0574 - 'Opfert sie dem Schlangen-Dämon!'
wenn die Bildkugel im Saal des Wissens sie zuletzt rund hundert Kilometer von hier entfernt lokalisiert hatte.
Natürlich fand er Teri nicht.
Aber dafür etwas anderes…
***
Unwillkürlich stöhnte Zamorra auf. Der Zersetzungsprozeß fand seinen Fortgang. Wenn ihnen nicht in den nächsten zwei, drei Minuten etwas einfiel, waren sie verloren. Dann würde die Skelettierung auf Oberkörper und Kopf übergreifen, und das war dann mit Sicherheit das Ende…
Aber die Hände konnten sie beide nicht mehr benutzen. Was also konnten sie noch tun, um sich zu retten?
Nicole lehnte sich an Zamorra. In ihren Augen flackerte Verzweiflung und auf steigende Panik. Sie hatte ihre Angst vor dem Tod nie so deutlich gezeigt wie in diesen Sekunden.
Dabei hatten sie beide dem Tod schon unzählige Male gegenübergestanden, doch keiner von ihnen war vor der Angst gefeit. Sie ließ sich beherrschen, aber nicht abschütteln.
Und diesmal war es anders!
Selbst wenn sie überlebten, waren sie verstümmelt. Die blanken Knochen ihrer Finger lösten sich bereits voneinander, die Auflösung griff inzwischen auch auf die Unterarme über und näherte sich den Ellenbogen.
War da nicht etwas von einem Traum gewesen?
Zamorra versuchte sich zu erinnern. Hatte er nicht daran gedacht, daß es vielleicht eine Chance gab, aus dem Alptraum zu entkommen?
Aufwachen…!
»Nici!« stieß er hervor. »Wir müssen aufwachen! Das ist vielleicht unsere einzige Chance!«
»Aufwachen? Was meinst du damit?« Sie löste sich von ihm, sah ihn verwirrt an. »Wieso aufwachen?«
»Es ist ein Traum, mehr nicht. Wir träumen das hier alles!«
Müde schüttelte sie den Kopf.
»Irgendwie müssen wir es schaffen, wach zu werden!« schrie er sie an. »Wir dürfen nicht hier bleiben! Wir müssen ‘raus in die Wirklichkeit!«
»Ein Traum?« überlegte sie zweifelnd. »So wie die Träume von Julian Peters? Vielleicht steckt er dahinter, wie? Vielleicht ist er es, der uns in eine Traumwelt geholt hat und darin vernichten will? Meinst du so etwas?«
Zamorra nickte. »So etwas. Aber ich glaube nicht, daß Julian es ist.«
»Aber wenn dieser Traum hier so ähnlich ist wie die von Julian, können wir nicht hinaus!« rief Nicole. »Aus Julians Traumwelten gibt es keine Flucht, wenn er sie nicht zuläßt. Das wird auch bei anderen so sein… falls es diese anderen überhaupt gibt und…«
»Du willst einfach aufgeben?«
»Bleibt uns denn etwas anderes übrig? Wir sollten uns damit abfinden, auch wenn's mir verdammt schwer fällt. Es ist vorbei, chéri. Diesmal gewinnt die andere Seite!«
»Das ist nicht die Nicole, die ich kenne«, fuhr Zamorra sie an.
Besorgt betrachtete er den Fortgang der Auflösung. Er entsann sich, seine Hand am Hosenbein abgewischt zu haben und sah an sich herunter.
Entsetzt stellte er fest, daß auch dort der Knochen schon an einer Stelle frei lag und die… die Wunde? …ständig größer wurde.
Nicole antwortete nicht. Sie wandte sich von ihm ab und ging mit hängenden Schultern ein Stück weiter.
Dunkelheit, in der man sehen kann, überlegte Zamorra. Es ist total finster in diesem Ungeheuer-Magen, und trotzdem können wir uns gegenseitig und uns selbst sehen, während wir uns der völligen Finsternis bewußt sind…
Wenn diese Dunkelheit oder unser Sehvermögen nicht echt sind - wenn eines von beiden nicht da ist und uns nur vorgegaukelt wird, dann vielleicht auch noch mehr. Vielleicht ist es nicht einmal ein Traum, sondern nur eine Illusion! Vielleicht haben wir unsere Hände noch!
Der Hohlraum, in dem sie sich befanden, zuckte wieder heftig. Diesmal konnten Zamorra und Nicole ihren Sturz beide nicht mehr richtig abfangen.
Sie stürzten der Länge nach in die schleimige Masse. Zamorra landete mit dem Gesicht in dem zähen Brei.
Er versuchte sofort wieder hochzukommen, aber er bekam die Augen nicht mehr auf. Diesmal war die Dunkelheit um ihn herum kein Paradoxon mehr.
Er sah nichts mehr.
Er war blind geworden.
Er hörte Nicole aufschreien.
»Zamorra - dein Gesicht…!«
Er konnte nicht einmal mehr danach tasten.
Aber er ahnte auch so, was mit seinem Gesicht geschehen war.
Er besaß es nicht mehr…
***
Mit einem Schrei fuhr er auf!
Und er starrte direkt in Nick Bishops Gesicht.
»Schlecht geträumt, wie?« Der seltsame Commander grinste ihn an. »Schade. Ich möchte Ihnen eigentlich angenehme Träume wünschen. Schließlich werden Sie nicht mehr lange leben, da sollten Sie die letzten Minuten Ihres Daseins
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