058 – Das Gift des Rings
strahlte allerdings das Gegenteil von Glückseligkeit aus. Sie machte eine säuerliche Miene, als die Frau näher kam.
»Ajjan da Ligrol. Ich bin eigentlich hier, um in meinem Stream über diesen Wettkampf der Stahlfresser zu berichten.«
»Man sieht Ihnen an, dass Sie nicht gerade zufrieden damit sind.«
»Man tut, was man kann, um wahrgenommen zu werden. Wenn ich geahnt hätte, die Möglichkeit zu erhalten, Sie zu interviewen, hätte ich nicht so gezögert, hierherzukommen!«
»Kein Interview!«, beschied Ihin barsch. »Fragen Sie die da unten, wenn Sie einen Bericht wollen.«
In dem größeren, tiefer gelegenen Bereich der Bar drängten sich die Naats vor den Holoprojektionen. Viele trugen bunte Schals, die ihre Unterstützung für einen der Wettstreiter bezeugten. Da Ligrol wirkte wie ein Kind, dessen Spielzeug zerbrochen war.
Ihin aktivierte das Schallschutzfeld. Eine milchige Energieröhre legte sich um ihren Tisch. Sofort verstummten die Geräusche der lautstark diskutierenden Naats ebenso wie die Protestrufe der Abgewiesenen. Alles außerhalb des Felds war nur noch verschwommen zu sehen.
»Glaubst du, da Teffron will sich umbringen?«, fragte Charron.
Ihin pustete über ihr Getränk. »Wenn er das vorhätte, würde er den Naats ganz sicher nicht die Freude gönnen, auf ihrem Planeten zu verrecken. Oder gar von ihrer Hand.«
»Was bezweckt er dann damit?«
»Wenn du mich fragst, hat ihn der Größenwahn erwischt. Er glaubt, er kann alles. Sogar in einem ... wie heißt das?«
»Tasbur.«
»Sogar in einem Tasbur gegen brünstige Naats gewinnen.«
»Vielleicht wird seine Niederlage eine wichtige Lektion für ihn sein.«
Während da Ligrol das hektische Winken aufgab und abzog, sah Ihin auf die verschwommene Holoprojektion. Offenbar erläuterte der Moderator noch immer die Verteilung der vielen Kameras über das Wettkampfgebiet. Leuchtpunkte markierten etwas an der Peripherie. Vielleicht die Startpunkte der Kontrahenten. Einer davon war Sergh da Teffron, der sonst andere für sich kämpfen ließ. Und sterben. Zu Tausenden.
Ihin sah Charron an. »Haben wir ihn überfordert?«
Natürlich meinte sie Denurion. Es war oft schwierig, genau zu verstehen, was der Xisrape sagte. Er selbst empfand seine Rede vermutlich als klar, aber sein Sprechorgan war nicht für Arkonidisch ausgelegt. Es blubberte die Laute hervor, statt sie mit Stimmbändern und Resonanzräumen zu erzeugen. Am Ende seiner letzten Ausführungen, bei der Kontaktaufnahme der Schlachtschiffe mit dem fremden Raumschiff, hatte er eine Kakophonie schriller Laute von sich gegeben, bevor er wieder in stummes Zittern verfallen war.
»Ich würde mit der Befragung warten, bis er sich wieder erholt hat, wenn ich ...«
Ihin nahm seine Hand. »Wenn wir sicher sein könnten, dass er es schafft.« Er mochte es, Ihins Hand auf seiner zu spüren. Zugleich war es ihm peinlich. Im Vergleich zu ihren grazilen Fingern erschien ihm seine Hand wie ein deformierter Ballon.
»Diese Sache mit der Welt des Ewigen Lebens und da Masgars Rolle bei der Suche danach ist interessant. Aber worauf es wirklich ankommt, ist die Antwort auf die Frage, wo sich der Imperator aufhält.«
»Wenn Orcast XXII. noch lebt.«
»Das muss er.« Charron drückte ihre Finger. »Wenn wir ihn finden und zurückbringen können, hat der Regent ausgespielt, und dieser Albtraum endet.«
»Gefährliche Worte.« Sie entzog ihm ihre Hand, um damit die Tasse zum Mund zu führen. Er erinnerte sich gern an den Geschmack ihrer Lippen.
»Ich habe überlegt, ob wir Denurion wenigstens auf die TAI'GONOZAL bringen könnten, damit die Sensoren des Medolabs unsere Gespräche nicht aufzeichnen.«
»Aber du fürchtest, dass dein Medorobot nicht ausreicht, um ihn zu behandeln?«
»Da bin ich sogar sicher. Parleen hat mir erzählt, dass er auf Basis der Informationen aus dem Zentralarchiv siebzig Behandlungen durchführen lässt. Mit immer unterschiedlichen Sprühverbänden zieht er das Gift heraus, das der Medorobot noch nicht einmal vollständig erkannt hat.«
»Wir müssen alles tun, um Denurion zu retten.«
»Und wir müssen erfahren, was er über den Verbleib des Imperators weiß.«
Draußen kam Bewegung in die Naats. Eine kleine Schlägerei, die auch nur ein derbes Kameradschaftsritual sein mochte. Sie hatten ja keine Nasen, die sie sich hätten brechen können. In dem Holotank flimmerte ein Naat mit vielteiliger Rüstung und einem grün leuchtenden Band um den Hals.
»Wir müssen ihn im
Weitere Kostenlose Bücher