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058 – Das Gift des Rings

058 – Das Gift des Rings

Titel: 058 – Das Gift des Rings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neo
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allein dem Naat entgegen, auf dessen gewaltige Brust ein Dutzend Strahlengewehre gerichtet waren. Trotzig sog Granaar die Luft ein. Er trug einen Anzug aus robustem Stoff und einen Überwurf. Kleidung in den gelben und braunen Tönen der inneren Wüsten. Das Magma, das über eine nahe gelegene Bergflanke lief, beschien sie mit rotem Licht.
    Sergh öffnete seinen Helm, der sich dadurch in seinem Nacken zusammenfaltete. Die Luft war so kalt, dass ihm für einen Moment der Atem stockte. Immerhin ließ sie sich atmen, auch wenn man das Gefühl hatte, die Lungen nur halb voll zu bekommen. »Du willst nicht niederknien«, stellte er fest.
    »Der Starke wirft sich nicht vor der Schwäche zu Boden«, grollte er. Immerhin klang hier seine Stimme dünner, als man es von Naats gewohnt war.
    »Ich sehe deinen Stolz. Deine Stärke sehe ich nicht. Ich kann kommen und gehen, wie es mir beliebt. Du bist hier gefangen. Ich kann dich töten lassen. Dein Leben gehört mir.«
    »Allenfalls mein Tod. Sie haben nicht mehr Stärke, als man braucht, um Sensorfelder anzuwählen und Befehle zu sprechen.«
    »Du frecher Emporkömmling!«, brüllte ter Marisol durch die Akustikfelder seines Kampfanzugs. »Willst du wohl endlich vor der Hand des Regenten knien?«
    Sergh gebot mit erhobener Hand Schweigen. Er wandte den Blick nicht von Granaar. »Ich stehe für Arkons Stärke.«
    Der drei Meter große Koloss ballte die dreifingrigen Hände. Würde er sich auf Sergh stürzen, ungeachtet der Konsequenzen?
    Nein. Dieser Naat will leben. »Du hast die Macht des Imperiums erfahren, als du in der Flotte gedient hast. Wir haben uns ein Reich unterworfen, vieltausendfach größer als Naat.«
    »Sie haben gegen Schwache gekämpft.«
    »Wir haben auch Naat geknechtet.«
    »Vor Jahrtausenden.«
    »Und seitdem haben wir jeden Aufstand niedergeschlagen.«
    »Sie halten uns mit Gift und Bomben ruhig.«
    »Nein. In Wahrheit dient ihr uns, weil es eine Ehre ist, den Stärksten zu folgen. Und weil es klug ist. Wer sich dem Starken in den Weg stellt, stirbt einen sinnlosen Tod. Wer ihm dient, wird belohnt.«
    »Ich habe keinen Lohn für Naat gesehen.«
    Sergh lächelte wohlkalkuliert. »Worte verweht der Wind. Die Taten zählen. In ihnen liegt Ehre. Wie im Tasbur an der Großen Grube von Luusok.« Sergh ließ das Gesagte wirken, bevor er fortfuhr. »Dort willst du dir Ehre und Nachkommen erwerben, wie mir berichtet wurde.« Sergh achtete darauf, keine Fragen zu stellen. Nach Novaals Rebellion hatte er intensiv die Philosophie der Naats studiert. Der Starke traf Aussagen oder schwieg. Nur Schwächlinge bettelten um Antworten.
    »Ich werde kaum teilnehmen können.«
    »Ich habe die Macht zu zerstören und zu geben. Ich kann dich mit mir nach Naat nehmen.«
    Die ledrige Haut im Gesicht des Naats bewegte sich, sodass die Narben gezackte Muster bildeten, bevor sie wieder zur Ruhe kamen. »Sie haben keinen Grund dazu.«
    »Ich könnte es tun, damit der Stärkste der Naats am Tasbur teilnimmt.«
    »Daran haben Sie kein Interesse.«
    Sergh trat einen Schritt auf Granaar zu. Er bereute es sofort. Zwar bewies er dadurch seine Furchtlosigkeit, aber jetzt musste er zu dem Riesen aufsehen wie ein Kind. »Du hast auf unseren Schiffen gelebt, und dennoch kannst du uns nicht begreifen! Wir wollen, dass Naat stark ist. Wir wollen starke Naats. Starke Soldaten. Zur Sicherheit und zum Ruhm des Imperiums.«
    Granaar dachte nach. »Ich traue Ihnen nicht«, sagte er.
    »Vertrauen ist unnötig. Es ist nur ein Wort. Komm mit mir.«
    »Sie glauben, ich habe Angst davor, dass Sie mich erschießen lassen.«
    »Selbstverständlich hast du das. Es wäre ein ehrloser Tod, von dem niemand erfahren würde. Aber ich könnte dich auch einfach hier zurücklassen. In der Bedeutungslosigkeit.«
    »Dann hätten Sie nicht zu kommen brauchen.«
    »Vielleicht habe ich mich in dir getäuscht. Man hat mir von einem starken Krieger berichtet. Einem, der es wert ist, viele Söhne zu zeugen. Aber dazu gehört auch Entschlossenheit. Man muss sich dem Sturm stellen, wenn er kommt, ebenso wie der Kristallkatze oder dem Wüstenwürger. Die Große Grube von Luusok wird sich lange nicht mehr öffnen. Peshteer magst du überleben. Aber dann müsstest du jahrelang von Grube zu Grube ziehen, um eine mit dem passenden Duft zu finden. Vielleicht könntest du irgendwann Nachkommen zeugen. Aber die Ehre von Luusok wäre niemals dein.«
    »Der Rat der Triumphatoren ...«, sann Granaar.
    Davon hatte Sergh noch nie gehört.

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