0579 - Die Sturmrösser von Khe-She
einigermaßen verstehen.
Schließlich kehrte Raffael zurück. Er schritt durch den erleuchteten Gang an Fooly vorbei, der sich in der dunklen Kammer duckte. Der alte Diener bemerkte den Drachen nicht.
Diesmal folgte Fooly ihm nicht. Er sah, daß Raffael mit seinem Bein nicht die geringsten Schwierigkeiten hatte. Um ihn brauchte er sich also nicht mehr zu kümmern.
Interessanter war es sicher, was Zamorra tat.
Kaum war Raffael außer Sicht- und Hörweite, als der Jungdrache sein Versteck verließ, eine Menge Spinnweben von Kopf und Flügeln streifte und in Richtung Regenbogenblumen stakste.
Daß Zamorra zwischen den Blumen verschwunden war, stellte kein Pro blem dar. Fooly brauchte sich nur auf ihn zu konzentrieren, um ihm heimlich zu folgen.
Vorsichtshalber wartete er allerdings ein wenig, damit sich Zamorra von der anderen Blumenkolonie, in der er aufgetaucht war, ein wenig entfernen konnte. Schließlich sollte er Fooly ebensowenig bemerken wie zuvor Raffael…
***
Die Zeit verstrich.
In der dunklen Zelle verlor Damon jegliches Zeitgefühl. Er wußte nicht, wie lange er schon hier war. Aber sein knurrender Magen verriet ihm, daß die letzte Mahlzeit bereits lange zurücklag. Auch Halbgötter sind nicht gegen menschliche Bedürfnisse gefeit, und als er am Fluß überfallen wurde, drehte sich gerade erst der Braten über dem Feuer, der eigentlich seinen und Byancas Hunger hätte stillen sollen…
Der seltsame Zauberer würde Damon aber bestimmt nicht verhungern lassen, da er offenbar etwas von ihm wollte. Also mußte er ihn zwangsläufig einigermaßen bei Kräften halten. Es würde irgendwann jemand erscheinen und Damon Essen und Trinken bringen.
Vielleicht gelang ihm dann ein Ausbruch. Wenn er nur in die direkte Nähe eines Dhyarra-Kristalls oder in die eines magischen Kraftfeldes gelangte…
Doch es war fraglich, ob der Zauberer oder seine Helfer ihm eine Chance dazu gaben.
Damon versuchte zu schlafen, träumte wirr und erwachte schließlich wieder, als er den Riegel der Tür scharren hörte. Sein Verdacht war richtig, man brachte ihm sein Essen.
Von einem Moment zum anderen war er voll da, federte vom Boden hoch und schnellte auf die Tür zu.
Im letzten Moment konnte sich Damon zurückwerfen. Gleich drei Schwertspitzen waren auf ihn gerichtet. Damon hätte sich um ein Haar selbst aufgespießt.
Die gerüsteten Drachensklaven waren vielleicht primitiv in ihrem Denken, aber dennoch nicht dumm !
Einer stellte einen Napf und eine Wasserkanne dicht neben der Tür auf den Boden, dann wichen sie rasch zurück, und die Tür flog krachend wieder zu.
Doch bevor der Riegel wieder heruntergelassen werden konnte, sprang Damon ein zweites Mal, er prallte gegen das starke Holz und wuchtete die Tür zwei Handspannen weit zurück.
Ein schriller Laut erklang, dann pfiff etwas durch die Luft, und durch den Spalt sah Damon ein Schwert auf sich zurasen.
Wenn ihnen auch verboten war, ihn zu töten, so hinderte das seine Wächter nicht daran, ihn zu verletzen, wenn es ihnen nötig erschien.
Damon zuckte wieder zurück, da verschwand das Schwert wieder im Türspalt, die Tür knallte erneut zu, und im nächsten Moment war sie auch schon verschlossen…
Im Dunkeln tastete Damon nach dem Essen und tat sich daran gütlich. Es schmeckte zwar nicht gut, aber selbst der Halbgott konnte durchaus genügsam sein, und immerhin stillte es seinen Hunger. Er überlegte, wann wohl die nächste Mahlzeit fällig war. Beim nächsten Mal mußte der Ausbruchsversuch klappen!
Und wenn alles nichts half, dann gab es immer noch Byanca!
Sie würde Damons Entführung schwerlich tatenlos hinnehmen. Vielleicht war sie den Schwarzgerüsteten schon auf der Spur. Und Byanca war nicht so leicht abzuschütteln. Sie glich Damon in jeder Hinsicht, auch in ihrer Hartnäckigkeit. Irgendwann würde sie hier auftauchen.
Und dann waren sie zu zweit!
Zwei Schwerter mit Dhyarra-Kristallen zwölfter Ordnung!
Damit ließ sich, wenn man es geschickt anstellte, die Welt aus den Angeln heben!
Warte, Zauberer, dachte Damon. Noch sind nicht alle Stunden gezählt.
Und er postierte sich nahe an der Tür, um sofort zuschlagen zu können, wenn jemand sie öffnete.
Er wurde nicht ungeduldig. Er wartete mit dem Langmut eines uralten, großen Krokodils im Uferschlamm. Er konnte sogar im Stehen schlafen.
Er wartete auf die nächste Chance…
***
Fooly sah Zamorra in dem eigenartigen Haus verschwinden, zu dem er ihm heimlich gefolgt war. Der Jungdrache wartete
Weitere Kostenlose Bücher