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058 - Das Monster

058 - Das Monster

Titel: 058 - Das Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John E. Muller
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lächelte ihm zu und küßte ihn leicht auf die Wange. Alles Glück der Welt lag für ihn in diesem Kuß. Er nahm sie in die Arme, und ihre Lippen fanden sich. Eine Ewigkeit schien vergangen, als er wie aus einem Traum erwachte und seine Umwelt wieder wahrnahm.
    „Irgendwie“, flüsterte Eve, „ist Bolton und alles hier unwichtig geworden …“
    „Ich gehe hinauf und mache mich ein bißchen frisch“, sagte Roger. „Wenn ich wieder herunterkomme, sehen wir weiter. Schließlich stehe ich offiziell noch auf Boltons Gehaltsliste. Ob das allerdings noch der Fall sein wird, wenn Durger sich bei ihm beschwert hat …“
    „Ich glaube nicht, daß das seine Art ist. Wenn er die Sache erst einmal in Ruhe überdacht hat, wird er es sich vielleicht anders überlegen.“
    „Warum?“ fragte Roger.
    „Er müßte seine Niederlage eingestehen. Ein Mann wie er behält so etwas lieber für sich.“
    „Durchaus möglich“, gab Quentin zu.
    Er ging hinauf, wusch sich und wechselte das Hemd. Sein Kittel hatte ein paar Blutflecken abbekommen. Er zog einen neuen an und warf den alten in den Wäschekorb. Zum Glück waren Blutflecken in einem biologischen Versuchslabor nicht verdächtig. Es war kaum anzunehmen, daß die Wäscherei eine analytische Abteilung unterhielt, um festzustellen, ob das Blut menschlichen oder tierischen Ursprungs war. Der Gedanke amüsierte ihn. Als er ins Labor zurückkam, wurde gerade Inspektor Ray Vernon vom Tierschutzverein gemeldet. Vernon war ein sympathischer Bursche mit hellen Augen und dunklem, an den Schläfen schon leicht ergrautem Haar. Roger begrüßte ihn und bat ihn herein.
    „Nur ein Routinebesuch, Sir“, sagte Vernon. „Wie Sie wissen, behalten wir Privatzoos, biologische Forschungslabors und dergleichen gern im Auge. Wir hatten bisher zwar nie Anlaß zur Klage, aber Routine ist Routine, und …“ Er zögerte, „nun, Sie wissen ja.“
    „Ja, natürlich. Ich bin davon überzeugt, daß Ihre Arbeit sehr wichtig ist.“ Quentin sprach und handelte mit einem neuen, starken Selbstvertrauen. Er sah unentwegt Durger vor sich, wie er auf dem Boden lag und um Verzeihung bat. So mußte das Leben sein, dachte Quentin. Man darf sich nicht unterkriegen lassen. Man muß das Leben bei der Gurgel packen und so lange schütteln, bis man kriegt, was man will. Das war die Philosophie des modernen Menschen. Er glaubte, zu wissen, was er bisher falsch gemacht hatte. Er war zu unterwürfig gewesen, zu schnell bereit, sich von Leuten entmutigen zu lassen, die ihm im Grunde zwar unterlegen waren, aber höhere Positionen innehatten. Seine Auseinandersetzung mit Durger hatte ihm ein ungeahntes Selbstvertrauen geschenkt. Wer mit Durger fertig wurde, wurde auch mit allem anderen fertig. Er fragte sich, was geschehen wäre, wenn er verloren hätte. Es wäre ein moralischer Tiefschlag gewesen, von dem er sich so schnell nicht erholt hätte. Aber er hatte nicht verloren! Er hatte hoch gespielt und gewonnen! Er konnte es noch immer kaum fassen, daß er so viel gewagt hatte.
    „Was ist denn das hier? Sieht interessant aus!“ Die Worte Vernons rissen ihn abrupt aus seinen Gedanken.
    „Oh, es ist ein Embryo, der künstlich aufgezogen wird.“ Roger grinste.
    „Ich glaube nicht, daß ich dafür zuständig bin“, antwortete Vernon. Er musterte interessiert den Inhalt des Inkubators.
    „Aha. Sie beschäftigen sich nicht mit dem Fötus, aber sobald er geboren ist, sind Sie zuständig, nicht wahr?“
    „So ist es. Ich könnte es zwar nicht so wissenschaftlich ausdrücken, aber es läuft darauf hinaus.“
    Roger beobachtete den Embryo im Inkubator. Sein Reifeprozeß spielte sich vor ihren Augen ab. Er war unglaublich gewachsen, seitdem Roger ihn das letzte mal gesehen hatte.
    „Wenn es keine Mutter gibt, sondern nur eine künstlich geschaffene Umgebung, wie hier, wenn die Mutter ein Glasbehälter ist, in den die Nährlösungen tropfen, sollten wir uns eigentlich auch um das Wohlergehen eines Fötus kümmern.“ Vernon besaß offensichtlich gewisse Kenntnisse der Biochemie und Biologie.
    „Können Sie feststellen, ob das Ding Schmerzen empfindet? Würden Sie behaupten, es sei unglücklich?“
    Vernon warf Roger einen argwöhnischen Blick zu. Machte der junge Mann sich über ihn lustig?
    „Nein, ich glaube nicht, daß es unglücklich ist, oder schlecht behandelt wird“, gab Vernon zurück. „Aber ich kann nicht behaupten, daß mir diese Art Experimente sonderlich sympathisch sind. Was soll aus dem Ding

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