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058 - Das Monster

058 - Das Monster

Titel: 058 - Das Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John E. Muller
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weit ich das beurteilen kann, hält Bolton nicht sehr viel von dem ehrbaren Beruf seiner Eltern“, meinte Quentin.
    „Zu viel Geld“, sagte Durger, „zu viel Geld und keine Skrupel. Finanzielle Hypertrophie und moralische Atrophie!“
    „Sehr treffend bemerkt“, sagte Roger. „Da diese Porträts demnach keinen ideellen Wert darstellen, wollen wir mal sehen, ob unser wutschnaubender Freund ein ästhetisches Empfinden hat!“ Quentin riß eines der schweren, goldgerahmten Gemälde von der Wand und schmetterte es dem Mutantenungeheuer über den Schädel. Es kam einen Moment ins Stocken und zerrte wütend an den Leinwandfetzen, die seine Sicht behinderten. Der Rahmen rutschte ihm über die Arme und preßte sie an den Körper. Aber nur für den Bruchteil eines Augenblicks. Dann flogen Goldrahmen und Leinwand durch die Luft. Das Geschöpf heulte und tobte vor Wut, während es das Bild zerfetzte. Ein Stück des Rahmens flog an Quentins Kopf vorbei und riß ein großes Loch in die Stuckverzierungen der Wand.
    „Vandalismus!“ sagte Roger ruhig.
    Durger schaute ihn überrascht an. „Ich verstehe Sie nicht“, flüsterte er. „Was ist los mit Ihnen?“
    „Wir sollten uns lieber darum kümmern, was mit dem Ding da los ist“, gab Roger zurück.
    Eve Dante und das Zimmermädchen befanden sich hinter den beiden Männern. Quentin versuchte, sich selbst objektiv zu sehen. Er wunderte sich über die erstaunliche Ruhe, die er an den Tag legte. Es war, als hätte er sich im gleichen Maße gewandelt wie Durger. Durgers verzehrender Fanatismus hatte eine Art Selbstzerstörung bewirkt. Quentin dagegen wurde immer ruhiger und ausgeglichener. Woran mochte das liegen? War es möglich, daß die radioaktive Strahlung nicht nur den Embryo, sondern auch ihn und Durger beeinflußt hatte? Vielleicht lag es aber auch nur an den sich überstürzenden Ereignissen, durch die sie alle ein wenig überfordert wurden. Der Kampf mit Durger beispielsweise war eine Erfahrung, die er wohl nie im Leben vergessen würde. Er hatte neues Selbstvertrauen gewonnen. Vielleicht war das der Grund dafür, daß er dem Monster jetzt so verhältnismäßig ruhig und gelassen entgegentreten konnte.
    „Wir brauchen wirklich ein Netz“, sagte er beipflichtend zu Durger.
    „Ganz richtig.“ Durger schien sich gefangen zu haben. „Wandteppiche oder Vorhänge“, sagte er. „Damit müßten wir ihn aufhalten können.“
    Sie bogen um eine Ecke. Die Wände waren hier nicht mit Porträts, sondern mit zum Teil sehr alten, kostbaren Wandteppichen und Vorhängen dekoriert. Roger riß einen davon herunter und warf ihn über den Affen, der unschlüssig stehenblieb, weil ihm die Sicht genommen war. Roger und Durger nützten die Chance und warfen einen zweiten Vorhang über die rasende Bestie. Das Haus hallte wider von dem wilden Geheul des Monsters, das sich verzweifelt bemühte, loszukommen.
    „Wir müssen etwas unternehmen, sonst erstickt es“, sagte Durger. Er warf Quentin einen schnellen Blick zu. „Holen Sie ein Beruhigungsmittel aus dem Labor, aber ein starkes!“
    „Ich hole es schon. Halten Sie ihn so lange fest.“ Eve Dante hastete die Treppe hinunter, während Quentin, Durger und das Zimmermädchen, das sich inzwischen auch beruhigt hatte, das tobende Tier niederhielten. Immer wieder gelang es ihm, seine Peiniger abzuschütteln, aber Eve kam rechtzeitig zurück. Quentin nahm die Spritze, und ohne lange zu fragen, was sie enthielt, machte er die Injektion.
    „Ich habe ihm Nummer sieben gegeben“, sagte Eve hastig zu Durger. „Es ist das stärkste.“
    „Gut.“
    „Wie lange wird es dauern, bis es wirkt?“ fragte Quentin.
    „Wir haben es selbst entwickelt“, sagte Durger. „Es wirkt sehr schnell. Vielleicht in einer bis anderthalb Minuten.“
    Was immer die radioaktive Strahlung bei dem sonderbaren Lebewesen auch bewirkt haben mochte, seine Widerstandskraft gegenüber Beruhigungsmitteln war normal. Noch vor Ablauf der von Durger angegebenen Zeit wurden die kraftvollen Bewegungen schwächer.
    „Wir haben ihn!“ sagte Eve triumphierend.
    „Es wurde auch Zeit!“ Roger wischte sich den Schweiß von der Stirn. Durger hatte sich wieder völlig in der Gewalt. Nun, da die Gefahr vorüber war, war Durger wieder fast der alte, und auch das fanatische Leuchten trat wieder in seine Augen. Ganz unauffällig übernahm er wieder die dominierende Rolle in der Gruppe. Sein Einfluß würde zwar nie wieder so stark werden wie früher, aber er hatte wieder zu sich

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