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0579 - Die Sturmrösser von Khe-She

0579 - Die Sturmrösser von Khe-She

Titel: 0579 - Die Sturmrösser von Khe-She Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Aufstieg gestaltete sich beschwerlicher als von Byanca erwartet. So entschloß man sich, die nun immer unruhiger werdenden Pferde zurückzulassen. Sie wollten die Reittiere nicht unnötig gefährden. Wenn sie sich die Beine brachen oder gar an riskanten Wegbiegungen abstürzten, war nichts gewonnen, aber eine Menge verloren.
    »Cylana, du bleibst als Wache bei den Pferden«, bestimmte Sayana.
    Doch Byanca schüttelte den Kopf. »Nein, das ist nicht notwendig. Sie können nicht fliehen, und niemand wird sie uns abnehmen, Raubtiere gibt es hier keine. Wir binden sie so an, daß sie sich etwas bewegen können, ohne in Gefahr zu geraten.«
    Sayana überlegte, dann nickte sie. »Gut. Aber dann hängen wir ihnen jetzt die Futterbeutel um.«
    Während die Pferde fraßen und aus den Wasserschiäuchen getränkt wurden, sattelten die Amazonen ab und entnahmen dem Gepäck, was sie unbedingt benötigten. Viel war es nicht, sie wollten sich auch nicht zu schwer belasten. Schließlich brachen sie auf.
    »Ab jetzt müssen wir vorsichtig sein«, warnte Sayana. »Wir hatten damals eine andere Wetterlage. Ich weiß nicht mehr genau, wie tief die Wolken hingen und wie nahe wir dem Schloß nun schon sind.«
    »Dann schweigen wir«, gebot Byanca.
    Jetzt übernahm sie die Führung. Trotz ihrer goldglänzenden Rüstung bewegte sie sich fast lautlos, vermied jedes Klirren des Waffengehänges. Die Rüstung selbst bestand aus mehreren Lederschichten, die vergoldet waren.
    Die Amazonen trugen leichte Schuppengewänder, die Arme und Beine freigaben und ihnen größtmögliche Bewegungsfreiheit gaben. Von Rüstungen hielten die Kriegerinnen nicht viel. Sie waren zu schwer für ihre Art des Kampfes und würden sie mehr behindern als schützen.
    Byanca wußte, daß die Amazonen im Training sogar völlig nackt kämpften, so lernten sie am schnellsten, vorsichtig zu sein und Verletzungen zu vermeiden. Das zahlte sich später aus. Meist waren Gepanzerte ihnen unterlegen.
    Nebelschleier umgaben sie. Es war ein eigenartiges Gefühl, sich durch die Wolken aufwärts zu bewegen. Die Sicht reichte gerade ein paar Klafter weit, dann wurden die Wolken undurchdringlich dicht. Was unter ihnen lag, war schon ihrer Sicht entschwunden.
    Plötzlich blieb Byanca stehen. »Ich glaube, ich sehe etwas«, sagte sie.
    Alissa trat neben sie. Sie besaß außerordentlich scharfe Augen. »Die Wolken reißen auf. Darüber sehe ich Türme…«
    Vorsichtig bewegten sie sich weiter. Aber schon zwei Klafter höher gebot Byanca abermals Halt, denn Alissa behauptete, sie könne das Wolkenschloß jetzt sehen. Es ragte über die Wolken hinaus. Darüber spannte sich der Himmel, an dem schon um diese Zeit, am hellen Nachmittag, vereinzelt Sterne funkelten. Sie waren so nah, so grausam nah und kalt in ihrem Leuchten. Fast schien es, als brauchten die Mädchen nur ihre Hände auszustrecken, um die Sterne vom Firmament zu pflücken.
    Das Schloß wurde umgeben von einer großen Festungsmauer mit unzähligen Türmchen, auf deren Zinnen sich steinerne Schwingen erhoben wie die von großen Vögeln. Dahinter erstreckten sich wohl Innenhöfe, weitere Schutzmauern und eine Vielzahl von Gebäuden.
    Auch waren winkelige Torbögen zu erkennen. Aus den Fenstern leuchtete es hell. Und alles war von Wolken umwogt, die hier und da an den Mauern leckten, als versuchten sie, in das Schloß einzudringen. Aus einigen hohen Kaminen quoll heller Rauch empor und bewies, daß das Schloß bewohnt war.
    »Die Barriere«, sagte Byanca. »Beginnt sie schon vor den Mauern oder erst am Schloß direkt?«
    »Schon vorher«, erklärte Sayana. »Seltsam, daß keine Verteidigungsanlagen zu erkennen sind. Nur das Mauerwerk und die Türme. Keine Wächter auf den Zinnen…«
    »Auch damals nicht?«
    »Auch damals nicht. Die Bewohner des Wolkenschlosses fühlten sich sehr sicher.«
    »Wo sind die Pferche?«
    »Das ganze Wolkenschloß ist der Pferch der Sturmrösser. Sie sind die Bewohner«, sagte Sayana. »Sie leben dort, wohnen in den Gebäuden wie Menschen… fast wie Menschen. Zumindest nehme ich es an.«
    Byanca sah die drei anderen Amazonen an. Sie waren alle damals mit von der Partie gewesen, als sie mit zwei Hundertschaften gescheitert waren.
    »Wo sind Eingänge?«
    »Es gibt nur den einen großen.«
    »Das ist schlecht«, sagte Byanca. »Den sollten wir besser nicht benutzen. Also werden wir wohl klettern müssen. Knotet Seile zusammen. Wir werden an der rechten Seite über die Mauer steigen. Haltet euch bereit zum

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