0579 - Die Sturmrösser von Khe-She
düsteren Kellergewölben, aber bis hierher war der Rauch nicht gedrungen. Damon hustete, wischte sich die Tränen aus dem rußigen Gesicht und pflückte hastig die Splitter aus seiner Haut, dann erst sah er sich um.
Wächter waren keine zu erblicken. Sie hatten sich wohlweislich zurückgezogen. Damon wurde also nicht beobachtet.
Er stellte fest, daß er sich nach rechts bewegt hatte. Was hatte der Feuergott gesagt? Links wartete er, rechts der Schatten…
Nein, Damon wollte sein Leben nicht wegwerfen. Es gab immer eine Möglichkeit, er mußte sie nur finden. In der Kürze der Zeit hatte er sich nicht entscheiden können, und er wollte sich auch nicht entscheiden. Er war ein Kind des ORTHOS, doch er liebte Byanca. Es gab nichts dazwischen. Aber…
Wartete der Schatten, der Gott des Todes, schon hinter ihm im Gang?
»Du bekommst mich nicht«, murmelte Damon, »du nicht…«
Er begann zu laufen, vorbei an der noch immer niederbrennenden Tür. Und dorthin, wo Fulcor ihn erwartete!
Schon erreichte er eine Steintreppe und hetzte die Stufen hinauf. Seine Kräfte kehrten zurück, jetzt, da nicht mehr der beißende Qualm seine Lungen quälte. Er fühlte sich wieder stark.
Wo war Fulcor? Warum zeigte er sich nicht?
Damon verharrte und lauschte in sich hinein. Er versuchte die Aura des Gottes zu erfassen oder zumindest die eines Dhyarra-Kristalls. Er hielt es für unwahrscheinlich, daß der Gott ohne einen Zauberstein hierhergekommen war. Und wenn Damon es schaffte, diesen Kristall in seine Gewalt zu bekommen…!
Er konnte mit einem Kristall 12. Ordnung umgehen. Fulcor würde höchstens einen Kristall 8. Ordnung mit sich führen, für Damon kaum mehr als ein Spielzeug. Damit konnte er Fulcor zwingen, ihn freizulassen!
»Nein, Damon!« rief plötzlich der Gott und trat neben ihm unvermittelt aus der Wand. »Du kannst mich nicht zwingen! Du wirst nicht gegen mich kämpfen können, ohne daß ich dich dabei töte!«
Damon überwand seine Überraschung schnell. »Ich will nicht gegen dich kämpfen!« stieß er hervor. »Ich will nur meine Freiheit. Und ich will mein Leben so führen, wie ich es für richtig halte!«
»Du verleugnest den ORTHOS also immer noch! Warum wandtest du dich dann nicht in die andere Richtung, du Narr? O nein, du hast das Leben gewählt, also wirst du leben. Doch dein Dhyarra-Schwert wird mit deinem Verstand verbunden. Benutzt du es zu deiner Verteidigung oder zum Angriff, ehe Byanca in unsere Hände gegeben ist, wird es dir schlecht ergehen. Du weißt, was dann geschieht!«
»Nein«, murmelte Damon bestürzt. »Das kannst du nicht machen, Fulcor.«
»Rede mich an, wie es einem Gott gebührt!« brüllte Fulcor und schlug zu.
Die Faust traf den Halbgott und schleuderte ihn von der Treppe. Er rollte sich noch im Sturz zusammen und kam federnd auf, dennoch war er schon halb betäubt.
Fulcor schwebte auf ihn zu. Ein weiterer kräftiger Schlag nahm Damon endgültig die Besinnung…
Der Feuergott gab einen schrillen Laut von sich. Drachensklaven tauchten auf und gehorchten den befehlenden Gesten Fulcors. Sie trugen Damon in einen anderen Kerker, der nicht minder gut abgesichert war als sein bisheriges Verlies.
Fulcors Augen weinten Freudentränen vor Erregung. Er hatte Damon also richtig eingeschätzt. Er hatte gewußt, daß Damon auf den Bluff hereinfallen würde.
Der Schatten befand sich nicht am anderen Ende des Ganges. Er war weit fort, damit beschäftigt, in einem Scharmützel zwischen Kriegerscharen an der Grenze Rhonacons Seelen für seinen Garten zu sammeln.
»Du wirst vor mir im Staub liegen und winseln, Damon«, murmelte Fulcor. »Bald schon. Aber es wird Zeit, daß dieser unfähige Narr, der sich Zauberer und Herr dieser Burg nennen läßt, das Schwert beschafft! Beim Donnerzahn der Panzerhornschrexe!«
***
Diesmal hatte nichts Zamorra daran gehindert, in Merlins Burg einzudringen. Eben noch befand er sich draußen auf der freien Fläche, jenem kleinen Plateau, auf dem der Hubschrauber ihn abgesetzt hatte, und im nächsten Augenblick war er bereits im Innern der Burg.
Mit dieser Möglichkeit schien Merlin tatsächlich nicht gerechnet zu haben…
Aber vielleicht war der alte Zauberer jetzt schon gar nicht mehr in Caermardhin. Vielleicht hatte er sich bereits mit Nicole zur Mardhin-Grotte begeben, um Zamorras Gefährtin in die Straße der Götter zu entsenden.
Das ließ sich feststellen.
Obgleich Zamorra sich von früheren Aufenthalten her inzwischen einigermaßen in Caermardhin
Weitere Kostenlose Bücher