0579 - Die Psycho-Vampire
Wachstumsprozeß barg auch keine Geheimnisse mehr für ihn.
Aber der Anblick faszinierte ihn immer wieder.
Die sechs Männer standen dicht aneinander gepreßt, ihre Konturen waren nicht klar, sondern verschwommen, denn sie veränderten sich so rasch, daß das Auge nicht folgen konnte.
Es war beklemmend zu sehen, wie die Bausteine des Lebens zu Reaktionen gezwungen wurden, die in der Natur millionenfach langsamer abliefen.
Gorlan stellte sich vor, wie die Atomgruppen zu Molekülen zusammengeballt wurden, die sich wiederum zu Zellen zusammenzogen und das Gewebe bildeten - und so schnell er seine Gedanken zu einem visionären Gebilde formen konnte, so schnell lief der Wachstumsprozeß im Ato-Mol-Beschleuniger ab.
Manchmal schien es, als seien die Sechslinge zusammengewachsen, an den Schultern, dann wieder mit den Rücken oder den Händen. Aber dann wurden sie wieder getrennt, und es zeigte sich, daß es sich um eine optische Täuschung handelte, hervorgerufen durch die energetischen Ströme, die die sechs Körper umwallten.
Plötzlich fuhr Gorlan hoch. Er war so tief in seine Betrachtungen versunken gewesen, daß er nicht merkte, wie viel Zeit vergangen war.
Jetzt erst erkannte er durch einen zufälligen Blick auf seine Instrumente, daß die drei Stunden nahezu um waren. Er hatte die akustische und optische Warneinrichtung ausgeschaltet, um nicht die von Corello beeinflußten Wissenschaftler zu warnen.
Er schaltete den Ato-Mol-Beschleuniger mit den Sechslingen ab und wartete, bis die Energieglocke in sich zusammengefallen war. Dann zog er fünf der Normalsynthos wortlos vom Metallsockel und drängte sie in den Korridor, aus dem Bereich der Aufnahmekameras hinaus.
Sie warteten geduldig, bis er die Energieglocke über ihren im Ato-Mol-Beschleuniger zurückgelassenen Artgenossen wieder errichtet hatte und zu ihnen zurückkam.
„Los, vorwärts!" sagte er und drängte sie den Korridor hinunter.
Sie benahmen sich beim Gehen noch ungeschickt, weil sie ihre Beine noch nicht richtig gebrauchen konnten. Sie gaben unartikulierte Laute von sich, klammerten sich aneinander und blickten staunend um sich.
Erwachsene Männer mit der Psyche von Neugeborenen!
Als Gorlan sie ins Schulungszimmer drängte, wartete Vauw Onacro bereits. Gorlan wollte ihn schon fragen, wie er unbemerkt in diesen Raum gelangt war, als er die mannsgroße Öffnung in der rückwärtigen Wand sah.
Ein Geheimgang!
„Kehren Sie auf Ihren Posten zurück!" rief Onacro, während er die Normalsynthos wie eine Herde Tiere in den Geheimgang trieb.
Als Gorlan Lym zu den Ato-Mol-Beschleunigern zurückkam, war auch der Wachstumsprozeß der übrigen Normalsynthos beendet.
11.
Alaska Saedelaere spürte, daß sich etwas zusammenbraute.
Und er mußte untätig zusehen!
Die Rolle des bedingungslosen Sklaven behagte ihm nicht, aber ihm blieb keine andere Wahl, als sie zu spielen. Immer wenn er versuchte, die Initiative zu übernehmen, hatte ihn Corello mit hypnosuggestiven Impulsen in die Schranken gewiesen. Deshalb war es besser, so zu tun, als besäße er überhaupt keinen freien Willen.
Seine Stunde würde schon noch kommen.
Wenn er im Augenblick selbst noch nichts unternehmen konnte, so erkannte er an Vauw Onacros Verhalten, daß der Biogenetiker nicht untätig war. Er verschwand nicht selten aus der Hauptschaltzentrale, wenn Corello mit sich selbst beschäftigt war oder einen seiner Anfälle hatte.
Saedelaere wußte, daß er dann immer, gegen die fremde Macht ankämpfte, die ihn beherrschte. Corello blieb jedes Mal der Unterlegene - die fremde Macht war stärker als er.
Dem Maskenträger war es auch nicht entgangen, daß Onacro nach und nach alle Atomkraftwerke anlaufen ließ und - von Corello ebenfalls unbemerkt - fast die gesamte Maschinerie der biologischen Station in Betrieb gesetzt hatte.
Alaska konnte sich den Grund für diese Maßnahme denken: Onacro wollte Perry Rhodan und seinen Leuten die Ortung dieser Station ermöglichen.
Bisher hatte dieser recht raffiniert inszenierte Schachzug jedoch noch nicht den erhofften Erfolg erbracht, und Alaska glaubte auch dafür den Grund zu kennen. Wahrscheinlich hatten die Unterwasserstädte, die oberhalb der lemurischen Station lagen, unter den Auswirkungen von Corellos verheerender parapsychischer Tätigkeit zu leiden gehabt. Es mochte zu Katastrophen gekommen sein, so daß man sich veranlaßt sah, alle verfügbaren Kräfte zur Behebung der angerichteten Schäden heranzuziehen.
Das hatte
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