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058 - Der Duft von Sandelholz

058 - Der Duft von Sandelholz

Titel: 058 - Der Duft von Sandelholz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaelen Foley
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spürte er, wie ihm jemand nachsah.
    Unauffällig warf er einen Blick zurück zu Lord Sinclairs Haus - und bemerkte eine Bewegung an einem der oberen Fenster. Kurz bevor die Vorhänge wieder verschlossen waren, hatte er eine untersetzte Gestalt am Fenster entdeckt.
    Mit finsterer Miene blickte er wieder nach vorn. Verlogener Bastard, dachte er, Sinclair ist zu Hause, er will mich nur nicht sehen.
    Natürlich war das keine Überraschung. Er war nicht gerade der Liebling des Vorsitzenden.
    Egal. Er würde den Earl später irgendwo zur Rede stellen, wo er sich nicht verstecken konnte, und ihn dann befragen. Am liebsten nach einer Mahlzeit, einem Bad und wenigstens ein paar Stunden Schlaf.
    Als Derek den schwarzen Hengst zurück in den Stall bei Althorpe brachte und ihn den Pferdeburschen übergab, grinsten die beiden Jungen von einem Ohr zum anderen.
    „Ihre Freundin war hier, Major."
    „Sie hat die Stute geholt."
    „Lily?", rief er. „Ich meine - Miss Balfour?"
    „Ja, sie war es."
    „Sie bat uns, Ihnen ihren Dank auszurichten."
    „Dank?", wiederholte er. Nun, er hatte ihr gesagt, dass er ihr das Pferd übergeben wollte, und nachdem sie in der vergangenen Nacht so verärgert darüber gewesen war, ihn halb betrunken in einer Taverne zu finden, wollte sie wohl ihr Geschenk abholen, mit herzlichem Dank und auf Wiedersehen. „Hat sie - hat sie sonst noch etwas gesagt? Dass sie vielleicht zurückkommen würde?"
    „Nein, Sir."
    „Dann - danke."
    Er seufzte und kratzte sich die stoppelige Wange, die dringend eine Rasur brauchte.
    „Wenn sie das Pferd zurückbringt, wäre einer von euch Jungen dann so freundlich, mir Bescheid zu sagen?"
    „Aye, Sir."
    „Danke." Als er in seine Wohnung zurückkehrte, gab er Aadi und den anderen Dienstboten dieselbe Anweisung. Anschließend ging er in sein Zimmer und fiel aufs Bett. Es dauerte nur wenige Minuten, bis er eingeschlafen war.
    Er schlief traumlos.
    Einige Zeit später weckte ihn ein Klopfen an der Tür. Blinzelnd fand Derek ins Bewusstsein zurück und war überzeugt davon, eben erst die Augen geschlossen zu haben.
    Als er sich ein wenig aufrichtete, sah er, dass sein Bruder den Kopf zur Tür hereinschob und mit einem seltenen Lächeln mit der Post winkte. „Ein besonderer Brief für den Major."
    „Colonel Montrose?"
    „Besser", erwiderte Gabriel. Er kam herein und warf den Brief auf Dereks Bauch.
    Der nahm ihn sofort an sich und riss ihn auf. Schweigend überflog er die wenigen Zeilen. „Er ist von Lily."
    „Ich weiß. Was steht in dem Brief? Dass sie dir verzeiht? Dass sie dich hasst?"
    „Nichts dergleichen", erwiderte Derek, noch etwas benommen vom tiefen Schlaf.
    „Sie will mich sehen."
    „Das könnte ein gutes Zeichen sein. Oder ein schlechtes." Gabriel sah ihn vielsagend an, danach verließ er das Zimmer. Er überließ es dem „kleinen Bruder", allein darüber nachzudenken, was diese Lady ihm wohl zu sagen hatte.
    Derek fand aber auch keine Antwort, er wusste nur, dass er darauf bis zehn Uhr abends warten musste. Diese Zeit hatte Lily in dem Brief angegeben.
    Als die verabredete Stunde für ihr heimliches Rendezvous endlich herankam, blickte Derek in die nachtschwarze Mündung der Gasse vor ihm und entwickelte sofort eine starke Abneigung gegen diesen Ort.
    Er war nicht sicher, warum er so heftig auf ihren vorgesehenen Treffpunkt reagierte, aber wenn man so lange im Kampf gedient hatte ...
    Etwas schien nicht zu stimmen.
    Sein erster Gedanke galt Lilys Sicherheit. Verdammt, was dachte sie sich nur? Eine junge Lady ganz allein, die hier draußen in der Dunkelheit wartete? Selbst das vornehme Mayfair hatte seine Straßenräuber. Und Schlimmeres.
    Wenn irgendjemand ihr etwas antat ...
    „Lily?" Er sah sich aufmerksam und vorsichtig in der Dunkelheit um, erst dann stieg er vom Pferd und bewegte sich wachsam und zurückhaltend.
    Er konnte sie nicht sehen. Aber er meinte, weiter vorn ein leises Geräusch gehört zu haben.
    Verdammt.
    Entweder er war übervorsichtig oder es befand sich mehr als ein Mensch in dieser Gasse.
    Übervorsichtig.
    So musste es sein. Dies hier war nicht Indien.
    Dies war das zivilisierte London, und nicht überall fand eine Schlacht statt. Nur in seinem Kopf.
    Dennoch legte er mit gewohnheitsmäßiger Geste die Hand an den Degen. Die Pistole trug er bereit an der anderen Hüfte. Er blickte zu seinem Pferd, das schärfere Sinne besaß. Der schwarze Hengst spitzte die Ohren und blähte die Nüstern.
    Langsam führte er das Pferd vorwärts.

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