellen, ob wieder eine Beeinflussungsperiode dort akut ist, aber zumindest können wir versuchen, mit Hilfe der Fernortung eventuelle Veränderungen auf Asporc zu eruieren."
„Über fast vier Lichtjahre hinweg?"
„Es sind nur dreieinhalb, aber das spielt keine Rolle." Rhodan nickte. „Ja, das wäre durchaus möglich. Wir wollen auf jeden Fall vermeiden, ahnungslos in eine Falle zu rennen."
„Falle? Wer sollte uns eine Falle stellen wollen? Doch nicht die Asporcos. Sie sind friedfertig, das wissen wir, und sie wehren sich nur, wenn sie angegriffen werden, dann allerdings mit dem Mut der Verzweiflung. In den Zeiten der geheimnisvollen Hypnobeeinflussung, das gebe ich zu, sind sie unberechenbar und handeln gegen ihren Charakter."
„Natürlich nicht die Asporcos, aber jene Unbekannten, oder das unbekannte Etwas, das die hypnotische Beeinflussungswelle auslöst, die wiederum nur mit Hilfe des mineralischen Katalysators realisiert werden kann. Mineral oder Metall, das wissen wir noch nicht, jedenfalls ist es ein absolut unbekanntes Element. Man findet es nur auf Asporc, soviel wir wissen. Und auf Asporc wiederum nur an einer einzigen Stelle, falls unsere Logistiker und Computer recht haben."
„Ein Element vielleicht", überlegte Roi Danton. „Es strahlt sechsdimensional und..."
„Irrtum!" unterbrach ihn Rhodan bestimmt. „Das Element ist ein fünfdimensionaler Strahler mit sechsdimensionaler Tastresonanz.
Das ist ein gewaltiger Unterschied."
„Aha", machte Roi Danton und ließ offen, ob er das verstanden hatte oder nicht. „Element, meinst du?"
„Ein Metall - wir werden das herausfinden."
Über Interkom meldete sich die Orterzentrale. Mentro Kosum bestätigte und ordnete an, daß die Echozeichnungen auf einen Monitor seiner Kontrollanlage weitergeleitet wurden. Er warf Rhodan einen hastigen Blick zu, ehe er sagte: „Die Ortung hat ein Echo, ein sehr großes Echo. Die Daten kommen noch herein..."
Der Monitorschirm leuchtete auf. Der Echofleck besaß keine erkennbaren Umrisse und Formen, aber die würde er noch rechtzeitig erhalten, sobald das optische Bild stabilisiert werden konnte.
„Geschwindigkeit weit unter Licht", sagte die automatisch klingende Stimme des Ortercomputers. „Länge des Objektes etwa vierhundert Meter, Durchmesser hundert Meter. Typische Torpedoform ohne durchgehende Hülle. Es handelt sich um ein Artefakt. Ende der Durchsage."
„Ein Raumschiff also", stellte Mentro Kosum fest und forderte die Umschaltung des Monitors auf Optik. Gleichzeitig versuchte er anhand der eingehenden Daten, das unbekannte Objekt auf den Panoramaschirm zu bekommen. „Es wird noch ein paar Minuten dauern."
Die TIMOR selbst flog annähernd mit Lichtgeschwindigkeit, aber Kosum, der längst seine SERT-Haube wieder trug, ließ das Schiff einen großen Bogen beschreiben und bremste dabei ab, um ein Anpassungsmanöver einzuleiten.
Roi Danton unterbrach das angespannte und erwartungsvolle Schweigen mit der Frage: „Was kann es sein? Die Flugrichtung läßt eigentlich darauf schließen, daß es sich um ein Schiff der Asporcos handelt."
„Ich vermute es ebenfalls", gab Rhodan leise zurück. „Aber wenn dem so ist, muß es bereits seit Jahrzehnten unterwegs sein. Ihre Technik ist noch nicht so weit wie die anderer raumfahrender Völker. Aber ich bewundere ihren Mut, den sie zweifellos besitzen müssen, wenn sie ihr eigenes System verlassen."
„Nehmen wir Kontakt mit ihnen auf?"
Perry Rhodan nickte langsam.
„Ich möchte es versuchen. Es ist anzunehmen - immer vorausgesetzt, es handelt sich wirklich um ein Schiff der Asporcos - daß sie keine Verbindung mehr zu ihrem Heimatplaneten haben und demnach nichts von den Vorkommnissen dort wissen. Wir können ihnen unbeschwert gegenübertreten, und sie werden nicht voreingenommen sein,
Weitere Kostenlose Bücher