0579 - Die Sturmrösser von Khe-She
ab. Es dauerte einige Zeit, bis der Dämonenjäger wieder ins Freie trat.
Fast gleichzeitig tauchte am Himmel eine stählerne Riesenlibelle auf.
Unwillkürlich schrak Fooly zusammen. Er mochte diese Dinger nicht, die von den Menschen Hubschrauber genannt wurden. Ein solcher Flugapparat war am Tod seines Elter beteiligt gewesen. Natürlich war es dem Jungdrachen klar, daß dieser Hubschrauber mit dem Tod des alten Drachen nicht das geringste zu tun hatte. Aber das Trauma steckte tief in ihm.
Er konnte sich nur mühsam zurückhalten, um den Hubschrauber nicht anzugreifen.
Nun sah er, wie Zamorra hineinkletterte und wie der Apparat wieder startete.
Fooly wartete, bis die Maschine weit genug entfernt war. Dann breitete er seine kurzen Schwingen aus und erhob sich ebenfalls in die Luft.
Rein nach den Gesetzen der Physik hätten die Flügel die beachtliche Körpermasse des Jungdrachen überhaupt nicht tragen können, dafür waren sie viel zu klein. Aber Fooly ignorierte die Physik einfach und flog trotzdem.
Er folgte dem Hubschrauber mit Zamorra an Bord in Richtung Wales…
***
Byanca erwachte und fühlte sich schon erheblich wohler. Sie konnte sich aus eigener Kraft von ihrem Lager erheben und taumelte nicht, als sie zur Tür des Zimmers ging. Durch das Fenster drang helles Tageslicht herein.
»Sayana?« fragte sie.
Aus dem benachbarten Zimmer erklang eine helle Mädchenstimme. »Die Herrin ist nicht im Haus, Byanca, ich hole sie!« Und eine Jungamazone huschte davon, um Sayana von Byancas Erwachen in Kenntnis zu setzen.
Die Halbgöttin tastete über die Verbände. Sie fühlte nur dann Schmerz, wenn sie heftig zudrückte. Sayanas Heilkräuter taten ihre Wirkung.
Byanca wechselte in den Wohnraum hinüber, in dem Sayana auch ihre Untertanen zu empfangen pflegte. Sie fand einen Weinkrug und füllte einen kristallenen Pokal. Sie lächelte, der Pokal war ein Beutestück aus dem so fernen Elfgaard.
Sayana tauchte auf und küßte Byanca zur Begrüßung freundschaftlich. »Ich freue mich, daß es dir besser geht«, sagte sie. »Du siehst auch frischer aus, nicht mehr so totenblaß wie gestern in der Früh.«
»Gestern?« entfuhr es Byanca erschrocken. »So lange habe ich geschlafen?«
Die Amazonenkönigin nickte. »Einen und einen halben Tag, Byanca. Der Schlaf hat dir geholfen. Fühlst du dich stark genug, um zu reiten?«
»Ich… ich fürchte nicht«, erwiderte Byanca bedächtig. »Doch ich kann den Kristall einsetzen, um den Heilungsprozeß zu beschleunigen.«
»Das kostet dich wiederum Kraft.« Sayana winkte ab. »Aber keine Sorge, wir bekommen dich auch anders rasch wieder hin. Eine der alten Frauen hat die Gabe, Kristalle zu lenken. Sie wird dir Kraft geben. Sie beherrscht einen Kristall zweiter Ordnung. Für einen Heilzauber wird er ausreichen.«
Byanca nickte und wunderte sich nicht. Nicht nur die Priester vermochten mit Dhyarras umzugehen, denn nicht jeder, der sich dieser Gabe erfreute, fühlte sich zum Tempeldiener berufen.
Doch ließ sich diese Gabe meist nur in den Tempeln fortbilden und schulen und dabei so verstärken, daß später auch stärkere Kristalle bedient werden konnten. Denn wer einen Kristall benutzte, der seine eigenen Fähigkeiten überstieg, dem brannte dieser Kristall unweigerlich den Verstand aus dem Hirn.
So konnte Byanca zwar jeden beliebigen Kristall jeder Stärke benutzen, aber die Alt-Amazone würde an Byancas Zwölfer-Kristall scheitern, da sie nur mit einem Zauberstein 2. Ordnung fertig wurde.
Verwunderlicher war es da schon, daß die Frau überhaupt einen Dhyarra-Kristall besaß. Nur selten gelangte jemand, der nicht zu den Tempeldienern oder Priestern zählte, an einen der Sternensteine.
Aber damit konnte Byanca sich jetzt nicht befassen. Es interessierte sie zwar, aber sie mußte ihre Neugierde zurückstellen.
Sie nippte am Wein und rief sich die Erlebnisse in Paro wieder ins Gedächtnis zurück. Die Worte des Drachensklaven gingen ihr nicht aus dem Kopf.
Er hatte von dem Herren einer unsichtbaren Burg gesprochen…
»Sayana«, wandte sich Byanca an die Amazone, »gibt es eine unsichtbare Burg hier in der Nähe?«
Sayana legte den Kopf schräg und überlegte. »Ich hörte Gerüchte, daß sich etwas über zwei Tagesreisen wooystlich von uns eine Burg befände, eine gewaltige, uneinnehmbare Festung, die sich nur dem zeige, der eingeladen sei. Fremde aber sollen ihre Mauern nicht mal erblicken können. Was wahr ist an diesen Gerüchten, weiß ich nicht, weil niemand
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