0579 - Die Psycho-Vampire
Onacro."
*
Keine Namen!
Der Befehl kam so intensiv, daß sich Ribald Corello unter ihm krümmte.
Die acht Testpersonen sollen genügend Wissen erhalten, um, auf sich selbst gestellt, überleben zu können. Aber sie dürfen keine zu starke Persönlichkeit entwickeln!
Die „Macht" schien geradezu panische Angst davor zu haben, die Normalsynthos könnten eine zu ausgeprägte Individualität mit auf ihren Lebensweg bekommen.
Corello spielte einen Augenblick lang mit dem Gedanken, den Wünschen seiner Beherrscher entgegenzuhandeln, bereute ihn aber gleich darauf. Er bekam einen so starken parapsychischen Schlag, daß er meinte, in den Hyperraum geschleudert zu werden.
Keine Namen!
Corello leitete diese Forderung an Vauw Onacro weiter.
„Wie Sie wünschen", sagte der Biogenetiker ergeben und wechselte einen schnellen Blick mit Gorlan Lym.
Corello entging das nicht. Er mißtraute dem Biogenetiker und seinem Helfer nach wie vor. Zwar kontrollierte er Gorlan Lym geistig, doch mußte er ihm einigen Spielraum lassen. Deshalb war es nicht ausgeschlossen, daß er eine gewisse Initiative entwickelte und versuchen würde, sich mit Vauw Onacro zu besprechen.
Corello ließ die beiden nicht aus den Augen und registrierte und analysierte jede ihrer Bewegungen, Gesten und Worte - obwohl er sich unsagbar müde fühlte.
Seine Beherrscher hatten ihm in den letzten fünf Tagen kaum Ruhe gegönnt. Wenn sie seinen Geist und seinen Körper nicht ständig mit Energien gespeist hätten, wäre er schon längst vor Erschöpfung zusammengebrochen.
Aber selbst sie, die Meister über Zeit und Raum zu sein schienen, waren nicht allmächtig. Sie konnten ihre Stärke auf ihn übertragen, aber die Schwächen seines Körpers und seines Geistes nicht vollkommen ausmerzen.
Corello hatte in den letzten Tagen viel von seiner physischen und psychischen Substanz eingebüßt - nicht zuletzt, weil er sich immer wieder gegen seine Beherrscher aufbäumte.
Wahrend er auf der einen Seite hoffte, daß Onacro einen Plan ausgeheckt hatte und ihm die Ausführung auch gelingen möge, mußte er - dem Willen der „Macht" zufolge - gleichzeitig jeden Widerstand im Keim ersticken.
Diesem ewigen Dilemma hätte sich Corello nur entziehen können, wenn er sich seinen Beherrschern ergab. Doch das wollte er nicht.
Er würde kämpfen - bis zur Selbstzerstörung.
Nachdem die zweistündige Grundschulung beendet war, sollten die acht Normalsynthos in die nächste Zelle gebracht werden, wo ihnen im Schnellverfahren eine „Vorbildung" zuteil werden würde.
Corello wartete, bis Onacro und Gorlan Lym das Abteil verlassen hatten, dann versperrte er dem weiblichen Normalsyntho den Weg, ehe sie mit den anderen den beiden lemurischen Wissenschaftlern folgen konnte.
„Wie heißt du?" fragte der Mutant.
Sie starrte ein wenig verwundert zu ihm auf.
„Ich heiße nicht", sagte sie dann.
„Du hast also keinen Namen?"
„Ja, ich habe keinen Namen", sagte die Frau und schien froh darüber zu sein, daß sie die richtige Antwort geben konnte. Sie trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. „Darf ich jetzt vorbei? Ich möchte nämlich nichts von der weiteren Ausbildung versäumen."
Corello fühlte, daß die „Macht" mit dem Gesamteindruck, den die Frau hinterließ, zufrieden war.
„Einen Augenblick noch", sagte Corello im Auftrag seiner Beherrscher. „Ich möchte von dir noch etwas wissen. Was geschieht, wenn man einen Gegenstand in die Luft wirft?"
Die Frau runzelte die Stirn und schien nachzudenken. Wenig später erhellte sich ihre Miene.
„Der Gegenstand wird wieder zurückfallen und vielleicht zerbrechen - wenn er zerbrechlich ist."
„Und was geschieht, wenn man den gleichen Gegenstand im Weltraum in die Höhe wirft?"
Diesmal dachte die Frau länger und konzentrierter nach.
Plötzlich streckte sie den Arm aus, als müsse sie Halt suchen.
„Im Weltraum gibt es kein Oben und kein Unten - mir schwindelt!"
Corello war zufrieden.
„Danke. Du kannst zu den anderen gehen."
Als Corello in die nächste Zelle kam, saßen die Normalsynthos bereits unter den Psychohauben; Onacro und Gorlan Lym standen an der Mittelsäule und taten geschäftig.
Corellos übernatürlichen Sinnen fiel sofort auf, daß irgend etwas nicht stimmte. In dem Raum lag ein geistiger Aufruhr, irgendwo war ein psychischer Unruhepol.
Corello überprüfte Alaska Saedelaere, der hinter ihm in die Zelle gekommen war. Nein, von dem Maskenträger ging die knisternde Nervosität
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