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0578 - Die Geisel

0578 - Die Geisel

Titel: 0578 - Die Geisel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich jeglichen Kommentars enthalten. Auf keinen Fall wollte sie den Wiedergänger reizen, der manchmal unruhig wie ein Gefangener den Waggon durchschritt und Marion dabei auch ständig anschaute.
    »Du bist eine wirklich gute Geisel, ja, eine Geisel, wie man sie sich nur wünschen kann.«
    »Und Sie haben kein Mitleid?« fragte sie.
    »Nein.«
    Marion hob die Schultern. »Ich verstehe das alles nicht. Ich weiß nicht einmal, wie man dazu kommt, Vampir zu werden. Können Sie mir das erklären, bitte?«
    »Und ob ich das kann. Du brauchst nur von einem meiner Freunde gebissen zu werden oder, wie ich es getan habe, vom alten Blut zu trinken. Dann wirst du es.«
    »Daß es so etwas wie euch überhaupt gibt…«
    »Es hat uns immer gegeben, es wird uns auch immer geben, meine Kleine. Daran mußt du dich gewöhnen.«
    »Waren Sie schon immer Vampir? Sind Sie einige Hundert Jahre alt, wie man oft hört?«
    »So alt hoffe ich zu werden. Ich bin seit einigen Monaten Blutsauger. Zuvor…« Er lachte schrill, weil er sich köstlich amüsierte. »Zuvor habe ich der Polizei angehört. Ich war Kommissar.«
    »In Germany.«
    »Richtig, ein Bulle.« Er schüttelte den Kopf, weil er gleichzeitig so lachen mußte.
    Das begriff Marion noch weniger. Wie konnte ein Polizist zu einem Vampir werden? Okay, sie hatte nie viel von der Polizei gehalten, aber sich dermaßen zu ändern, das wollte einfach nicht in ihren Schädel hinein. Da war bestimmt etwas nicht richtig gelaufen.
    »Bist du jetzt enttäuscht, Kleine?«
    »Nein, überrascht.«
    »Das kann ich mir denken. Aber glaub mir eines. Die Zeiten als Mensch liegen zurück. Sie werden auch nicht wiederkehren. Ich baue mir meine eigene Armee auf. Ich brauche nur noch die nötige Stärke erreicht zu haben, dann klappt alles wie am Schnürchen. Meine Pläne stehen bereits in der Theorie.«
    »Was haben Sie denn vor?«
    »Eine Vampir-Truppe zu gründen. Eine kleine Armee, deren Mitglieder überall auf der Welt verteilt sind. Ich suche mir auch ein Hauptquartier aus, von wo aus ich die Befehle erteile. Es wird wunderbar werden. So etwas hat die Welt noch nicht erlebt.«
    »Man wird Sie töten!« rief Marion dazwischen.
    »Wirklich? Wer kann mich schon töten?«
    »Dieser Sinclair!«
    Mallmann beugte sich wieder zu Marion herab und präsentierte seine Blutzähne. »Da hast du recht, da hast du sogar sehr recht. Doch er wird es nicht wagen, glaub mir.«
    »Meinetwegen?«
    »Nein, nicht. Es gibt noch eine andere Person, die sich in meiner Hand befindet. Sie ist sehr gut untergebracht. Ich habe sie versteckt. Sinclair wird sie nicht finden.«
    »Wer… wer ist es denn?«
    »Seine Mutter!«
    Diese Antwort empfand Marion wie ein Schlag in ihr Gesicht. Sinclairs Mutter! Himmel, welch eine Macht mußte dieser Blutsauger besitzen, daß er es geschafft hatte, an sie heranzukommen! Sie wollte noch eine weitere Frage stellen, sah jedoch, daß sich der Blutsauger nicht mehr für sie interessierte und sich bereits herumgedreht hatte. Er war mit schleichenden Schritten auf die Tür zugegangen, als könnte er dort etwas Besonderes feststellen.
    Sein Ohr drückte er gegen das Holz. Für einige Sekunden blieb er in dieser Haltung, dann drehte er sich um und stellte Marion Brookman die Frage. »Hast du es auch gespürt?«
    »Was?«
    »Wir haben an Tempo verloren. Ich glaube, wir sind am Ziel unserer Reise.«
    Marion begann wieder zu zittern.
    »Meinen Sie… meinen Sie die Müllkippe, von der Sie gesprochen haben?«
    »So ist es.«
    »Und dort wartet Sinclair?«
    »Richtig.« Er streckte ihr die Hand entgegen. »Allerdings werden wir nicht durchfahren.« Ohne eine weitere Erklärung abzugeben, drehte er sich um, wo er gegen die Innenseite der Tür schaute. Er wollte sie aufreißen, packte den Griff und stemmte sich hart zurück.
    Ein Vampir besitzt Kraft, das bewies Mallmann in diesem Augenblick. Trotz der Gegenkräfte schleuderte er die Tür auf, so daß das große Loch des Eingangs entstand.
    Rechteckig, sehr breit, auch hoch, so daß der Wind in den Waggon pfeifen konnte.
    Er wühlte die wenigen dunklen Haare des Blutsaugers am Hinterkopf in die Höhe. Gegen den Fahrtwind streckte Mallmann seinen Kopf aus der Öffnung. An der linken Seite hielt er den Türgriff fest.
    Marion Brookman schaute auf den Rücken. Der scharfe Wind biß und heulte in den Waggon. Er übertönte andere Geräusche bei weitem. Sie hoffte, daß er auch das Klirren der Ketten überdecken würde, wenn sie sich erhob, um auf Mallmann

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