058 – Das Gift des Rings
Medolabor befragen.« Ihin streckte den Zeigefinger aus der Faust. »Alles, was dort gesprochen wird, wird aufgezeichnet.« Den Mittelfinger. »Und niemand außer uns darf davon erfahren.« Den Ringfinger. »Das bedeutet, wir können nur hoffen, dass da Teffrons Tasbur die Leute hier so beschäftigt, dass sich vorerst niemand für uns interessiert. Und sobald wir wissen, was wir wissen müssen, oder Denurion in die TAI'GONOZAL verlegt werden kann, zerstören wir die Speicherbänke der Positronik.«
»Glaubst du, die sichert nicht in die Hauptpositronik der Station?«
Sie tätschelte ihren Fellball. »Ich kann ein paar Helferlein auf die Spur der Daten setzen. Sie arbeiten nicht gerade präzise und werden eher einen Flächenbrand im Datenbestand auslösen. Ein paar Systeme dieser Station werden wohl ausfallen. Das könnte von unserer eigentlichen Absicht ablenken. Die physische Zerstörung der Positronik im Medolabor bleibt dennoch notwendig. Selbst dadurch lässt sich das Risiko der Entdeckung nur minimieren, nicht ausschließen.«
»Machst du so etwas oft?«
»Ich habe eine spezielle Ausrüstung für solche Fälle. Es wird wie ein Schmorbrand aussehen.«
Charron sah auf die Naats. »Es gefällt mir nicht, Parleen so zu hintergehen.«
»Wir würden natürlich dafür sorgen, dass niemand gefährdet wird.«
Er nahm einen Schluck. Das Getränk hatte sich bereits merklich abgekühlt. »Er wird trotzdem Ärger bekommen.«
Ihin setzte den merkwürdigen Fellball auf ihre Schulter.
»Lass uns jetzt nachsehen, ob Denurion wieder ansprechbar ist.«
Die Energiewand kann ich auch sehen, wenn ich nur durch die Sichtscheibe der Fähre schaue. Dafür brauche ich die Holoanzeige nicht. Für einen kurzen Moment steht sie im Nichts des Alls, dann verschwindet sie, wie ein Blitz erlischt. Sie hat durch zwei der drei Schlachtschiffe geschnitten. Die KET'MATIR ist beinahe in der Mitte zerteilt. Beide Hälften ähneln dem Halbplaneten unter uns. Die TAI ARK'TUSSAN, die Größe des Imperiums, die Pracht Arkons, wurde weiter seitlich getroffen. Ihr fehlt nur ein kleines Stück. Feuriges Gas lodert von beiden Schiffen in das Vakuum. An den Schnittkanten glüht das Metall.
Orcast schlägt beide Hände an den Kopf. Er kann nicht glauben, dass die Schutzschirme völlig nutzlos sind.
Herak da Masgar stößt ihn zur Seite. Er legt alle Energie auf den Antrieb und beschleunigt auf unser Ziel zu, weg von den Schlachtschiffen.
Die TAI ARK'TUSSAN und das unbeschädigte Schiff feuern auf die Fremden. Das kann ich auf unseren Ortungsanzeigen sehen. Optisch ist wenig mehr erkennbar als das Aufleuchten des Schutzschirms am fremden Schiff, das jetzt nicht mehr gerade auf die arkonidischen Einheiten zufliegt, sondern Haken schlägt wie ein Pflanzenfresser auf der Flucht vor einem Raubtier.
Jetzt kreisen weniger blauweiße Lichter auf dem goldenen Ring. Aber nach und nach werden sie zahlreicher und bewegen sich schneller.
Rettungsboote und Jäger lösen sich von den Schlachtschiffen. Das letzte intakte Schiff will sich genau zwischen uns und die Fremden stellen. Bevor es diese Position erreicht, blitzt wieder die Energiewand auf. Gleißend spaltet sie das Schiff genau in der Mitte. Explosionen erschüttern es. Sie schleudern große Stücke, Trümmer, glühendes Metall in das All.
Orcast sinkt neben der Holoanzeige auf den Boden. Er ruft nach seiner Familie, seiner Frau, seinen Konkubinen und Kindern, die er alle mit sich genommen hat.
Die Fremden schleudern jetzt kürzere, kleinere Blitze. Sie zerstören die Beiboote, manche schlagen auch in die Trümmer der Schlachtschiffe ein. Die TAI ARK'TUSSAN beschleunigt auf die Fremden zu, vielleicht will ihr Kapitän sie rammen.
In der anderen Richtung füllt der Halbplanet unser Sichtfeld aus. Die Türme sind jetzt deutlich unter dem Energieschirm zu erkennen.
Da trifft uns eine Waffe der Fremden. Steuerbord verlieren wir das Triebwerk. Wir kreiseln, drehen, überschlagen uns. Herak da Masgar schreit, aber er bleibt an den Flugkontrollen. So rasen wir auf den Energieschirm zu. Orcast und Herak da Masgar schließen die Helme ihrer Raumanzüge.
Kurz bevor wir den Energieschirm erreichen, schlagen wir auf. Die Wucht schleudert uns durch die Kabine. Die Sitze werden losgerissen. Das Metall kreischt. Der Rumpf bricht, die Atmosphäre strömt ins Freie.
Als wir still liegen, sehe ich, dass ein Splitter durch Herak da Masgars Anzug gedrungen ist. Die Luft zischt heraus.
Ich lege mich über ihn,
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