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058 - Das Monster

058 - Das Monster

Titel: 058 - Das Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John E. Muller
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unvergeßlichen Anblick …
     

     

Roger Quentin stand wie angewurzelt. Er sah ungläubig auf das ungeheuerliche Gebilde, das sich schwerfällig in Richtung Speisezimmer bewegte. Es war ungefähr einen Meter achtzig groß und wirkte feucht und schleimig, wie ein gerade geschlüpftes Küken. Das war aber auch alles, was an ein Küken erinnerte. Das Wesen war – im weitesten Sinne – humanoid, ein Menschenaffe. Es sah aus wie ein riesiger Orang-Utan oder Gorilla. Seine schwerfällige Gestalt hatte etwas von der unproportionierten Plumpheit einer Schimpansin. Obwohl es sich ganz offensichtlich um ein neugeborenes Wesen handelte, zeigte es ein Reifestadium, das in keiner Weise zu einem Neugeborenen paßte. Seine Bewegungen wirkten so unbeholfen, als ob es die Funktion seiner Gliedmaßen noch nicht kontrollieren könnte. Ab und zu stolperte es schwer und taumelte gegen die Flurwände. Roger Quentin begriff, nachdem er sich vom ersten Schreck erholt hatte, daß dieses Ding der Embryo aus dem Inkubator war. Aber es war kein Embryo mehr.
    Der Fötus hatte seinen gläsernen Uterus verlassen und war, zumindest teilweise, flügge geworden. In Roger Quentins Bewußtsein mischten sich Angst und Schrecken mit einem gewissen Schuldgefühl. Er war an diesem Experiment beteiligt. Er war am Entstehen dieses roten, schleimigen Mutantenungeheuers eines Lebewesens ebenso schuldig wie Durger oder Harry Bolton. Das entsetzte Zimmermädchen hatte einen Nervenzusammenbruch, und Eve Dante bemühte sich um sie. Als das Ding im Flur bis auf drei Schritte herangekommen war, kam wieder Leben in Roger Quentin. Er fuhr herum und ergriff einen Stuhl, um sich vor dem gefährlichen Säugling aus dem Labor zu schützen. Eine schleimige, weiche Pfote griff nach dem Stuhl und zerrte daran. Die unsteten Augen des Wesens sahen Roger trübe an. Er stieß den Stuhl nach vorn, in der Hoffnung, den unwillkommenen Besucher zurückdrängen zu können, der jedoch keinerlei Neigung zeigte, sich zurückdrängen zu lassen. Der Embryo stieß und zerrte an dem Stuhl. Es waren wohl eher instinktive Reflexe, vermutete Roger, als logische Überlegung. Dennoch gelang es ihm, Roger den Stuhl zu entreißen. Da ihn das jedoch einige Mühe gekostet hatte, gab Roger die Hoffnung noch nicht auf, obwohl es ihn ziemlich aus der Fassung brachte, festzustellen, daß sein Widersacher zumindest ebenso stark war wie er, wenn nicht noch stärker. Und dabei war er erst ein paar Stunden alt! Was erwartete sie, wenn dieser so furchtbar beschleunigte Wachstums- und Reifeprozeß noch weiter fortschritt? Oder würde vielleicht ein plötzlicher Stillstand eintreten? Würde der Metabolismus dieses Wesens überfordert sein, so daß sein übermäßiges Wachstum zum Tode führte? Fragen über Fragen. Das Ding schien von beachtlicher Zähigkeit zu sein. Quentin wurde zurückgedrängt, und das Monster schwankte ins Eßzimmer. Es war die Inkarnation eines Alptraums, und Rogers Verstand sträubte sich noch immer, an die Realität dieses Geschöpfes zu glauben.
    Es hob einen Tisch hoch und kippte ihn um. Das Geräusch berstenden Geschirrs würde Quentin bis an das Ende seiner Tage verfolgen. Roger ergriff einen anderen Stuhl undschlug mit aller Kraft auf das neugeborene Affenwesen ein. Es grunzte irritiert, wischte den Schlag jedoch weg wie ein Pferd, das eine lästige Fliege mit dem Schweif verscheucht. Eve Dante schrie auf, als sie einen Blick aus den Augen des Monsters auffing, und lenkte seine Aufmerksamkeit dadurch von Roger ab. Es versuchte, das neue Ziel mit den Augen zu erfassen, und tappte schwerfällig auf Eve zu. Roger hob den umgestürzten Tisch auf und versetzte dem Affen einen Schlag in die Seite. Die Wucht des Aufpralls riß ihm fast den Arm aus, und der Affe taumelte ein wenig. Wieder holte Roger mit dem Tisch aus, und wieder schwankte das Untier. Es drehte sich um. Im gleichen Augenblick schlug Roger zum dritten Mal zu, und es stürzte zu Boden. Schuld daran war wohl eher seine eigene Unfähigkeit, das Gleichgewicht zu halten, als die Wucht der Schläge. Es brüllte wütend auf.
    Das Mutantenungeheuer bot einen grotesken Anblick, als es einige Sekunden lang auf dem Rücken lag, wie eine fette, widerwärtige Küchenschabe. Dann raffte es sich auf und wankte mit großen Schritten auf Quentin zu. In seinen unsteten Augen loderte rasender Zorn. In seinem offenstehenden Maul wurden sehr kurze Zähne sichtbar, die den Kiefer der Bestie gerade erst durchbrochen hatten. Eine weitere

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